Freitag, 07.02.2020: Stromzähler

Neulich hat ein Monteur vom Energieversorgungsunternehmen einen neuen Stromzähler im Keller eingebaut. Das ist jetzt so ein neues raffiniertes Ding mit digitaler Anzeige. Es hat nicht mehr das klassische Drehrad, an dessen Tempo man schön den momentanen Stromverbrauch abschätzen konnte. Nur noch Zahlen im Display, die auch noch ständig wechseln. Es braucht eine mitgelieferte Broschüre, um sie deuten zu können. Aber im Grunde ist das ein feiner Kerl, dieser neue Stromzähler. Nicht nur, dass er von sich aus zwei Zeiten unterscheidet, wann der Strom teurer und wann er billiger ist. Er rechnet auch damit, dass man ihm etwas zurückgibt. Einspeisung heißt das im Elektrikerdeutsch. Der Zähler geht davon aus, dass man nicht immer nur nimmt, sondern auch von seinem eigenen Überfluss in energetischer Hinsicht immer mal etwas abgibt, z.B. von der Solaranlage auf dem Dach oder dem Windrad im Hof. Beides habe ich nicht, aber trotzdem finde ich es gut, dass das keine Einbahnstraße mehr sein muss. Das macht den Stromzähler etwas menschlicher.

Denn unter den Menschen, da ist es eigentlich auch immer ein Geben und Nehmen. In einem bekannten christlichen Lied heißt es:

"Keiner, der nur immer redet,
keiner, der nur immer hört.
Keiner, der noch alles braucht,
und keiner, der schon alles hat.
Jeder lebt von allen andern;
jeder macht die andern satt."

Da steckt eine tiefe Weisheit drin. Das, was wir anderen gegeben haben, das wissen wir meistens ganz genau. Aber was wir von anderen empfangen haben, vielleicht auf einer ganz anderen Ebene, das ist uns oft viel weniger bewusst. Der neue Stromzähler ist mir da ein Vorbild. Bei ihm zählt auch, was er nimmt. So will ich es auch machen. Und gehe dankbar in den neuen Tag.

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.