Zeitreise Lichtgeschwindigkeit
In der Theorie sind Zeitreisen möglich. Doch wie sieht es in der Praxis aus? Bildrechte: imago/STPP

Thema Zeit Sind Zeitreisen möglich?

03. Januar 2020, 11:52 Uhr

Durch Raum und Zeit reisen: Dass man innerhalb eines Raumes von einem Ort zum anderen reisen kann, steht zweifelsfrei fest. Doch kann man sich auch von der einen Zeit in eine andere bewegen? Sind Zeitreisen möglich?

Achtung festhalten, nicht vor Schreck aus dem Raum-Zeit-Kontinuum purzeln! Denn: Zeitreisen sind mehr als Science-Fiction! Sie sind möglich. Also zumindest rein theoretisch ...

Was tatsächlich stimmt, ist: Die Einsteinschen Gleichungen lassen Lösungen zu, bei denen die Zeit im Kreis verläuft. Also wo man sich immer wieder wiederholt.

Hermann Nicolai, Quantenphysiker

Toll! Quantenphysiker Hermann Nicolai geht fest davon aus, dass es im Universum Orte gibt, an denen die Zeit nicht einfach nur schneller oder langsamer vergeht, sondern an denen gewissermaßen täglich ein Murmeltier grüßt. Diese Information erscheint nicht unwichtig, wenn man eine Zeitreise planen möchte.

Um einen solchen Ort der Extreme finden zu können, so Nicolai, müsse man ganz nah ran an ein Ungetüm mit unbekanntem Inhalt - an ein Schwarzes Loch: "Wenn man in den Horizont eines Schwarzen Loches eintaucht - das ist ja die Haut, die das Schwarze Loch umgibt - wenn man da hineingeht, dann existieren dort Zeitschleifen, hinter dem Horizont."

Traumziel Schwarzes Loch

Ein real existierender Ort, an dem immer wieder das Gleiche passiert. Wie soll das möglich sein? Nicolai klärt auf: "Die Zeit in der Umgebung eines Schwarzen Lochs die verläuft ganz anders. Und wenn man sich dem Schwarzen Loch nähert, dann schaut es so aus, als würde die Zeit stehen bleiben. Und das hat nichts mit gut funktionierenden Uhren zu tun. Sondern es ist die Zeit selbst, die stehen bleibt."

Dieser Ausflug ist allerdings nicht zu empfehlen. Unsere Körperteile würden spaghettisiert, also in die Länge gezogen. Genauso wie die Zeit. Alles würde seeehr laaaang. Der Vorteil wäre, dass man ohne Probleme seine eigenen Urenkel kennenlernen könnte - theoretisch. Denn, so Nicolai: "Wenn Sie hinkommen, kommen Sie nicht mehr raus. Also, mal abgesehen davon, dass Sie den Eintritt in das Schwarze Loch nicht überleben werden."

Reisen mit Lichtgeschwindigkeit

Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit, eine Zeitreise zu machen. Dafür müssen wir kein Schwarzes Loch besuchen. Es reicht, sich sehr sehr stark zu beschleunigen. Der Kernphysiker Steffen Turkat aus Dresden erzählt uns, wer oder besser gesagt, was das kann: "Es gibt Teilchen, für die bewegt sich die Zeit gar nicht fort. Lichtteilchen - Photonen - bewegen sich mit Lichtgeschwindigkeit. Die haben gar nicht diesen Zeitbegriff. Für die steht die Zeit still."

Lichtteilchen müsste man sein. Entspannt auf einer Welle surfen und komplett die Zeit vergessen. Dummerweise sind wir Menschen aber keine Photonen und damit nicht in der Lage auf 300.000 Kilometer pro Sekunde zu beschleunigen. Wir sind zu massereich. Schade.

Einladung von Hawking

Was machen wir denn nun mit unserer Zeitreise? Jetzt verrate ich Ihnen etwas: Der Beweis dafür, ob Zeitreisen für Menschen jemals möglich sein könnten, wurde längst erbracht. Und zwar an einem Abend des Jahres 1994. Und das von niemand geringerem als Steven Hawking. Der Astrophysiker hatte damals zu einer Party - genauer zu einer geschlossenen Gesellschaft - geladen. Mit einer ganz bestimmten Frage im Hinterkopf, wie Quantenphysiker Nikolai erzählt: "Ja wo sind denn all die Außerirdischen, die aus der Zukunft zu uns zurück gereist sind? Warum sitzen die jetzt nicht alle hier am Tisch? Und erzählen uns was von der Zukunft?"

Hawking hatte nämlich ausschließlich Zeitreisende eingeladen – und zwar auf einer Karte, die er erst nach der Party in alle Welt verschickte. Sie ahnen sicher, wie das Experiment ausging. Es war ein einsamer Abend - ein Dinner for One. Auch Nikolai macht uns nicht allzu große Hoffnung für unser menschliches Zeitreise-Projekt. Das Problem sei nämlich: "Man kommt dann sofort in Schwierigkeiten mit Kausalität."

Gesamtes Universum verändern

Alles hängt mit allem zusammen. Verändert man etwas in der Vergangenheit, kommt es zu Paradoxien, beschreibt auch der Astrophysiker Harald Lesch: "Dann müsste man das gesamte Universum verändern. Weil alles so zusammenhängt... Ein Paar, ein Liebespaar, fragt sich: Sag mal, wie ist das eigentlich damals gekommen, dass wir uns über den Weg gelaufen sind. Jetzt stell Dir mal vor, ich wäre zwei Minuten später gekommen, die Kinder wären ja nie ..."

Also: im Universum, das können wir festhalten, sind Zeitreisen wirklich möglich. Im Horizont eines Schwarzen Loches sind sie "Alltag". Und Lichtphotonen kennen nicht einmal Zeit. Doch all das gilt nur für bestimmte Formen von Materie und eben nicht für uns Menschen. Für uns vergeht die Zeit in eine Richtung und wir können nicht zurück.

"Das ist vielleicht das große Abenteuer, das wir Leben nennen" beschreibt es Harald Lesch. "Dass man nämlich ein totales Zeiterlebnis hat. Und deswegen muss man auch so vorsichtig und wertvoll mit seiner Zeit umgehen. Weil, man hat nur diese eigene Zeit."

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR RADIO | 01. Januar 2020 | 07:15 Uhr

2 Kommentare

MDR-Team am 03.01.2020

Lieber "Untertan",

danke für die Anregung. Uns ging es um die aktuellen Aussagen von Physikern zum Thema, ob Menschen von einer Zeit in die anderen reisen können – und nicht in die andere Zeit anderer Menschen.
Wir können uns in einem weiteren Artikel gern mit dem Zwillingsparadoxon, mit der Zeitdilatation und dem Lorentzfaktor beschäftigen.
Das Prinzip ist ja bekannt. Kleiner Lesetipp für lange Winternächte: Eberhardt de’l Antonio (Heimkehr der Vorfahren) und Stanislaw Lem (Rückkehr von den Sternen) haben das schon in den 1960er und 1970er-Jahren spannend in der SF-Literatur beschrieben.
Freundliche Grüße aus der MDR-Wissen-Redaktion

Untertan am 01.01.2020

das ist wieder mal nur die halbe Wahrheit! Typisch, MDR beim Thema "Zeitreise". Zeitreisen in die eigene Zukunft bzw. Vergangenheit sind für Menschen
nicht möglich. Was möglich ist, ist die Reise in die
Zukunft Anderer und zwar ganz real, berechnet sich mit dem Lorentzfaktor, Sie haben die spezielle Relativitätstheorie vergessen, in zwei Inertialsysteme verläuft die Zeit unterschiedlich je schneller eins davon ist umso langsamer vergeht die Zeit gegenüber den Anderen. Die ISS ist ein reales Beispiel, Ist zwar minimal aber durchaus messbar. Ein schlauer Kopf hat mal ausgerechnet um wie viel jünger
der Mensch mit dem längsten Aufenthalt im All ist, gegenüber den Menschen die auf der Erde geblieben sind, 0,02 Sekunden. Leider ist der Rahmen einer E-Mail zu klein um ausführlich auf das Thema einzugehen.