Löwenrudel
Ein Alpha-Mann mit vielen Weibchen: Welche Männer haben in der Natur Erfolg bei der Paarung? Bildrechte: IMAGO/Zoonar

Erfolg beim anderen Geschlecht Mythos Alpha-Mann: Welche männlichen Tiere bei den Weibchen punkten

21. Juni 2023, 09:22 Uhr

In der Natur entscheiden Frauen über die Partnerwahl und starke, dominante Männer setzen sich durch – lautet ein gängiges Klischee. Doch wer die Gene analysiert, stellt schnell fest: Die Wirklichkeit ist viel komplexer.

Autorenfoto von Clemens Haug
Bildrechte: Tobias Thiergen/MDR

Der Alpha-Mann ist ein Mythos unter den Menschen. Er ist stark, intelligent, sticht Konkurrenten einfach aus und hat Erfolg im Beruf, beim Sport oder in schönen Künsten wie Tanz und Musik. Er weiß, welche Frauen er will – am besten alle. Und die Frauen, wenn sie nicht durch das Patriarchat – also den an männliche Erben gebundenen Besitz von Land und Ressourcen – gezwungen werden, auf die Wahl von Alpha-Männern zu verzichten, dann wollen sie alle nur ihn, also etwa 10 bis 20 Prozent der Kerle. 80 Prozent der übrigen Männer gehen leer aus.

Soweit eine kurze Zusammenfassung der wirkmächtigen Erzählung von Natur und Paarungserfolg – die Fachbegriffe lauten je nach Disziplin "Female Choice" oder "Bateman-Prinzip" oder "Optimal-Skew-Theorie". Eine Dating-Seite fasst es so zusammen: "Die Evolution ist schuld: Viele Frauen stehen auf Alpha-Männer."

Grundlage dieser Theorie sind die Ideen von Charles Darwin, wonach die Evolution von den Prozessen der natürlichen und der sexuellen Selektion vorangetrieben wird und sich die Arten stets in Richtung der optimalen Anpassung an ihre Umwelt entwickeln. Demnach sorge die Auswahl "guter" Männer für "gute Gene", also einen gesunden und im Optimalfall durchsetzungsfähigen Nachwuchs. Doch wie häufig sind solche dominanten Paarungssysteme in der Natur? Und gibt es überhaupt die eine, natürliche Art, wie Männchen und Weibchen zusammenfinden?

Männchen und Weibchen haben unterschiedlichen "Kosten" für Sex

Wolfgang Forstmeier ist Verhaltensökologe und evolutionärer Genetiker am Max-Planck-Institut für Biologische Intelligenz nahe München. Sein Spezialgebiet sind Vögel und ihre Paarungssysteme. Und wer jetzt an den Pfau und seine prachtvollen Schwanzfedern denkt, liegt prinzipiell richtig: Auch bei den meisten Vögeln werben die Männchen um die Gunst der Weibchen und die entscheiden, wer das Ei befruchten darf.

Dass diese Rollenverteilung so häufig ist, begründet die Theorie vom "Elternaufwand". Demnach ist die Herstellung von Spermien im Vergleich zur Herstellung von Eiern deutlich einfacher. Während es dem Männchen also leicht fällt, Millionen von Spermien herzustellen, produzieren die Weibchen oft nur einige hundert Eier im Leben.

Die meisten Vögel sind sozial monogam

Der Genetiker Wolfgang Forstmeier.
Wolfgang Forstmeier Bildrechte: Max-Planck-Institut für Biologische Intelligenz

Doch bei Vögeln bedeutet das nicht, dass nur wenige Männchen zum Zug kommen. "Der Großteil der Vogelarten ist sozial monogam, die Variation beim Bruterfolg unterscheidet sich nur geringfügig zwischen Männchen und Weibchen", sagt Forstmeier. Denn in der Regel kümmern sich Väter und Mütter gemeinsam um den Nachwuchs im Nest, mindestens für eine Paarungssaison. In manchen Fällen, etwa bei den Schwänen oder den Albatrossen, sind die Tiere auch ein Leben lang monogam, wenn sich eine Paarung als fruchtbar herausgestellt hat.

Wer sich in der Evolution durchsetzt, wird bei diesen Spezies meist durch die natürliche Selektion entschieden. Nester werden von Raubtieren geplündert. Wen es erwischt, ist oft Zufall und nicht davon abhängig, dass die Elterntiere besonders gute oder dominante Erbanlagen besitzen. Folglich können nur die Gene derjenigen weitergegeben werden, die die Zeit im Nest überlebt haben.

Seitensprünge im Tierreich: Nicht alle Weibchen stehen auf die gleichen Männchen

Aber auch der Ausdruck monogam ist relativ im Tierreich. Durch genetische Untersuchungen können Forschende bei vielen Spezies Hinweise auf sogenannte "Extra Pair Paternity" finden, also auf Elternschaft außerhalb des Paares – sprich: Seitensprünge. Doch die sorgen nicht dafür, dass es einzelne Alpha-Männchen gibt, die mehr Nachwuchs hätten als die übrigen, sagt Wolfgang Forstmeier. "Extra Pair Paternity erzeugt nur wenig Variation im Reproduktionserfolg, weil da ganz häufig Jungen hin- und hergetauscht werden. Jeder versucht, was er kann." Wenn sich das eine Männchen außerhalb der Partnerschaft vergnügt, tut das andere in der gleichen Zeit möglicherweise das gleiche.

In der Welt der Vögel sucht man bei den meisten Spezies also vergeblich nach den dominanten Männchen, die alle Weibchen erobern können. "Es wäre ein Märchen, zu glauben, dass alle Weibchen dieser Welt bestimmten Schönheitsidealen hinterherrennen. Dass die sich alle einig wären, welche Eigenschaften sie besonders toll finden und dass dann alle die gleichen Männchen bevorzugen würden", fasst der Biologe den Stand der Forschung zusammen.

Wo Frauen klein und Männer groß sind, war sexuelle Selektion im Spiel

Auerhahn
Ein dominanter Auerhahn hat viele Nachkommen, seine Nebenbuhler gehen meist leer aus. Bildrechte: IMAGO / Wirestock

Allerdings gibt es durchaus Arten mit einem sogenannten "dominanten Paarungssystem", in dem nur wenige Männchen fast alle Nachkommen zeugen, etwa viele der Hühnervögel und darunter das Auerhuhn. "Einige wenige Männchen haben fast alle Kopulationen und die allermeisten gehen leer aus. Aber das ist ein absolutes Extrembeispiel in der Vogelwelt", sagt Forstmeier.

Eine solche Auswahl von Männchen findet nur dort statt, wo es echte Unterschiede zwischen den Individuen gibt, Weibchen also eine Wahl treffen können. Und meistens sind die Folgen einer Evolution, die durch die sexuelle Entscheidung getroffen wird, deutlich sichtbar. Männchen sind dann wesentlich größer als Weibchen. "Jahrmillionen sexuelle Selektion hinterlassen bei Arten sehr deutliche Spuren. Am deutlichsten sichtbar ist das, wo es sehr große Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. Das nennt man Geschlechtsdimorphismus", sagt der Biologe. Als Folge hat eine Population oftmals wenige männliche Vorfahren und sehr viele weibliche.

Auswahl der Männchen um schädliche Fehler im Erbgut auszusieben?

Odinshühnchen
Bei den Odinshühnchen haben die Weibchen das Sagen. Bildrechte: IMAGO / YAY Images

Genauso gibt es aber auch den umgekehrten Fall, die sogenannte "Sex-Role-Reversal", in der wenige dominante Weibchen um die Gunst der Männchen buhlen. Beispiele dafür sind die Odins- und die Thorshühnchen, zwei Wasservögel die am Rand des arktischen Ozeans in Nordkanada und Sibirien leben. Die Weibchen besetzen ein kleines Territorium am Ufer, das sie gegen andere Weibchen verteidigen. Dann locken sie mehrere Männchen an, legen für jedes von ihnen ein Ei und überlassen die Pflege der Brut dann gänzlich den Vätern.

Nützt diese Auswahl nun der Spezies, treibt sie die Evolution sinnvoll voran? Früher sei die Wissenschaft gänzlich von dieser Idee überzeugt gewesen, sagt Forstmeier, doch inzwischen gebe es immer mehr Zweifel. Natürlich spiele die Auslese guter Gene eine gewisse Rolle, denn mit jeder Fortpflanzung entstehen Mutationen im Erbgut, also kleine Fehler, die in den meisten Fällen keine Auswirkung haben, sehr selten einen Vorteil bieten und manchmal aber auch schädlich sein können.

"Jeder von uns trägt etwa 70 bis 80 Neumutationen, die unsere Eltern noch nicht hatten. Die meisten davon kommen aus der väterlichen Linie, weil bei der Spermienproduktion viel mehr Zellteilungsschritte absolviert werden im Vergleich zu der Produktion von Eizellen", sagt Forstmeier. Zudem haben nur Männer neben einem X auch ein Y-Chromosom. Von dem gibt es keine Abschrift. Bei den Frauen, die zwei X-Chromosomen besitzen, können Fehler auf dem einen sozusagen durch die Sicherheitskopie auf dem anderen, wieder ausgeglichen werden.

Sackgassen der Evolution: Große Geschlechtsmerkmale aber schlechte Umweltanpassung

Pfau
Die Pfauen-Federn - gut, um Weibchen zu beeindrucken, aber wenig hilfreich in der Umwelt. Bildrechte: IMAGO / agefotostock

Doch nicht immer entscheidet die Qualität der Gene, sondern manchmal eben auch nur das größte Sexsymbol. "Das berühmteste Beispiel ist der Schwanz des Pfaus. Der macht in Bezug auf eine Anpassung an Umweltbedingungen keinen Sinn, dafür aber in Bezug auf die Partnerwahl", sagt Diethard Tautz, Direktor am Max-Planck-Institut für Evolutionsgenetik in Plön. Tautz, der sich mit seinem Team mit dem genetischen Abdruck von Paarungssystemen befasst, warnt, die natürliche und die sexuelle Selektion immer zusammen zu denken. "Das sind zwei verschiedene Prozesse, die durchaus gegeneinander laufen können."

So gibt es die Theorie der "evolutionären Sackgasse". Manche Tiere bilden demnach immer größere Sexualmerkmale aus, auch wenn diese im Lebensraum eigentlich von Nachteil sind. Wenn die Bedingungen in den Lebensräumen dann plötzlich schwierig werden, etwa weil sich die Temperaturen rasch ändern, kann die Belastung durch die zu großen Merkmale tödlich werden. Laut Theorie könnten dafür die immer größeren Eckzähne der Säbelzahntieger oder auch die Stoßzähne des eiszeitlichen Mammuts Beispiele sein. "Diesen Fall bezeichnet man als 'sexuell antagonistische Selektion'. Einfach weil sexuelle Selektion ein eigenes Spielfeld ist, wo man Vorteile erringen kann, die zum Teil Kosten mit sich bringen", sagt Forstmeier.

Metastudie mit experimenteller Evolution

Der Genetiker glaubt aber auch, dass die Bedeutung der sexuellen Auswahl für das Überleben einer Art in der Forschung lange Zeit stark übertrieben worden sei. "Das ist immer so ein Problem in der Wissenschaft: Alles, was man erforscht, hängt davon ab, was vorher in den Köpfen der Forschenden steckt." Charles Darwin habe das Forschungsfeld extrem geprägt, die Evolutionsbiologie mit ihrer Theorie und ihrem Fokus auf die guten Gene den Blick der Wissenschaftler stark verengt.

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Ein gutes Beispiel dafür bietet laut Forstmeier eine noch junge Metastudie von Justin Cully und Kollegen, 2019 erschienen im Fachmagazin Nature Communications. Die Forschenden hatten eine Reihe von Studien zu Versuchen mit Fruchtfliegen gesammelt. Die jeweiligen Experimente ließen entweder denn Männchen und Weibchen die Wahl des Partners aus einer Gruppe. Oder sie zwangen die Tiere zur Monogamie, in dem jeweils ein Männchen und ein Weibchen zusammen in einem Glas eingesperrt wurden.

Sex muss doch einen Sinn haben: Erwartungen der Forscher prägen die Ergebnisse

Im Ergebnis der laut Forstmeier wirklich überzeugenden Studie fanden die Autoren einen klaren Vorteil der sexuellen Selektion. Die so gezüchteten Nachkommen waren fruchtbarer, als die, der monogam gezeugten Tiere. Doch dabei gab es einen gewaltigen Haken. "Im Ergebnisteil schreiben die Autoren dann, dass sie einen sehr deutlichen Publikationsbias gefunden haben. Das bedeutet, dass Ergebnisse, die der allgemeinen Hypothese entsprechen, dass sexuelle Selektion vorteilhaft ist, wahrscheinlicher publiziert werden", sagt Forstmeier.

Er selbst analysierte die mit der Studie veröffentlichten Daten neu und stellte fest: Die deutlichsten Vorteile der sexuellen Selektion wurden in den Studien festgestellt, in denen die Sichtprobengröße am kleinsten war. Je größer die Zahl der beobachteten Tiere, desto kleiner der Effekt. Forstmeier rechnete dann den statistischen Zusammenhang zwischen Stichprobengröße und Effektstärke aus und erhielt eine sogenannte Regressionsgerade. "Verlängert man diese Gerade in Richtung einer hypothetisch unendlich großen Stichprobenzahl, dann erreicht man die 0-Achse." Mit anderen Worten: Wird der Publikationsbias in die Ergebnisse eingerechnet, verschwinden die festgestellten Vorteile. Die Wahl des Geschlechtspartners brachte der ganzen Art wahrscheinlich also wenig bis nichts.

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Genetischer Fingerabdruck zeigt: Paarungssysteme in der Natur sind sehr komplex

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Evolutionsgenetiker Diethard Tautz. Bildrechte: picture alliance / dpa | Bodo Marks

Im Schleswig-Holsteinischen Plön, wo Diethard Tautz und seine Teams in den vergangenen Jahren vor allem zur Genetik von Hausmäusen und ihrem Paarungsverhalten geforscht haben, wurden eine Menge Theorien umgestoßen, die lange Zeit mit großer Überzeugung immer weiter entwickelt worden waren. "Man war sehr stark geprägt von Vorstellungen oder Beobachtungen, die offensichtlich aussahen", sagt Tautz. Das gilt beispielsweise für viele Forschungen zu Säugetieren.

Diese Gattung, zu der auch die Menschen gehören, zeichnet sich dadurch aus, dass die Weibchen den Nachwuchs säugen, und damit ein bisschen vorbestimmt sind zur Pflege der Brut. Ganz offensichtlich ist die Dominanz von Alphatieren bei vielen dieser Spezies, etwa bei den Löwen, den Rothirschen oder den See-Elefanten. Dort sahen die Forschenden ja am Anfang immer wieder, wie einzelne überlegene Männer ihre Konkurrenten vertrieben. "Und dann kam die molekulare Technik hinzu, der DNA-Fingerabdruck. Der hat gezeigt, dass die Paarungssysteme viel komplexer sind, als zuvor gedacht."

Mäuse haben verschiedene Paarungssysteme parallel

Rothirsche
Klassischer Sexual-Dimorphismus bei Rothirschen: Große Männchen, kleine Weibchen. Bildrechte: imago images/blickwinkel

Schnell sahen die Genetiker: "Wenn man sich die Paarungserfolge auf der Ebene der Gene dann tatsächlich anschaut, dann sieht man, dass das Alpha-Männchen, dass sich durch Kämpfe an die Hierarchiespitze gesetzt hat, nicht notwendigerweise auch alle Paarungserfolge hat." Denn während die Alphatiere kämpfen, vergnügen sich mitunter die jüngeren Männchen mit den Weibchen.

Auch dass es in ein und derselben Spezies ganz verschiedene Systeme geben kann, sei für die Wissenschaft eine Überraschung gewesen. "Im Tierreich gibt es alle möglichen Zwischenformen", sagt Tautz. "Bei Lachsen ist das gut bekannt. Es gibt die Lachse, die ins Meer herausschwimmen, sehr groß werden und zurückkommen und dann natürlich sehr viele Eier befruchten können. Aber es bleibt auch ein Teil der Lachse in den Flüssen und wartet auf die zurückkommenden Weibchen, um sie zu befruchten, obwohl sie viel kleiner sind und nicht so viele Spermien produzieren."

Auch bei den Mäusen, die Tautz und seine Kolleginnen und Kollegen in einem eigenen Großexperiment in Plön genau untersuchen, haben sie parallele Strategien festgestellt. "Bei den Mäusen sehen wir etwa bei der Hälfte einer Population eine Territorialbildung mit dominanten Männchen. Die andere Hälfte der Population bildet Paare aus. Wenn wir alle Männchen verfolgen, dann sehen wir ein paar, die sind dominant und ein paar, die sind promiskuitiv. Die springen zwischen verschiedenen Territorien und sind da sehr erfolgreich.“

Dominante Männchen waren nicht die gesunden Tiere, sondern die zerrupften

Einige Mäuse hatten also sehr viel mehr Nachkommen als andere. Allerdings waren es nicht unbedingt die Tiere, die wie Alpha-Männchen aussagen. "Die sehen oft zerrupft aus, als wären sie in viele Kämpfe involviert. Daneben gibt es sehr gesunde Männchen mit sehr wenig Paarungserfolg", sagt Tautz und lacht.

Hausmaus (Mus musculus)
Hausmäuse sind Meister der Anpassung an neue Ökosysteme. Bildrechte: imago images / imagebroker

Auch ist der Erfolg bei der Paarung offenbar nicht genetisch bedingt, denn er wird nicht vererbt. In der folgenden Generation waren Mäusesöhne von anderen Eltern erfolgreich bei den Weibchen. "Es ist auch nicht zu vermuten, dass eine bestimmte Strategie immer stabil ist. Das kann durchaus wechseln innerhalb einer Spezies im Lauf der Evolution. Das ist ein Zeichen dafür, dass Paarungserfolg durch alle möglichen Faktoren beeinflusst werden kann, und kein stabiles Ziel einer Evolution ist."

Evolution hat kein Ziel – den optimalen Zustand gibt es nicht

Die Mäuse sind auch deshalb eine besonders interessante Spezies, weil sie absolute Meister darin sind, sich an neue Umweltbedingungen anzupassen. Nur ein Beispiel dafür ist, wie Mäuse vor wenigen Jahrzehnten nach Helgoland kamen, sich dort auf neue Nahrungsquellen einstellten und schließlich eine genetisch eigene Linie der Hausmaus auf der Insel bildeten.

Doch der Genetiker Tautz räumt auch mit einer weiteren Vorstellung von Darwin auf. "Es gibt kein Ziel der Evolution. Evolution führt nie zu stabilen Zuständen. Sobald einer erreicht ist, ist der Zustand selbst der Auslöser dafür, dass wieder ein neuer Zustand erreicht wird. Es gibt keine optimale Strategie. Das alles wird immer im Fluss sein."

Schreiben Sie uns!

Was bedeutet all dies für den Mythos Alpha-Mann beim Menschen? Erstmal nur, dass die Natur nicht eindeutig festlegt, welches Paarungssystem das beste oder gar das natürlichste ist. Alles hat seine Vor- und Nachteile und ist immer untrennbar mit der Umwelt und ihren Bedingungen verbunden.

Aber wie genau es früher war, welche Männer und Frauen heute unser genetisches Erbe prägen, muss Thema einer eigenen Recherche werden. Wenn Sie an deren Ergebnissen interessiert sind und Bescheid wissen möchten, wenn sie veröffentlicht wird, schreiben sie uns eine Mail. Über Fragen und Anregungen zum Thema freuen wir uns auch.

Dieses Thema im Programm: MDR JUMP | 06. Juli 2022 | 05:20 Uhr

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