Eine weiße Christbaumkugel an einem Baum.
Weihnachtsschmuck aus Thüringen ist weltbekannt, er soll aber besser vermarktet werden. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Wirtschaft Thüringer "Weihnachtsland am Rennsteig" lernt Laufen

12. August 2023, 13:50 Uhr

Vor fünf Jahren reifte in Lauscha und Umgebung die Idee den weltbekannten Weihnachtsschmuck und das Handwerk dahinter unter der Marke "Weihnachtsland am Rennsteig" zu vermarkten. Das Projekt unter der Trägerschaft der Thüringer Tourismus GmbH ist aus der Pionierphase raus. Was wurde bisher erreicht und wie geht es weiter?

MDR THÜRINGEN-Reporterin Bettina Ehrlich
Bildrechte: MDR/Daniela Dufft

  • Manche Unternehmer sind enttäuscht, dass von dem Projekt bisher noch nicht viele Ergebnisse sichtbar sind
  • Um die Aktivitäten des "Weihnachtslandes am Rennsteig" zu bündeln, wird 2024 eine Stiftung gegründet
  • In Limbach bei Neuhaus am Rennweg soll ein Welcome-Center der Stiftung entstehen

Mundgeblasener Christbaumschmuck aus Lauscha ist weltberühmt. Als Spielzeugstadt ist Sonneberg ebenfalls einmal weltberühmt gewesen. 1900 hat sie auf der Weltausstellung als "Werkstatt des Weihnachtsmannes" von sich Reden gemacht.

Einige große Spielzeughersteller wie PIKO Sonneberg oder die Schildkröt-Puppenmanufaktur in Rauenstein gibt es heute noch. Auch die Bärenwerkstatt der Unternehmerin Sina Martin knüpft an die große Spielzeugtradition an.

Fertighergestellte Glasvögel hängen in einem Ständer, im Hintergrund arbeitet ein Mann.
Die Glasvögel werden bereits vorbereitet fürs Weihnachtsgeschäft. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Aus Tradition eine Marke machen

Vor fünf Jahren reifte in der Region um Lauscha und Sonneberg die Idee, aus diesem Pfund eine eigene Marke zu machen. Und zwar das "Weihnachtsland am Rennsteig". Das Projekt unter der Trägerschaft der Thüringer Tourismus GmbH (TTG) ist aus der Pionierphase raus. Die TTG zieht sich zurück und nun ist die große Frage, wie es mit dem Weihnachtsland am Rennsteig weitergeht.

Enttäuschung nach fünf Jahren

Der Glasbläser Helmut Bartholmes sitzt in seiner Werkstatt in Limbach, einem Ortsteil von Neuhaus am Rennweg, vor der Brennerflamme und formt aus einem Rohling einen filigranen Pfau. Die Auftragslage ist gut. Seine Kunden in der ganzen Welt schätzen vor allem den traditionellen Christbaumschmuck.

Auch wenn die Firma das Weihnachtsland am Rennsteig momentan nicht unbedingt braucht, ist Bartholmes bitter enttäuscht von dem was bisher erreicht wurde. "Ich sehe einfach zu wenig Greifbares", sagt er.

Ein Mann sitzt in seiner Werkstatt und bearbeitet Glas.
In seiner Werkstatt in Limbach bei Neuhaus am Rennweg stellt Glasbläser Hemut Bartholmes Glasvögel her. Bildrechte: MDR/Bettina Ehrlich

Viele Ideen verworfen

Fünf Jahre lang sei immer und immer wieder nur diskutiert worden. "Da sind Ideen entwickelt worden, beim nächsten Mal wurden sie wieder verworfen", so Bartholmes. Es dauere einfach viel zu lang, bis sich was tue. Die Region aber habe diese Zeit nicht mehr. "Glasbläser, die hier sind, die sind in fünf Jahren vielleicht nicht mehr da."

Glasbläser, die hier sind, die sind in fünf Jahren vielleicht nicht mehr da.

Helmut Bartholmes Glasbläser aus Limbach bei Neuhaus am Rennweg

Bartholmes ärgert, dass beispielsweise für Gastronomen zu wenig gemacht wird. "Ihnen müsste man einfach helfen, damit sie hier überleben können." Trotz aller Kritik will der Glasbläser das Projekt weiter unterstützen. "Um das traditionelle Handwerk zu erhalten."

Ein Mann mit Brille schaut in die Kamera.
Glasbläser Helmut Bartholmes ist enttäuscht von den bisherigen Ergebnissen der Initiative um das "Weihnachtsland am Rennsteig". Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Millionen für Lichtinstallationen

Tatsächlich ist vom "Weihnachtsland am Rennsteig" bisher noch nicht viel zu sehen. Mitten in Lauscha am Hüttenplatz entsteht eine begehbare und beleuchtete Glaskugel. Das Fundament wurde gegossen, noch im Sommer soll die Kugel stehen.

Auch in Limbach, Sonneberg, Steinach und Neuhaus am Rennweg sind solche Lichtinstallationen geplant. Laut TTG belaufen sich die Kosten auf 2,4 Millionen Euro. Das Land fördert davon rund 2,2 Millionen. Den Eigenanteil übernimmt der Landkreis Sonneberg.

Ein Entwurf einer beghbaren roten Christbaumkugel.
Eine begehbare Christbaumkugel soll in Lauscha zum Blickfänger werden. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

In Neuhaus am Rennweg wird noch nach dem richtigen Standort gesucht. Zuerst war ein Verkehrskreisel im Gespräch. Weil die Figur die Autofahrer ablenken könnte, wurde das wieder verworfen. Obwohl sie noch gar nicht steht, bekommt auch schon die Lauschaer Kugel den Humor der Einwohner ab. Hier entstehe eine begehbare Toilette würden laut einer Passantin manche witzeln.

Stiftung für den Erhalt des Handwerks

Die Hotelbetreiberin Rita Worm ist - was das "Weihnachtsland am Rennsteig" angeht - die Frau der ersten Stunde. Sie hatte mit ihrer sympathisch aufdringlichen Art vor fünf Jahren den Stein ins Rollen gebracht. "Die Pionierphase des Projektes ist vorbei, jetzt müssen wir vor Ort die Sache in die Hand nehmen", sagt sie. Denn eines sei nun mal Fakt: "Auch im 'Weihnachtsland am Rennsteig' bringt der Weihnachtsmann nur den Kindern die Geschenke. Um den Rest müssen wir uns selber kümmern."

Auch im 'Weihnachtsland am Rennsteig' bringt der Weihnachtsmann nur den Kindern die Geschenke. Um den Rest müssen wir uns selber kümmern.

Rita Worm Hotelbetreiberin

Wenn die TTG Ende Dezember aussteigt, müsse jetzt langsam mal geklärt werden, wie es weitergehe. Deshalb sitzt die Unternehmerin bereits über einem dicken Stapel Papier. "Wir werden eine Stiftung gründen", sagt sie stolz.

Eine Frau mit einem roten Haarband schaut in die Kamera.
Hotelbetreiberin Rita Worm ist stolz auf das bisher erreichte, sieht aber in der Stiftung die Chance, dass das Projekt mehr Fahrt aufnimmt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Ab dem 1. Januar 2024 soll diese ihre Arbeit aufnehmen. "Das Stiftungskaptial ist da. Was noch offen ist, ist für die ersten drei bis vier Jahre das operative Geld womit die Stiftung arbeiten kann." Stiftungszweck sei ganz klar die Erhaltung und Weiterentwicklung sowie die Sichtbarmachung des Handwerks.

Kein Leerstand mehr in Lauscha bis 2035?

In Limbach auf dem Gelände der ehemaligen Porzellanfabrik schwebt Worm ein Stiftungs-Welcome-Center vor. Junge Glasbläser und Spielzeugmacher könnten dort ihr Unternehmen gründen und zum Laufen bringen. Für die Gäste des Weihnachtslandes würde es eine Art Eintrittstor sein.

Auch eine ganze Reihe von Visionen hat Worm schon formuliert. Unter anderem soll es bis 2035 keinen einzigen leerstehenden Laden mehr in der Region geben. Wer einmal durch Lauscha geschlendert ist, ahnt was das für eine Herkulesaufgabe ist.

Erste Angebote in Extra-Broschüre

Aber ein bisschen "Weihnachtsland am Rennsteig" wurde auch schon geschafft. Für die Gäste gibt es eine Sieben-Tage-Insider-Tipps-Broschüre. Dort bekommen sie Anregungen, was sie wann und wo erleben können. Auch Freizeitangebote, wie das liebevoll gepflegte Freibad in Lauscha, sind darunter.

Einzige Bedingung: Wer in der Broschüre aufgeführt ist, muss eine gewisse Qualität bieten. "Wenn da also zu einer gewissen Zeit beispielsweise das Traumkugelblasen angekündigt ist, muss es dann auch stattfinden." Die Broschüre gilt immer ein Vierteljahr. Dann wird eine neue aufgelegt.

MDR (bee/jw)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 12. August 2023 | 19:00 Uhr

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