Zwei Frauen stehen vor einem Banner zur Eröffnung der traditionellen Winterausstellung «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» zum gleichnamigen Kultfilm vor Schloss Moritzburg.
Um die Ausstellung zum Aschenbrödel-Film in Moritzburg gibt es nun Streit. Bildrechte: picture alliance/dpa | Daniel Schäfer

Bildrechte Sorge um Aschenbrödel: Mögliche Klage gegen Sonderausstellung in Moritzburg

31. Januar 2024, 17:36 Uhr

Noch bis Ende Februar ist auf Schloss Moritzburg die Ausstellung zum Film "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" zu sehen. Parallel dazu widmet sich in diesem Jahr noch eine Sonderausstellung der Hauptdarstellerin Libuše Šafránková, die 2021 verstorben ist. Um Fotos in dieser Sonderausstellung gibt es jetzt Streit. Das Bizarre: die Ausstellungsmacher wissen nicht genau, welche Fotos die Zankäpfel sind.

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"Libuše - Mehr als eine Prinzessin" heißt der Titel der Sonderausstellung auf Schloss Moritzburg. In fünf Räumen können Besucherinnen und Besucher die Schauspielerin Libuše Šafránková auf zahlreichen Fotos erleben. Sie zeigen, wie ihr berufliches Leben nach Aschenbrödel weiterging. Das jedoch sei nicht rechtens, sagt der Sohn der Verstorbenen, Josef Abrham jun. Über einen Anwalt ließ er mitteilen, die Veröffentlichungen der Fotos verletzten die Persönlichkeitsrechte seiner Mutter.

Keine Zustimmung zur Verwendung

Der hauptsächliche Einwand von Abrham bestehe darin, dass er keine Zustimmung zur Verwendung der Porträts seiner Mutter gegeben habe, sagt Anwalt Ales Rozehnal im Interview mit dem MDR-Korrespondenten im ARD-Studio in Prag. "Ich habe mich mit der Direktion des Schlosses Ende letzten Jahres in Verbindung gesetzt. Ich wollte, dass wir uns auf einige Regeln verständigen, so wie die auch zu Lebzeiten von Libuše Šafránková gegolten haben."

Das Schloss aber habe die Kommunikation mit ihm abgebrochen, sagt Rozehnal. "Es kam nur die Auskunft, dass im Souvenirshop keine Reklamegegenstände mit dem Abbild von Frau Šafránková verkauft werden, und damit war die Kommunikation am Ende."

Schloss ist über Vorwürfe überrascht

Dominique Fliegler, die das Schloss Moritzburg leitet, ist darüber einigermaßen erstaunt. Sie sagte MDR SACHSEN, die Vorwürfe des Sohnes zielten primär auf die Verwendung von Privatfotos ab. "Da können wir also ganz klar sagen: In der Ausstellung werden keine Privataufnahmen gezeigt. Und das war uns auch sehr wichtig, weil für uns der Fokus ganz klar auf dem künstlerischen Schaffen lag", so Fliegler.

Es liegen schlicht und ergreifend keine Persönlichkeitsrechtsverletzungen vor.

Dominique Fliegler Leiterin Schloss Moritzburg

Die Fotos der Ausstellung stammten fast ausschließlich aus Filmproduktionen oder Preisverleihungen. "Wenn ich da mal ein Fazit ziehen darf: Es liegen schlicht und ergreifend keine Persönlichkeitsrechtsverletzungen vor", resümiert Fliegler. Die Bilder seien rechtmäßig lizenziert, wie es zu einer Ausstellung dazugehöre.

Einen direkten Kontakt zum Sohn der verstorbenen Schauspielerin gab es laut Fliegler bisher nicht. Der Austausch läuft über einen Anwalt, aber die Vorwürfe seien nicht präzise, sagt Schlossleiterin Dominique Fliegler: Wir wollten gern wissen, welche Privataufnahmen das betrifft und eine genaue Bezeichnung. Dazu kam keinerlei Rückmeldung." Das Schloss lasse sich in dem Prozess aber ebenfalls juristisch begleiten.

Kuratorin schockiert über Anschuldigungen aus Tschechien

Die Kuratorin der Ausstellung, Margitta Hensel, erklärt im Gespräch mit MDR SACHSEN, wo die Bilder herkommen: "Wir haben offizielle Fotobanken in Tschechien angefragt, das tschechische Fernsehen, den Theaterclub. Das sind alles Organisationen, die berechtigt sind, Lizenzen zu vergeben. Dort haben wir die Lizenzen für die Ausstellung erworben." Die Kuratorin ist über die Vorwürfe "schockiert".

Eine Frau mit hellem Anorak und buntem Schal steht vor einer Prunkkutsche und spricht in ein Mikrofon. Die Frau ist die Kuratorin der Winterausstellung zum Märchenfilm Aschenbrödel auf Schloss Moritzburg.
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Es ist schade, dass es so gelaufen ist.

Margitta Hensel Kuratorin der Aschenbrödel-Ausstellung auf Schloss Moritzburg

"Wir können im Moment noch gar nicht sagen, was der wirkliche Zankapfel ist und um welche Fotos es geht, weil der Anwalt uns die Fotos nicht sendet, um die es ihm in seinen Anschuldigungen geht." Sie bedauert die Diskussion. Jetzt müssten Anwälte die Sache klären.

Familie will Kontrolle behalten

Anwalt Rozehnal sagte, das Schloss habe für die betreffenden Fotos und Filme zwar eine Nutzungslizenz der DEFA, trotzdem sei aber auch eine Lizenz der Inhaber der Persönlichkeitsrechte notwendig. In diesem Fall sei das der Erbe von Libuše Šafránková, ihr Sohn Josef Abrham jun. Šafránková habe auch zu Lebzeiten die Kontrolle darüber behalten wollen, wie ihre Bilder, ihr Name, ihre Persönlichkeitsrechte gebraucht werden. "Und in dieser Linie möchten wir das auch nach ihrem Tode weiterführen", so Rozehnal.

Ich habe die Klage schon praktisch fertig und werde die einreichen.

Ales Rozehnal Anwalt von Josef Abrham jun.
lachende Junge Frau mit Mikro 1 min
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Frage wird wohl vor Gericht entschieden

"Ich glaube, das ist die Frage, die vor Gericht entschieden werden muss in dem Verfahren, das wir gegen die Betreibergesellschaft des Schlosses Moritzburg anstrengen werden", sagte der Anwalt. Die Beweislast liege beim Schloss. "Ich habe die Klage schon praktisch fertig und werde die einreichen", kündigte Rozehnal an.

Trotz der Querelen: Das Interesse an der Ausstellung ist groß. Seit der Eröffnung im November 2023 haben nach Angaben des Schlosses Moritzburg mehr als 100.000 Besucher die Schau besucht. Zu sehen ist sie auf Schloss Moritzburg noch bis zum 25. Februar.

MDR (Uta Georgi/ben/kk)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 30. Januar 2024 | 11:30 Uhr

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