Buchcover Waldwissen
369 Seiten pure Information mit sehr vielen Quellenangaben: Mit "Waldwissen" demonstriert Peter Wohlleben zusammen mit Pier L. Ibiebsch, dass er sehr wohl auch Wissenschaftler ist. Bildrechte: Ludwig-Verlag

Wissen was wir lesen Waldwissen – Vom Wald her die Welt verstehen

10. Oktober 2023, 17:20 Uhr

Wer Bücher über den Wald liest, kommt an Peter Wohlleben nicht vorbei. Für das Buch "Waldwissen" hat sich Wohlleben mit Pierre l. Ibisch zusammengetan. Sie versuchen vom Wald her die Welt zu erklären. Gelingt das?

An wen richtet sich das Buch?

Man könnte vermuten, dass Peter Wohlleben erneut ausgezogen ist, Natur-"Geheimnisse" zu lüften, leicht lesbar erklärt, die Natur vermenschlicht, die Bäume kommunizierend, eben in der Art seiner früheren Bücher, für die er auch viel kritisiert wird, sowohl was Stilistik, als auch Inhalt angeht. Was schert 's die Leserschaft, es wurden trotzdem Bestseller, auch wenn die Wissenschaft seine Bücher zerpflückt oder die Forstwirtschaft tobt. Wer nun in Peter Wohllebens jüngstes Buch "Waldwissen" hineinblättert, wird schnell eines Besseren belehrt: Das ist kein locker-flockiges Hosentaschen-Erklärbuch mit nettem Party-Waldwissen-Häpppchen für Zwischendurch. Hier kommuniziert Wohlleben mit seinen Kritikern: 369 Seiten Text, oft seitenlange Bleiwüsten ohne Foto oder Grafik, am Ende zwölf Seiten Quellennachweise in kleinstmöglicher Schrift, vermutlich aus Platzgründen. Das Buch liest sich entsprechend, das ist kein Buch zum Überfliegen. Gelegenheitsinteressierte, die im Buch ein bisschen Waldluft schnuppern wollen, ein paar leicht verdauliche Nahrungsketten schlucken, oder sich für Wechselwirkungen von Naturereignissen und Wildpopulationen interessieren, brauchen etwas mehr Geduld als sonst. Wer sich für Wald und Natur interessiert und wo und wie sie mit den Interessen der Menschheit interagieren oder auch kollidieren, kommt hier auf seine Kosten.

Welcher Wald-Aspekt steht im Mittelpunkt?

Im Fokus des Buches steht kein einzelner Aspekt des Waldes. Es zeigt das "Zusammenspiel der Pflanzen, Tiere, Mikroben, Pilze und Viren" auf, "in der kein Element ohne das andere existieren kann. Auch der Mensch nicht", verspricht das Buch im Klappentext.

Wer sind die Autoren?

Peter Wohlleben ist studierter Forstwissenschaftler, arbeitete in einer Landesforstverwaltung und ist inzwischen Autor mehrerer Bücher, in denen er Zusammenhänge der Natur erklärt. Pierre L. Ibisch ist Wohllebens Co-Autor in diesem Buch, ein habilitierter, promovierter Botaniker und Biologe.

Was kann ich aus dem Buch lernen?

Wohlleben und Ibisch widmen sich dem System Wald an sich, den vielen kleinen Verschachtelungen von Systemen, sowie dem Verhältnis von Mensch und Wäldern in verschiedensten Ecken der Welt. Außerdem liefern sie in einem Manifest "20 Prinzipien der waldökologischen Waldbewirtschaftung". Zusätzlich enthält das Buch Ansätze und Überlegungen, wie es mit dem Wald und dem Menschen weitergehen könnte.

Wie verständlich ist das Buch?

Ein Buch wie ein Wald, an der einen Stelle detailverliebt und locker geschrieben, an anderer Stelle komplexe Zusammenhänge garniert mit Fachvokabular in langen Schachtelsätze gebunden. Fotos zur Veranschaulichung, einzelne Grafiken, optisch abgesetzte Erklär-Felder, aber auch Seiten ohne jede optische Auflockerung. Nichts für Ungeduldige.

In welcher Situation sollte ich das Buch lesen?

Am liebsten in einer Bibliothek, in der es ruhig ist, der Lärmpegel gen Null tendiert, und nur das leise Blättern von Büchern im Hintergrund rauscht, das Seufzen und die Konzentration anderer Lesender den Raum erfüllt.

Liane Watzel
Bildrechte: Tobias Thiergen

Liane Watzel ist Online- und Radioautorin. In der Redaktion Wissen & Bildung, weil sie Neues aus der Forschung gern so übersetzt, dass jede/r sie beim ersten Lesen oder Hören versteht und anschließend sagt: "Ach so! Wie spannend! Jetzt versteh ich das! Das hab' ich nicht gewusst!"

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