Kaminfeuer
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Umwelt Sind Holzöfen wirklich klimaneutral?

15. November 2019, 12:56 Uhr

Holzöfen sind gerade in. "Holz ist klimaneutral", das sagt auch das gerade verabschiedete Klimapaket, nach dem Holzheizungen wie Stückholz- oder Pellet-Kessel zur "erneuerbaren Wärme" zählen. Klar, dass diese Öfen jetzt reißenden Absatz finden, um loszukommen von Gas- oder Ölheizungen und um Wärme klimaneutral zu erzeugen. Doch wenn das alle machen, was ist dann? Und ist Holz wirklich so klimaneutral, wenn es verbrannt wird?

Wir lieben es doch alle: Das beruhigende Knistern des Holzes, die wohlige Wärme und ein zarter Duft entrinnt dem flackernden Feuer, was uns auch noch optisch in seinen Bann nimmt. So ein Kamin ist schon was Feines - und so umweltfreundlich. Doch so einfach ist das nicht, sagt Dominik van Pinxteren vom Leibniz Institut für Troposphärenforschung: 

Es gibt Stimmen, die sagen, dass Holzöfen dahingehend klimaneutral sind, dass das Holz nur so viel CO2 freisetzen kann, wie zuvor durch Photosynthese aus der Atmosphäre aufgenommen wurde, um es zu bilden. Und dann gibt es Stimmen, die sagen, Wälder könnten noch viel mehr CO2 speichern, wenn man sie einfach wachsen lassen würde, ohne sie zu bewirtschaften.

Dominik van Pinxteren, TROPOS
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Wohlleben: Holz war noch nie klimaneutral

Dieser Ansicht ist beispielsweise Peter Wohlleben, Förster und Bestsellerautor. Er legt noch eine Schippe drauf und meint Holz war noch nie klimaneutral:

Es ist ein schöner erneuerbarer Rohstoff aus der Natur, aber mittlerweile ist die Forschung so weit, dass rund 800 renommierte Wissenschaftler von Universitäten wie Harvard, Oxford, Cambridge einen Brandbrief an die EU geschrieben haben. Darin fordern sie, die Verbrennung von Holz nicht mehr zu fördern, weil Holz in der Verbrennung insgesamt schlechter abschneidet als Steinkohle.

Peter Wohlleben, Förster und Autor

Ein PR-Märchen der Forstwirtschaft

Deshalb wandte sich Wohlleben im zusammen mit anderen Experten, Waldbesitzern und Verbändevertretern mit einem offenen Brief an Landwortschaftsministerin Julia Klöckner. Sie fordern die Abkehr von Aufforstung und Holzfabriken. Doch woher kommt die weit verbreitete Annahme, dass Holz klimaneutral verbrennen würde?

Das resultiert aus einem PR-Märchen der Forstwirtschaft, dass Wald ein Kreislauf ist aus Werden und Vergehen. Ein Baum wächst, nimmt CO2 auf, verrottet irgendwann und dann kann man ihn auch verbrennen. Das ist verkehrt, weil in einem natürlichen Wald sehr viel Kohlenstoff in Form von Humus im Boden gespeichert wird, das ist der Vorläufer von Kohle, die irgendwann einmal entsteht.

Peter Wohlleben, Förster und Autor

Die Pelletheizung hat Peter Wohlleben wieder aus seinem Haus entfernen lassen. Nun wird es klimaneutral mit Körperwärme geheizt. Gegen einen Kamin hat der Förster trotzdem nichts. Ein gemütliches Feuerchen schadet Niemandem. Nur das groß angelegte Heizen mit Holz ist weder klimaneutral, noch gut für unsere Atemluft.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 02. Januar 2019 | 06:24 Uhr

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