Nucrans Aurantiaca
Nucrans Aurantiaca - einzigartige Eidechse aus Südafrika. Bildrechte: California Academy of Sciences

Neue Arten Artenvielfalt ist größer als wir wissen

09. Dezember 2019, 16:26 Uhr

Spinne, Schnecke, Rochen: Es gibt Arten, denen die Forschung erst jetzt auf die Schliche kommt. 2019 wurden weltweit 71 neue Arten indentifiziert, die man bisher nicht kannte - und bleiben auch weiter rätselhaft, wie die mexikanische Chihuahuan-Spinne im Ameisenhaufen. Was sie da macht und - warum wir das wohl nie erfahren werden.

Zerstörte Korallenriffe, kaputte Mangrovenwälder, abgeholzter Regenwald, eine Million Arten vom Aussterben bedroht: Was wir im Mai 2019 über den Zustand unseres Planeten erfahren haben, müsste uns die Haare zu Berge stehen lassen. Ob der Weltnaturgipfel im Oktober 2020, wenn knapp 200 Regierungen ein neues UNO-Rahmenabkommen zum Schutz der Artenvielfalt treffen wollen, eine Wende einläutet? Wissen wir nicht. Wir wissen jedoch, dass wir noch gar nicht wissen, wie groß die Vielfalt überhaupt auf unserem Planeten ist:

2019 haben Forscherinnen und Forscher weltweit 71 neue Arten gefunden und beschrieben, wie die das Institut California Academy of Sciences mitteilt: Darunter 17 neue Arten von Fischen, 15 Geckos, acht Blütenpflanzen, zwei Rochen, sechs Seeschnecken, fünf Spinnentiere, vier Aale, drei Ameisen, drei Skinks, zwei Wespen, zwei Moose, zwei Korallen und zwei Eidechsen.

Was ist die California Academy of Sciences? Das Institut in San Franzisco widmet sich den Bereichen Biodiversität und Nachhaltigkeit.

Rochen ist nicht gleich Rochen

Auf den Falklandinseln wurde eine der beiden neuen Rochenarten entdeckt: der Dipturus lamillai. Diese knorpeligen Gesellen mit strahlenförmigen Stacheln leben in 600 Meter Tiefe - genau wie der Dipturus chilensis. Der ist sozusagen der Exportschlager in Sachen Fisch auf den Falkland-Inseln.

Rochen
Dipturus lamillai - eine eigene Rochenart, die bisher mit einer anderen verwechselt wurde Bildrechte: Francisco Concha © 2019 California Academy of Sciences

Denn die Rochen werden nach Korea geliefert, wo ihre Filets begehrt sind. David Robert vom Ichthyology Research Institute entdeckte und beschrieb die Verwechslung und somit diese neue Art. Er fordert eine neue Bestandsbewertung für die Rochen, um die Überfischung der zwei verschiedenen Arten zu verhindern, die bisher für eine gehalten wurden.

Spinnen, die in Ameisenbergen hausen

Ein bislang noch unlösbares Rätsel stellt eine neue beschriebene Spinnenart dar, die mexikanische Chihuahuan Wüsten-Spinne: Man sieht sie selten, weil sie sich mit Vorliebe unter Ameisenhügeln aufhält. Was sie unter Tage treibt und warum sie sich ausgerechnet dort ansiedelt, wird wohl immer ihr Geheimnis bleiben, wenn Darrell Ubick, der die Art beschrieben hat, die Forschungslage richtig einschätzt.

Der einzige Weg, um zu sehen, was sie tun, ist, wäre sie auszugraben. Aber dann wären sie nicht mehr in ihrem natürlichen Zustand.

Entomologe Darrell Ubick

Chihuahuan Wüsten-Spinne

Spinnen Myrmecicultor chihuahuensis
Bildrechte: D.Lightfood © 2019 California Academy of Sciences
Spinnen Myrmecicultor chihuahuensis
Bildrechte: D.Lightfood © 2019 California Academy of Sciences
Spinne Myrmecicultor chihuahuensis
Bildrechte: Durrell Ubick © 2019 California Academy of Sciences
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Unbekannt, selten, anfällig ...

Der Mensch kann natürlich nur das schützen, was er auch kennt. Viele der neu entdeckten Arten leben nur in sehr speziellen, begrenzten Umgebungen, wie Akademiemitglied Aaron Bauer erklärt.

Gestreifter Schleimfisch
Der gestreifte Schleimfisch Ecsenius Springeri lebt nur vor einer Halbinsel Papua Neuguineas Bildrechte: Mark Erdmann © 2019 California Academy of Sciences

Genau dieser Mikroendemismus, wie es in der Fachsprache heißt, gefährdet den Bestand spezieller Arten. Ein kleiner, spezieller Lebensraum macht eine daran angepasste Spezies extrem anfällig für jede Art von äußerer Einwirkung, sei es durch Menschen, Industrie oder invasive Arten. Der kalifornische Naturwissenschaftler Aaron Bauer sagt:

Wenn wir isolierte Lebensräume wie zum Beispiel Berggipfel nicht erforschen, übersehen wir einen Großteil der einzigen Biodiversität dieser Regionen.

Aaron Bauer

Ein Beispiel dafür ist der neu entdeckte Skink Kuniesaurus albiauris. Er lebt perfekt angepasst an seine Umgebung und das Klima in Neukaledonien. Allerdings hat er seit kurzem mit einer invasiven Art zu kämpfen: der Feuerameise. Die wiederum gefährdet diesen einmaligen Skink-Typus und seinen Bestand.

Das gleiche gilt für die neu entdeckte, auffällig orangefarbene Variante der Sandveld-Eidechse, Nucras aurantiaca, die zudem länger ist als ihre Schwestern und mehr Wirbel hat. Sie kommt am Westkap in Südafrika vor - in einer Region, die zunehmend landwirtschaftlich und touristisch erschlossen wird und für die Forscher jetzt fordern, dass Flora und Fauna noch stärker untersucht werden müssen.

Dieses Thema im Programm: BRISANT | 15. Oktober 2019 | 17:15 Uhr

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Artenvielfalt / Invasive Arten