Zwei Personen führen Arbeiten an einem Strommast durch.
Dort, wo Energie ins Netz eingespeist wird, ein Überangebot zu schaffen, führt einer neuen Studie zu Folge dazu, dass mehr Strom ins Netz gelangt. Bildrechte: IMAGO / Funke Foto Services

Wissen-News Ungenutzte Kapazitäten im Erneuerbaren-Netz: Bundesverband schlägt Lösung vor

17. April 2024, 12:39 Uhr

Erneuerbare Energie wird in Deutschland nicht angemessen ins Netz eingespeist. Zu dieser Erkenntnis ist der Bundesverband Erneuerbare Energien gekommen und hat gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut IEE eine Lösung vorgeschlagen.

Der Netzausbau in Deutschland hinkt laut dem Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) der möglichen Liefermenge, die Erneuerbaren-Kraftwerke leisten könnten, hinterher. Zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE) hat der Bundesverband eine Studie durchgeführt, wie das Problem behoben werden kann. Neben der Forderung, das Netz weiter auszubauen, schlagen die Wissenschaftler vor, an sogenannten Netzverknüpfungspunkten (NVP), wo der Strom ins Netz eingespeist wird, mehrere Kraftwerke, Speicher und Anlagen zur Sektorenkopplung an einem NVP anzuschließen.

Höhere Leistung führt zu höherer Auslastung

Dabei wird mehr Leistung an den Verknüpfungspunkt angeschlossen als dieser einspeisen kann. Diese sogenannte Überbauung biete diverse Möglichkeiten. "Die Auslastung der einzelnen Punkte lässt sich damit teilweise um ein Vielfaches steigern", sagt BEE-Präsidentin Simone Peter. "Es bleibt sogar noch genügend Kapazität frei, um auch Back-up-Kraftwerke, wie beispielsweise flexible Biogasanlagen oder Wasserkraftwerke, an den NVP anzuschließen." In der Studie modellierten die Forschenden lokale Umgebungen im Hinblick auf erneuerbare Energieerzeugung, Netzeinspeisung und Überschüsse an den NVPs. "Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass eine NVP-Überbauung zu deutlich höheren Netzeinspeisungen und vergleichsweise niedrigen Überschüssen führt", erklärt der Projektleiter vom Fraunhofer-IEE Kaspar Knorr.

Die Simulation ergab, dass diese Überschüsse einen Anreiz böten, Energiespeicher oder Sektorenkopplungstechnologien, wie Biogasanlagen, an den Verknüpfungspunkten zu errichten. Dies komme allen Akteuren der Energiewirtschaft zu Gute und sei auch rechtlich leicht umzusetzen. “Minimale Anpassungen zweier Paragraphen im EEG könnten den Netzanschluss maximal beschleunigen und Einsparpotenziale in Milliardenhöhe freilegen”, erklärt die BEE-Präsidentin. "200 Akteure aus der gesamten Energiewirtschaft unterstützen die Vorschläge des BEE. Das zeigt, wie dringend der Handlungsbedarf ist, und wie groß die Vorteile für alle Beteiligten sind", so Peter.


jar/idw

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 17. April 2024 | 06:06 Uhr