Mann macht  ein Selfie
Narzisstische Personen zielen darauf ab, ihre Überlegenheit einem breiteren Publikum darzustellen – auch in Unternehmen. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Wissen-News Narzisstische CEOs berufen weitere Narzissten in Vorstände

26. April 2024, 08:53 Uhr

Gleich und gleich gesellt sich gern – das gilt offenbar auch für Führungskräfte. Denn wie Forschende aus Dortmund herausgefunden haben, berufen narzisstische CEOs tendenziell weitere Narzissten in den Vorstand.

Narzissmus zeigt sich in Führungssituationen in unterschiedlichen Formen – von Selbstvertrauen und Charisma bis hin zu schädlichem Selbstfokus und mangelnder Rücksichtnahme auf andere. Während die Charaktereigenschaft bei einzelnen CEOs bereits Gegenstand der Forschung ist, ist über deren Auswirkungen auf die Zusammensetzung des weiter gefassten höheren Managements bislang nur sehr wenig bekannt. Hier setzt die Studie des Teams von der TU Dortmund um Lorenz Graf-Vlachy an, die LinkedIn-Profile von Vorständen und Führungskräften analysiert.

Symbolbild Psychopath 3 min
Bildrechte: imago images / Panthermedia

MDR AKTUELL Fr 20.03.2020 17:51Uhr 02:59 min

https://www.mdr.de/wissen/audios/Warum-boesartige-Menschen-trotzdem-Erfolg-im-Job-haben-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

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11.705 LinkedIn-Profile analysiert

"Narzisstische Personen zielen darauf ab, ihre Überlegenheit einem breiteren Publikum darzustellen. In früheren Studien wurde festgestellt, dass sich das unter anderem auch in Pressemitteilungen von Unternehmen oder Aktionärsbriefen äußert", erklärt Graf-Vlachy. So kann beispielsweise die Größe des Bildes einer Führungskraft im Jahresbericht oder die Häufigkeit, mit der der Name einer Führungskraft in den Pressemitteilungen eines Unternehmens erscheint, betrachtet werden. In ihrer Studie haben die Forschenden solche Analysen nun auf die digitale Präsenz von Personen in sozialen Medien übertragen. "Wir haben gezeigt, dass wir den Narzissmus von Führungskräften anhand ihrer LinkedIn-Profile zuverlässig erfassen können, indem wir die Anzahl der Bilder der Führungskraft, die Länge des Texts in der ‚Info‘-Box und die gelisteten Kenntnisse, Zertifikate und beruflichen Stationen auswerten", so Graf-Vlachy.

Das Team analysierte insgesamt 11.705 LinkedIn-Profile von Vorständen US-amerikanischer Unternehmen. Die Studie offenbart eine erstaunliche Tendenz: CEOs mit einem höheren Maß an Narzissmus berufen Mitglieder in ihr Vorstandsteam, die ihre eigenen Charaktereigenschaften widerspiegeln – also ebenfalls narzisstische Züge zeigen. Ein um eine Standardabweichung höherer Grad an Narzissmus des CEO ist mit einem um 18 Prozent stärker ausgeprägten Narzissmus jeder neu eingestellten Führungskraft verbunden. "Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass es für CEOs und Aufsichtsräte wichtig ist, die Dynamik in ihren Vorstandsteams besser zu verstehen und das Auswahlverfahren für Führungskräfte zu überprüfen", resümieren die Wissenschaftler. "Das kann gelingen, wenn auch die Persönlichkeitseigenschaften von Führungskräften ausgewogen betrachtet werden."


cdi/pm

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 26. April 2024 | 08:00 Uhr

3 Kommentare

MDR-Team vor 1 Wochen

Nicht jeder narzisstische Mensch hat eine narzisstische Persönlichkeitsstörung.
Der Zusatz "Persönlichkeitsstörung" ist hier die Differenzierung.
Herzliche Grüße

Sergej vor 1 Wochen

Brauchte es für diese Erkenntnis tatsächlich eine Studie? Die Tragik der NPS (ICD F60.8 / für Amerika nach DSM-5: 301.81) für die Arbeitswelt liegt ja in der Paarung von Gestörtheit+Macht, die unerlässlich Opfer produziert. Dabei bilden NPS unaufhörlich ein Form von gruppenidentitären Hofstaaten als Organigramm, mit denen das Kranke zum Maßstab erhoben wird.

AlexLeipzig vor 1 Wochen

Naja, ich bezweifle stark, daß das Narzissten interessiert, sind sie doch der vermeintliche Mittelpunkt der Welt und betrachten Menschen mit weniger stark ausgeprägtem Narzissmus überspitzt formuliert als "looser". Nicht nur in der Wirtschaft findet man dieses Phänomen, auch in der Politik scheint es weit verbreitet.