Wissen-News Wie PFAS-kontaminiertes Wasser wieder sauber wird

20. Juli 2023, 14:43 Uhr

PFAS sind Chemikalien, die in vielen industriellen Produkten vorkommen. Sie sorgen beispielsweise dafür, dass Produkte fett- wasser- und schmutzabweisend sind. Ein neues Verfahren könnte dabei helfen, die Produkte von Orten zu entfernen, an denen sie deutlich weniger erstrebenswerte Auswirkungen haben: Unseren Gewässern.

Per- und polyflourierte Alkylverbindungen, kurz PFAS, gehören zu den Substanzen, die eigentlich in der Natur gar nicht vorkommen. Sie werden industriell hergestellt und sind mittlerweile in vielen unserer Alltagsgegenstände zu finden, beispielsweise in Zahnseide, Toilettenpapier oder Backpapier. Das Problem an den Chemikalien: Sie zerfallen von alleine kaum und haben deshalb auch den Beinamen "Ewigkeitschemikalien".

PFAS aus der Umwelt entfernen: Möglich, aber aufwendig

Längerfristig landen PFAS auch in unserer Umwelt – und: Sie wieder zu entfernen, ist aufwendig und teuer. Forschenden des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB ist es nun gelungen, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem PFAS energieeffizient aus kontaminiertem Wasser entfernt und abgebaut werden könnten.

Dabei setzen die Forschenden auf Plasma, ein ionisiertes Gas, das erzeugt wird, indem die Forschenden eine Hochspannung in einem zylinderförmigen Glas-Edelstahlbehältnis aufbauen. Das mit PFAS kontaminierte Wasser wird dann durch diesen Zylinder geleitet. Innerhalb des Zylinders werden die Molekülketten der PFAS-Substanzen aufgebrochen. Wird der Kreislauf mehrere Male wiederholt, sind die Molekülketten irgendwann so stark zerkleinert, dass sie schließlich vollständig abgebaut sind. Das dauert einige Stunden.

Getestet wurde diese Art der Aufreinigung bereits an echtem, mit der Substanz verunreinigtem Wasser.

PFAS richten in unserem Körper großen Schaden an

Diese neue Möglichkeit der Entfernung der Ewigkeitschemikalie ist auch deshalb relevant, weil PFAS über unsere Umwelt auch in unsere Nahrung und somit auch in unsere Körper gelangen. Dass sie dort großen Schaden anrichten können, zeigt eine aktuelle Studie des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ in Leipzig.

Schlechteres Immunsystem dank Ewigkeitschemikalien?

Die Forschenden untersuchten, welchen Einfluss PFAS auf unser Immunsystem haben. Und zwar auf Zellebene: Immunzellen wurden gezielt PFAS ausgesetzt, anschließend wurde ihre Aktivität gemessen. Mit dem Ergebnis, das T-Zellen, die einen wichtigen Teil unserer Immunantwort steuern, durch die PFAS signifikant gehemmt wurden. "Die T-Zellen produzierten zum Beispiel weniger Botenstoffe, mit denen sie normalerweise untereinander kommunizieren oder die Entzündungen auslösen, wodurch weitere Immunzellen rekrutiert werden", erklärt die Umweltimmunologin Gunda Herberth. Dass die PFAS-Chemikalien sich hier auswirken, wird nach Einschätzung der Forscherin nicht ohne Konsequenzen für unser Immunsystem bleiben: "Ist eine Person stark mit PFAS belastet, wird sich das aller Wahrscheinlichkeit zufolge gesundheitlich bemerkbar machen, etwa durch eine höhere Infektanfälligkeit."

Links/Studien

Die aktuelle Studie Mixtures of per- and poly-fluoroalkyl substances (PFAS) reduce the in vitro activation of human T cells and basophils gibt es hier nachzulesen.

iz

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