Frau mit um Kopf gewickeltem Stofftuch und beladenem Esel in trockenem Gebiet mit blätterlosen vereinzelten Bäumen und sandigem Boden, im Hintergrund Steppenvegetation.
Beduinen-Frau im Tschad in der Sahel-Zone Bildrechte: imago/imagebroker

UN-Bericht Extreme Hitze durch Klimawandel kann Regionen unbewohnbar machen

11. Oktober 2022, 12:10 Uhr

Ein aktueller UN-Bericht zeigt: Hitzewellen fordern nicht nur zahlreiche Todesopfer. Die Kombination aus hohen Temperaturen und Feuchtigkeit kann ganze Regionen auf der Erde unbewohnbar machen. Das betrifft vor allem arme Staaten und besonders schutzbedürftige Menschen.

Erwärmung ist der wohlweisliche Knackpunkt am Klimawandel. Das Perfide daran: Die wärmeren Temperaturen führen einerseits zu mannigfaltigen Veränderungen unserer Erde, so wie wir sie kennen. Aber die wärmeren Temperaturen sind auch als solche höchstkritisch. Das zeigt ein neuer Bericht, oder besser gesagt: ein Weckruf der Vereinten Nationen und des Internationalen Komitees von Rotkreuz und Halbmond. Abermals, möchte man fast sagen, auch wenn es der erste Bericht seiner Art ist.

Die Gefahr, die mit hohen Temperaturen einhergeht, bekommt in regelmäßigen Abständen auch der globale Norden zu spüren: Bei der europäischen Hitzewelle 2003 kamen 70.000 Menschen ums Leben, die russische Hitzewelle 2010 forderte 50.000 Opfer. Betroffen seien in Zukunft aber insbesondere Regionen des globalen Südens wie Süd- und Südostasien und die Sahelzone – ein durch Hitze, Trockenheit und Starkregen geprägtes Band, das sich vom Nordwesten zum Nordosten des afrikanischen Kontinents zieht.

Bei einer Hitzewelle werden die am meisten gefährdeten und ausgegrenzten Menschen an die vorderste Front gedrängt.

Extreme heat: Preparing for the heatwaves of the future

"Die Auswirkungen extremer Hitze sind sowohl in sozialer als auch in geografischer Hinsicht sehr ungleich". so der Bericht. "Bei einer Hitzewelle werden die am meisten gefährdeten und ausgegrenzten Menschen, einschließlich Gelegenheitsarbeitern, Landarbeitern und Migranten, an die vorderste Front gedrängt. Ältere Menschen, Kinder sowie schwangere und stillende Frauen sind einem höheren Krankheits- und Sterberisiko ausgesetzt, das mit hohen Umgebungstemperaturen einhergeht."

Es gebe klare Grenzen hinsichtlich Hitze und Feuchtigkeit, oberhalb derer Menschen nicht überleben könnten. Bei fortschreitender Erwärmung würden diese Grenzen bereits in den nächsten Jahrzehnten erreicht werden. "Die kombinierten Auswirkungen von Erwärmung, Alterung und Verstädterung werden in den kommenden Jahrzehnten zu einem erheblichen Anstieg der Zahl der gefährdeten Menschen in den Entwicklungsländern führen", heißt es im Bericht. Bis Ende des Jahrhunderts könne die Zahl der Hitzetoten so hoch sein wie die der Krebstoten weltweit.

1,5 statt 2 Grad

Um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern, stehe eine Begrenzung der Erderwärmung außer Frage – im Fokus sollten hier aber 1,5 statt zwei Grad Erderwärmung stehen. Das würde dazu führen, "dass bis zu 420 Millionen Menschen weniger häufig von extremen Hitzewellen und etwa 65 Millionen Menschen weniger häufig von 'außergewöhnlichen' Hitzewellen betroffen wären." Es müssen aber auch die derzeit völlig unzureichenden Anstrengungen verbessert werden, sich an extreme Hitzewellen besser anzupassen und besonders gefährdete Menschen zu schützen. Dazu zählen auch Frühwarn- und Reaktionssysteme. Diese seien zuverlässig und kostengünstig zu bewerkstelligen.

Der Bericht wurde vor der UN-Klimakonferenz veröffentlicht, die kommenden Monat im ägyptischen Scharm El-Scheich stattfindet.

flo

Links/Studien

Eine Zusammenfassung sowie der Bericht zum Download – jeweils in englischer Sprache – finden sich hier.

0 Kommentare