Hände mit Arbeitshandschuhen halten etwas Erde, darin Wurzeln, Löwenzahnblatt und ein Regenwurm-ähnlicher Wurm
Schnell wieder in den Boden! Würmer sind ein wichtigter Bestandteil funktionstüchtiger Ökosysteme. Bildrechte: imago/Westend61

Wissen-News Weniger Ernte, mehr Schädlinge: Verlust von Würmern und Insekten trifft auch Menschen

29. September 2023, 13:27 Uhr

Forschende aus Leipzig zeigen in einem aufwendigen Experiment: Wenn wirbellose Tiere wie Insekten und Würmer verschwinden, nimmt die Funktionsfähigkeit von Ökosystemen ab. Das bedeutet auch weniger Ertrag.

Wankende Insektenzahlen führen zu wankenden Naturräumen: Mit dem Rückgang von Wirbellosen geht ein Rückgang der Leistung von Ökosystemen einher. Das haben Forschende am mitteldeutschen Biodiversitätsforschungszentrum iDiv in Kooperation mit der Uni Leipzig nachgewiesen und ihre Ergebnisse jetzt im Fachblatt Current Biology veröffentlicht. Zu den Wirbellosen zählen neben Insekten auch Schnecken, Gliederfüßler und Würmer.

Verlust von Würmern und Insekten bedeutet weniger Beute für Raubtiere - aber mehr Pflanzenmasse

Das Forschungsteam konnte zum Beispiel zeigen, dass komplexe Gemeinschaften von Wirbellosen eine wichtige Rolle bei der natürlichen Schädlingskontrolle spielen und ihr Rückgang etwa mit einem erhöhten Blattlausbefall einherging. Das könnte sich wiederum kaskadenartig auf Erträge von Pflanzen, darunter auch Nutzpflanzen, auswirken.

Die Forschenden kommen auch zu dem Schluss, dass der Verlust Wirbelloser zu einer verringerten Zersetzung von organischen Stoffen im Boden führt. Das verändert den Nährstoffkreislauf und die Menge von Kohlenstoff, die gebunden wird. Zudem kann sich die Biomasse von Pflanzen erhöhen, denn weniger Wirbellose bedeuten auch weniger Pflanzenfresser. Allerdings gelangt so auch weniger Energie in höhere Ebenen der Nahrungskette - weniger Pflanzenfresser, weniger Beute für Raubtiere.

Verlust von Insektenmasse hat Ökosysteme geschädigt

Im Experiment sank zudem die Konzentration von Kohlenstoff und Stickstoff im Pflanzengewebe, was sich auf die Qualität der Ressourcen und Nährstoffe auswirken kann, die für biologische Aktivitäten im Boden wichtig sind. Die Forschenden sehen darin einen Beweis, dass der in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland verzeichnete starke Rückgang von mehr als einem Drittel der Wirbellosen die Funktion von Ökosystemen empfindlich stören kann. Durch entsprechende gesetzliche Schutzmaßnahmen von Naturräumen könnten sich Systeme aber auch wieder erholen.

Für ihre Untersuchung nutzten sie kontrollierbare Mini-Ökosysteme, sogenannte Eco-Units, und bezogen auch jahreszeitliche Effekte in die Untersuchungen ein. Die Eco-Units schlagen eine Brücke zwischen kontrollierbaren Experimenten im kleinen und weniger gut kontrollierbaren Feldversuchen im großen Maßstab.

flo

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