Fahrrad mit großem Anhänger in wadenhohem Wasser in einem Ort, beladen mit vielen Bananen. Kunden stehen drum herum und kaufen das Obst.
In einigen Regionen besteht während der El Niño-Phase ein größeres Risiko für Starkregenereignisse. Bildrechte: imago images/NurPhoto

Wissen-News El Niño ist da: Warmphasen könnten auch deutlich länger als üblich andauern

04. Juli 2023, 11:24 Uhr

Das Warmwetterereignis El Niño steht kurz bevor oder ist – je nach Sichtweise – bereits eingetreten und könnte kommendes Jahr globale Rekordtemperaturen bringen, außerdem Dürre und Starkregen. Solche Phänomene könnten länger andauern, als bisher angenommen.

Der Junge könnte bockig werden – und einfach sitzen bleiben: El Niño-ähnliche Phänomene haben das Potenzial, auch über einen längeren Zeitraum wie Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte bestehen zu bleiben. Das hat ein internationales Forschungsteam aus Kopenhagen und Potsdam herausgefunden. Üblicherweise hält die Warmphase nur ein paar Jahre an.

Das Team beschreibt eine solche ausgeprägte Klimaverschiebung zum Ende der Kleinen Eiszeit von etwa 1630 bis 1900 für die Philippinen, in der ein El-Niño-ähnlicher Zustand deutlich länger angehalten hat. Besonders bemerkenswert ist demnach der kurze Zeitraum von nur einer Generation, innerhalb dessen sich die Bedingungen für die Dauer von mehr als 200 Jahren geändert haben. Die Forschenden untersuchten dafür Sedimentbohrkerne aus dem Bulusan-See im Norden der Philippinen, die im Jahr 2013 gewonnen wurden. Ihre Sedimentabfolge gibt Einblicke in die klimatischen Entwicklungen der vergangenen 1.400 Jahre in einer Region, die heute stark von El Niño-Ereignissen betroffen ist.

Hintergrund: Das Mädchen und der Junge El Niño steht in dem Fall eigentlich für "das Kind", im engeren Sinne "das Jesuskind". Es bezeichnet – vereinfacht gesagt – eine im Schnitt alle vier Jahre auftretende Erwärmung des Oberflächenwassers im Südpazifik, was Auswirkungen auf das globale Wetter hat. El Niño sorgt etwa für höhere Temperaturen und damit Dürre sowie Starkregen-Ereignisse. Damit einher können weitreichende Folgen für die Gesundheit und die Weltwirtschaft gehen. Das auf El Niño folgende Gegenstück – ebenfalls mit Auswirkungen auf das Weltwetter – wird La Niña genannt.

Solche abrupten Klimaveränderungen in der Vergangenheit zu verstehen, sei wichtig vor den aktuellen Herausforderungen des menschengemachten Klimawandels. So könnten etwa aktuelle Klimamodelle die zugrundeliegenden plötzlichen Verschiebungen des mittleren Zustands im tropischen Pazifik nicht reproduzieren.

Das Fachblatt Nature weist darauf hin, dass noch nicht alle Wetterorganisationen die neue El Niño-Phase offiziell erklärt haben, allerdings ist davon auszugehen, dass dies bald passieren wird. Fachleute würden von einem mittleren bis starken El Niño ausgehen, mit neuen globalen Rekordtemperaturen im kommenden Jahr. Bereits 2016 hat der El Niño-Zyklus für Rekordwerte gesorgt.

Links/Studien

Die Studie Abrupt change in tropical Pacific climate mean state during the Little Ice Age erschien am 3. Juli in Communications Earth & Environment.

DOI: 10.1038/s43247-023-00882-7

0 Kommentare