Studenten sitzen im Hörsaal
Bildrechte: IMAGO / Sven Ellger

Stand 2023 Mehr internationale Studierende in Mitteldeutschland

12. April 2024, 17:55 Uhr

Der Anteil der internationalen Studierenden ist in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen im vergangenen Studienjahr weiter gestiegen und liegt über dem gesamtdeutschen Schnitt. Besonders beliebt sind Ingenieurs- und Naturwissenschaften. Damit könnten die Studierenden einen wichtigen Beitrag zum Schließen der "MINT"-Lücke leisten. Eine aktuelle Studie hat untersucht, warum die Menschen nicht immer in Deutschland bleiben.

Trotz der Corona-Pandemie ist der Anteil internationaler Studierender in Deutschland in den vergangenen Jahren weiter gestiegen – und vor allem Mitteldeutschland ist beliebt. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen liegt der Anteil internationaler Studierender mittlerweile über dem Bundeschnitt (11,9 Prozent, Stand Wintersemester 2021/22). In Thüringen waren im Wintersemester 2022/23 5953 internationale Studierende eingeschrieben, das entspricht einem Anteil an der Gesamtstudierendenschaft von knapp 19 Prozent. Ein Jahr zuvor waren es noch rund 13 Prozent gewesen.

Weniger Studierende insgesamt, aber mehr internationale Studierende

In Sachsen-Anhalt waren 2022 5708 ausländische Studierende immatrikuliert, ein Anteil von rund 17 Prozent an der Gesamtstudierendenschaft. Auch hier hat sich der Anteil im Vergleich zum Vorjahr noch erhöht. Das Statistische Landesamt in Sachsen legt sogar bereits Zahlen für das Wintersemester 2023/24 vor: 18,6 Prozent macht der Anteil ausländischer Studierender hier aus, knapp vier Prozent mehr als im Vorjahr. Angesichts der Tatsache, dass die Gesamtstudierendenzahl im gleichen Zeitraum leicht gesunken ist, ist diese Entwicklung durchaus bemerkenswert.

Viele Studierende aus der Ukraine in Sachsen

Teilweise könnten die gestiegenen Zahlen ausländischer Studierender allerdings auch mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zusammenhängen, die Zahl der ausländischen Studierenden aus der Ukraine hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. 1.471 junge Menschen kamen allein von dort im vergangenen Wintersemester nach Sachsen, um zu studieren. Damit liegt die Ukraine hinter Indien, China und Österreich auf Platz vier der Herkunftsländer von internationalen Studierenden.

Campus der Bergakademie Freiberg 4 min
Bildrechte: imago/Rainer Weisflog

Mathe und Naturwissenschaften sind besonders beliebt

Im Hinblick auf die Fächerwahl der ausländischen Studierenden zeigt sich ein großes Interesse an Ingenieurwissenschaften sowie Mathematik und Naturwissenschaften. In Thüringen waren 2023 insgesamt 3.593 ausländische Studierende in diesen Fachrichtungen eingeschrieben, das ist mehr als die Hälfte aller internationalen Studierenden. Auch bundesweit entschied sich über die Hälfte der internationalen Studierenden für diese Fächer (Stand 2022).

Wie schließen wir die "MINT-Lücke"?

Eine aktuelle Veröffentlichung des Stifterverbandes betont, gerade in diesen Bereichen gebe es in Deutschland aktuell eine Arbeitskräftelücke, die sogenannte "MINT-Lücke" – diese umfasst schätzungsweise knapp 290.000 Personen. Internationale Studierende könnten dazu beitragen, diese Lücke zu schließen. Immerhin ist Deutschland bei jungen Menschen aus dem Ausland beliebt: Hinter den USA, dem Vereinten Königreich mit Nordirland und Australien liegt Deutschland immerhin auf Platz vier der beliebtesten Gastländer für internationale Studierende, schreibt der Stifterverband in einem aktuellen Policy Paper.

Die zentrale Frage in diesem Zusammenhang dürfte aber dennoch sein: Bleiben die internationalen Studierenden hier? Tatsächlich ist die Bleibequote für internationale Studierende in Deutschland höher als in allen anderen Ländern weltweit. 45 Prozent bleiben in der 10-Jahresbetrachtung hier, ähnlich hohe Werte erreicht hier lediglich Kanada. Allerdings gibt es auch diverse Probleme, denen sich internationale Studierende in Deutschland gegenübersehen.

In einer Befragung des Unternehmens Fintiba mit 7.291 internationalen Studierenden wurde 2022 ermittelt, was die Menschen zum Bleiben bringt – oder warum sie wieder gehen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei auch das Integrationsgefühl der Menschen. 96 Prozent der bundesweit Befragten gaben an, dass sie Deutschland als offene Gesellschaft wahrnehmen. Für 83 Prozent war der wichtigste Integrationsschritt, Deutsch zu lernen.

Diversität als signifikanter Prädiktor für Integrationsgefühl

Eine zentrale Rolle bei der Integration von internationalen Studierenden spielt auch die soziale Atmosphäre des neuen Heimatortes: 28 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen diese bei der Integration hilft – wobei Diversität womöglich eine Schlüsselrolle spielt. Wurde das Wohnumfeld als vielfältig wahrgenommen, lag das mittlere Integrationsgefühl in der Befragung signifikant höher.

Aus Sicht des Stifterverbandes spielt eine "offene Gesellschaft, welche Diversität nicht nur nach außen bekennt, sondern diversitätsfreundlich handelt" der entscheidende Grundstein für die Integration internationaler Studierender in Deutschland. Diese wiederrum seien als Fachkräfte dringend nötig, um die "MINT"-Lücke, also den Mangel an ausgebildeten Menschen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zu schließen.

Das aktuelle Policy Paper vom Stifterverband gibt es hier zum Nachlesen.

Ein junger Mann 10 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 22. Februar 2024 | 09:18 Uhr

Studenten im total überfüllten Hörsaal in der Ruhr Universität. 11 min
Bildrechte: imago/biky
11 min

+ Tschechen witzeln über Annexion Kaliningrads + Die Weihnachtsbeleuchtung bleibt in vielen polnischen Städten aus + Universitäten und Hochschulen in Polen und Tschechen bei deutschen Studierenden immer beliebter +

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Fr 07.10.2022 18:06Uhr 10:52 min

Audio herunterladen [MP3 | 10 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 20,8 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/sachsenradio/podcast/mensch-nachbar/podcast-mensch-nachbar-internet-satire-hohe-stromkosten-studieren-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Nachrichten

Logo MDR 22 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK