Eine Honigbiene, die eine Nestgefährtin pflegt.
Bildrechte: Dr. Rita Cervo, University of Florence

Thema Bienen und Bienensterben

16. Oktober 2023, 13:41 Uhr

"Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr." Diese düstere Aussage stammt von Albert Einstein. Obwohl Bienen unter Artenschutz bzw. Naturschutz stehen, geht die Bienenpopulation weltweit dramatisch zurück.

Wildbienen und Honigbienen

Wenn wir "Biene" sagen, meinen wir meist eine einzelne Art: die Westliche Honigbiene. Die Zahl der Bienenarten auf der Welt wird jedoch auf über 20.000 geschätzt. In Deutschland sind etwa 560 Arten heimisch. Bienen gehören zu den Hautflüglern. Sie haben eine insektentypische Dreiteilung des Körpers mit vier Flügeln, sechs Beinen und Wespentaille. Nur die Weibchen verfügen über einen Wehrstachel, der sich aus einem Eilegeapparat entwickelt hat. Bienen ernähren sich rein vegetarisch, insbesondere von Nektar und Pollen. Ihre Mundwerkzeuge sind zu einem Rüssel umgestaltet, mit dem sie Nektar aufnehmen. Eine Besonderheit ist ihre Behaarung, die in erster Linie dem Pollentransport dient. Die staatenbildenden Gattungen, vor allem die Honigbienen, legen Futtervorräte an. Wildbienen produzieren keinen Honig.

Arbeitsbienen, Drohnen und Bienenkönigin

Hochsoziale Gemeinschaftsformen wie die Staaten der Honigbienen sind unter den Bienenvölkern die Ausnahme. Zu einem Volk der Honigbiene zählen zwischen 40.000 und 80.000 weibliche Arbeitsbienen, Hunderte männliche Drohnen sowie eine Bienenkönigin. Im Bienenstock herrscht eine perfekte Arbeitsteilung. Die Arbeitsbienen übernehmen Tätigkeiten als Sammlerin, Baubiene, Amme, Wächterbiene, Kundschafterin und andere. Arbeitsbienen sind unfruchtbar. Sie bilden nur bei Verlust der Königin Eierstöcke aus. Sie legen dann auch nur unbefruchtete Eier, aus denen Drohnen schlüpfen. Bei ihrem sogenannten "Hochzeitsflug" wird die Königin von Dutzenden Drohnen aus einem weiten Einzugsgebiet, auch von anderen Bienenvölkern und Arten, begattet. Die Auswahl trifft dabei die Bienenkönigin selbst. Ihre Samenblase ist danach mit etwa 6 Millionen Spermien gefüllt. Dieser Vorrat reicht für ihr ganzes Leben, also für bis zu 6 Jahren. In dieser Zeit legt sie jede Menge befruchtete Eier, aus denen Arbeitsbienen schlüpfen. Ihren Stachel setzt sie ausschließlich gegen Rivalinnen ein. Der Bienenexperte und Sachbuchautor Felix Jäger aus Kaltenbrunn erklärt, wie eine Bienenkönigin entsteht: "Eine Königin schlüpft aus einer speziellen Zelle, der sog. Weiselzelle und bekommt spezielles Futter, das sog. Gelee Royal über die ganze Larvenzeit hinweg... Nur alleine durch die spezielle Zellform und vor allem das besondere Futter entsteht aus dem befruchteten Ei eine Königin und keine Arbeiterin."

Imker und Bienenprodukte 

Auch Honigbienen sind heute noch Wildtiere, die eigentlich keine Betreuung durch den Menschen brauchen. Für ihren Wabenbau genügen Hohlräume von Bäumen. Der Imker hält seine Bienenvölker in künstlichen Nisthöhlen, den Bienenstöcken. Ein Bienenzüchter ist er im Wortsinn kaum, denn die natürliche Begattung der jungen Königinnen findet unkontrollierbar in der Luft statt. Hauptprodukt der Imkereien ist der Bienenhonig. Bienenwachs wird für Kerzen und Kosmetika sowie in der pharmazeutischen Industrie verwendet. Pollen als hochwertiges Eiweißprodukt sind ein Nahrungsergänzungsmittel. Der Kittharz Propolis dient in der Naturheilkunde als Wundheilmittel und Antibiotika. Bienengift wird zur Behandlung von rheumatischen Erkrankungen eingesetzt. Honigbienen sind die wichtigsten Bestäuber von Blütenpflanzen. Der jährliche volkswirtschaftliche Nutzwert der Honigbiene wird allein in Deutschland auf vier Milliarden Euro geschätzt. 95 Prozent der Bienenhalter sind hierzulande Hobby-Imker. Für die Bestäubungsleistung ihrer Bienenvölker erhalten sie keinen Gegenwert.

Zum Rückgang der Bienenpopulation

Rund 80 Prozent aller Blütenpflanzen werden von Insekten bestäubt, allein 85 Prozent davon von Honigbienen. Ohne Bienen würden rund ein Drittel aller Nahrungsmittel auf der Welt wegfallen; die meisten Obst- und Gemüsesorten würden zu Luxusgütern oder verschwinden. Bienen sind vor allem durch die industrielle Landwirtschaft bedroht, in erster Linie durch den Einsatz von Pestiziden. Wichtige Lebensräume der Insekten werden zerstört und Grünflächen reduziert. Die Klimaveränderungen setzen auch den Bienen zu. Milde Winter und extreme Temperaturschwankungen schwächen sie und machen sie anfällig gegenüber Parasiten wie der gefährlichen Varroa-Milbe. Das Bienensterben betrifft allerdings die Honigbiene weniger als Wildbienen. Denn Honigbienen werden durch Imker betreut und geschützt. Allerdings hat sich die Zahl der Bienenvölker seit den 1950er Jahren in Deutschland halbiert. Wildbienen haben sich zum Teil auf eine Pflanzenart spezialisiert und sterben mit deren Verschwinden aus. Bienen zählen daher zu den besonders gefährdeten Arten, die nicht in der Natur gefangen, beschädigt oder getötet werden dürfen. Gift gegen Bienen ist absolut tabu. Bei Verstößen werden Bußgelder verhängt, in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bis maximal 50.000 Euro.

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Tierisch tierisch | 05. Oktober 2022 | 19:50 Uhr