Reportage Meine Zukunft ohne die Kohle - Drei Menschen, eine Geschichte

Die Tage der Kohle sind gezählt. Der Ausstieg soll bis 2038 erfolgen, rund 40 Milliarden Euro fließen in den Strukturwandel der Reviere, so hat es die Kohlekommission Ende Januar 2019 beschlossen. Bis Mai will die Bundesregierung konkrete Maßnahmen beschließen. Doch wie sieht sie aus die Zukunft ohne Kohle? Die Antwort auf die Frage hängt von der persönlichen Perspektive ab, wie ein Blick in den rheinischen Tagebau Hambach, nach Spremberg in der Lausitz und nach Pödelwitz bei Leipzig zeigt.

Der rheinische Tagebau Hambach ist der größte in Deutschland. Dort werden jährlich etwa 40 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert und in Kraftwerken verbrannt. Damit sorgt er auch im europäischen Maßstab für einen enormen Ausstoß an Kohlendioxid, was den Tagebau immer wieder zur Zielscheibe von Protestaktionen machte. Zuletzt im Herbst 2018, als Tausende Menschen im Hambacher Forst am Ende erfolgreich gegen die Abholzung eines 12.000 Jahre alten Waldes protestierten, der dem Tagebau weichen sollte.

Luftaufnahme von Abrissdorf Pödelwitz, 2013.
Blick auf Pödelwitz Bildrechte: picture alliance/dpa | Lutz Knauth

Auch im mitteldeutschen Revier kam es immer wieder zu Protesten. Selbst nach dem Kohlekompromiss scheint die Zukunft des Ortes Pödelwitz im Süden Leipzigs, das nach den Plänen des Braunkohlekonzerns Mibrag weichen soll, ungewiss. Im August 2018 kamen mehr als 1.000 Menschen zum "Klimacamp Leipziger Land" in das 700 Jahre alte Dorf. Die Demonstrationen sollen weitergehen.

Unterdessen wurde die mögliche Umsiedlung des sorbischen Dorfes Mühlrose mit rund 200 Einwohnern gerade offiziell besiegelt, 150 Millionen Tonnen Braunkohle sollen dort noch gefördert werden. Zugleich ging im Kraftwerk Jänschwalde, das aus dem Lausitzer Braunkohlerevier mit Kohle versorgt wird, ein erster Block vom Netz.

Eine Frage der Perspektive

Der Kampf um die Kohle ist auch für Ruth, Philipp und Anja eine Frage der persönlichen Perspektive. Während Philipp in einem Tagebau als Ingenieur arbeitet und hofft, bis zu seiner Rente seinen Arbeitsplatz behalten zu können und Anjas Leben immer stärker von der Kohle abhängt, setzt sich Ruth mit zunehmend radikaleren Aktionen und trotz möglicher juristischer Konsequenzen für einen sofortigen Ausstieg aus der Kohle ein.

Wie erleben Philipp und seine Kollegen in ihrem Tagebau Hambach die Klimaproteste? Wie sieht Ruths Arbeitsalltag in einer Organisation aus, die die Gesellschaft sozialer und ökologischer gestalten will und dabei auch zu unbequemen Mitteln greift? Und wie erklärt sie anderen, dass sie für ihr Engagement bereit ist, gesundheitliche und juristische Risiken in Kauf zu nehmen? Wie geht Anja damit um, dass ihre Zukunft auf einem wackligen und gefährlichen Fundament erbaut ist?