Ein Screenshot der App „Bonify“ ist auf dem Bildschirm eines Mobiltelefon vor einem Mietvertrag zu sehen.
Mit der App kann man ständig beobachten, ob sich der eigene Schufa- Score verbessert oder verschlechtert. Bildrechte: picture alliance/dpa | Peter Kneffel

Bonität App der Schufa: Das sollten Sie wissen

29. August 2023, 16:00 Uhr

Die Schufa begleitet Menschen beinahe ein Leben lang. Ob Kredit, Mietvertrag oder neuer Handyvertrag – die Schufa ist dabei, meist ohne dass wir etwas davon merken. Über eine neue App kann nun jeder die eigene Einstufung regelmäßig einsehen. Finanzexperte Hermann-Josef Tenhagen erklärt, was es mit der App auf sich hat und was Sie dort besser nicht von sich preisgeben.

Hermann-Josef Tenhagen von Finanztip
Hermann-Josef Tenhagen von Finanztip Bildrechte: Finanztip

Die App der Schufa ist für all diejenigen gedacht, die öfter darauf schauen wollen, wie ihre Kreditwürdigkeit eingestuft wird. Sie können mit der App kostenlos ihren Schufa-Score sehen, anstatt nur einmal im Jahr kostenfrei Auskunft über ihre Daten zu erhalten.

Ein Frau schüttelt die Hände eines Paares.
Bei Krediten, ob für Wohnung oder Auto, wird fast immer die Schufa zu Rate gezogen. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Wer zum Beispiel demnächst einen Ratenkredit für Küche, Wohnung oder Auto braucht, kann nachschauen, wie der Score aussieht und ob er sich verbessern lässt – und weiß dann, ob der Kredit womöglich teurer wird. Denn je nach Score können die Zinsen abweichen. Je weniger vertrauenserweckend die Kreditwürdigkeit einer Person ist, desto höher fallen die Zinsen aus.

Drei Tipps, um Ihren Score zu verbessern:

  • Kontrollieren Sie regelmäßig Ihren Score per Datenkopie.
  • Kündigen Sie Konten und Kreditkarten, die Sie nicht nutzen. Die verschlechtern den Score.
  • Ihr Dispo ist für den Schufa-Score unproblematisch, aber überziehen sollten Sie den Dispo nicht.

Was ist die Schufa? Die Schufa ist eine private Auskunftei, die nach eigenen Angaben Bonitätsdaten über 68 Millionen Bundesbürger gespeichert hat. Ihr Ziel ist vor allem, den wichtigsten Schufa-Kunden, nämlich den zehntausenden Banken, Versicherungen und Händlern im Land, eine bessere Einschätzung zu geben, ob ihre Kunden auch zahlen werden. Die Daten hat die Schufa von den Händlern und Banken bekommen, mit denen die Kunden schon Geschäfte gemacht haben, aber auch aus öffentlichen Datenbanken. Die Schufa berechnet damit die Wahrscheinlichkeit, dass Sie als Kunde die Rechnung beim Händler bezahlen.

App ohne Kontodaten installieren

Ich persönlich würde die App installieren, derzeit geht das aber nur direkt bei Bonify und noch nicht über die App Stores. Ende 2022 hatte die Schufa die Finanzplattform Bonify gekauft. Außerdem würde ich mich für die App mit dem Personalausweis identifizieren. Man soll sich auch mit den eigenen Kontodaten legitimieren können, aber davon würde ich abraten.

Außerdem soll es künftig auch möglich sein, der App den Zugang zum Girokonto erlauben zu können. Der Vorteil ist, dass die App schnell auf dem Konto nachvollziehen kann, dass die Finanzen in Ordnung sind und genug Geld zur Bezahlung von Rechnungen vorhanden ist. Der Nachteil: Man verteilt seine Daten. Eigentlich sollte man sich im Netz so datensparsam wie möglich bewegen. Kritisch ist es aus Verbraucherschutzsicht, wenn am Ende die Verbraucher den Eindruck haben, sie müssten den Kontoeinblick gewähren, um ihren Schufa-Score zu verbessern.

Unterschied zur Datenauskunft per Post

Die Bonitätsauskunft per App gibt aktuell nur den Score an, wie gut die Schufa die Bonität einschätzt. Der bestmögliche Schufa-Score ist 100, die meisten Menschen haben einen Score besser als 97.

Die kostenlose Datenkopie bei der Schufa selbst gibt auch Auskunft, wer welche Daten bei der Schufa abgerufen hat. Sie wird per Post verschickt. Diese Daten soll man bei Bonify erst Ende des Jahres einsehen können.

Auf der Homepage der Schufa gibt es außerdem eine Art Musterrechner, bei dem Sie anonymisiert Daten einspeisen können und dann von der Schufa erfahren, welchen Bonitäts-Score die Schufa für Menschen mit diesen Daten ermitteln würde.

Diese Daten nutzt die Schufa generell

Es handelt sich um: -Vorname
-Name
-Geburtsdatum
-Geburtsort
-aktuelle Adresse
-frühere Adressen
-bestehende Girokonten
-Kreditkarten
-Handyverträge
-Leasingverträge
-Daten über laufende oder abbezahlte Kredite
-Mahnverfahren
-"geplatzte" Schecks
-Vollstreckungsbescheide
-Private Konkurse
-Informationen über eidesstattliche Versicherungen

Quelle: Finanztip.de

Was die Schufa nicht sammelt, sind Daten über Familienstand, Nationalität, Arbeitgeber, Einkommen, Guthaben und Wertpapierdepots. Das Speichern von besonderen Daten wie Religion oder Herkunft sind ihr sogar rechtlich verboten.

Zum Aufklappen: Was ein guter Score nützt

Den Schufa-Score nehmen die Unternehmen, die mit der Schufa arbeiten, als Anhaltspunkt, ob Sie ein pünktlich zahlender Geschäftspartner sind. Je besser Ihr Score, desto bereitwilliger wird Ihnen etwas verkauft und desto günstiger ist womöglich der Zins, den Sie für einen Kredit bezahlen.

Neben dem Basis-Score gibt die Schufa auch noch diverse Spezial-Scores heraus. Viele Banken und Händler nehmen diese Schufa-Scores als Hilfsmittel bei ihrer Kredit- oder Lieferentscheidung. Die Schufa selbst entscheidet nicht über Ihren Kredit und den Zinssatz, den Sie dafür zahlen sollen.

Wie sich das in der Praxis auswirkt: Wenn eine Bank wie die Postbank für einen Kredit über 10.000 Euro mit einem Kreditzins ab knapp 4 Prozent wirbt, teilt dieselbe Bank im Kleingedruckten dann häufig mit, dass die meisten Kunden den Kredit so preiswert nicht bekommen. Aber immerhin zwei Drittel der Kunden bekämen den Kredit für beispielsweise 9 Prozent Zinsen. Zu dieser Information sind die Banken verpflichten. Manche Kunden müssen für diesen Kredit aber auch 11,5 Prozent zahlen, weil die Bank das Risiko für zu groß hält, dass Menschen aus dieser Gruppe nicht zurückzahlen.

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MDR (lk)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 29. August 2023 | 17:00 Uhr

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