Wahlsieger in Slowakei Robert Fico
Der Sieger der Parlamentswahl in der Slowakei, Robert Fico, will die Militärhilfe für die Ukraine einstellen. Bildrechte: picture alliance/dpa/CTK | Ondrej Deml

Neues Parlament Linksnationale Smer-Partei gewinnt Wahl in der Slowakei

01. Oktober 2023, 20:48 Uhr

Die linksnationalistische Partei Smer-SSD hat die Parlamentswahl in der Slowakei gewonnen. Wahlsieger Robert Fico kündigte vor allem außenpolitisch einen neuen Kurs an. Er will die Militärhilfe für die Ukraine stoppen. Zur Regierungsbildung ist seine Partei jedoch auf Partner angewiesen.

Der langjährige Regierungschef Robert Fico hat die Parlamentswahl in der Slowakei gewonnen. Seine linksnationalistische Partei "Richtung - Slowakische Sozialdemokratie" (Smer-SSD) kam nach dem offiziellen Endergebnis auf 22,9 Prozent der Stimmen, wie die staatliche Wahlkommission am Sonntag in Bratislava bekannt gab.

Den zweiten Platz belegte die bisher noch gar nicht im Parlament vertretene liberale Partei "Progressive Slowakei" (PS) unter Führung des EU-Abgeordneten Michal Simecka mit 18 Prozent. Sie blieb damit leicht hinter den Vorwahlumfragewerten zurück. Auf Rang drei folgt die Partei "Stimme - Sozialdemokratie" (Hlas-SD) mit 14,7 Prozent. Deren Spitzenkandidat Peter Pellegrini hatte sich vor drei Jahren im Streit von Fico getrennt und eine liberalere sozialdemokratische Partei gegründet. Die Wahlbeteiligung lag bei 68,5 Prozent der 4,4 Millionen Stimmberechtigten.

Koalitionsbildung offen

Pellegrinis liberale Sozialdemokraten könnten nun entscheidend für die Regierungsbildung sein, da sie als Partner sowohl für Smer-SSD als auch für PS infrage kommen. Politische Beobachter halten jedoch ein Bündnis mit Fico für am wahrscheinlichsten.

Zu möglichen Koalitionsverhandlungen sagte Fico am Sonntag: "Wir werden den Anruf des Präsidenten abwarten. Solange wir kein Mandat zur Regierungsbildung erhalten, sehen wir keinen Grund, Verhandlungen zu führen."

Wahlsieger gegen Waffenlieferungen für die Ukraine

Für Ficos Smer-Partei dürfte es jedoch nicht leicht werden, eine Koalition zu bilden. Fico hatte vor der Wahl angekündigt, er wolle die bei der Bevölkerung unbeliebte Waffenhilfe für die Ukraine beenden und dem Nachbarland nur noch mit zivilen Gütern helfen. Der 59-jährige Ex-Regierungschef Fico hatte damit geworben, unter seiner Führung werde die Slowakei an die Ukraine "nicht einen Schuss Munition" liefern. Er sprach sich auch für bessere Beziehungen zu Russland aus.

Doch fast alle anderen ins Parlament gewählten Parteien wollen an Waffenlieferungen festhalten. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt ist die Slowakei bisher einer der größten Unterstützer Europas für die Ukraine und schickte unter anderem MiG-Kampfjets an Kiew. Die EU-Kommission befürchtet, dass Fico sich mit Ungarns nationalistischem Staatschef Viktor Orban verbünden könnte.

Fico war bereits von 2006 bis 2010 und von 2012 bis 2018 Regierungschef und führte die Slowakei 2007 in den Schengen-Raum und 2009 in die Eurozone. Nach dem Mord am Investigativ-Journalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten Martina Kusnirova 2018 wurden im Zuge der Ermittlungen große Korruptionsnetzwerke aufgedeckt, in die auch hohe Staatsbeamte verstrickt waren. Fico musste unter dem Druck von Massenprotesten zurücktreten. Zuletzt hatte übergangsweise eine Expertenregierung das Land geführt.

AFP/dpa/Reuters (ala,ans)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 01. Oktober 2023 | 17:00 Uhr

Mehr Politik in Osteuropa

Zehntausende protestieren gegen Regierungspläne 1 min
Zehntausende protestieren gegen Regierungspläne Bildrechte: Reuters

Nachrichten

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gibt beim Besuch der Nato-Übung Quadriga 24 ein Pressestatement. 1 min
Bundeskanzler Olaf Scholz hat deutsche Soldaten in Litauen besucht. Bildrechte: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld
1 min 06.05.2024 | 17:28 Uhr

Bundeskanzler Olaf Scholz hat deutsche Soldaten in Litauen besucht. In Pabradė besuchte er die 10. Panzerdivision der Bundeswehr. Scholz bekräftigte dabei die Unterstützung der Nato-Partner im Ostseeraum.

Mo 06.05.2024 17:16Uhr 00:57 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/politik/video-litauen-bundeskanzler-scholz-bundeswehr-nato-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Mehr aus Osteuropa

Nachrichten

US Außenminister Antony Blinken trifft die Botschafterin der Ukraine. 1 min
Bildrechte: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Brendan Smialowski
1 min 15.05.2024 | 20:50 Uhr

Die US-Regierung stellt der Ukraine weitere zwei Milliarden US-Dollar für militärische Zwecke zur Verfügung. Währenddessen gelten mehrere Dörfer bei Charkiw im Zuge der russichen Bodenoffensive als umkämpft.

Mi 15.05.2024 20:36Uhr 00:32 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/video-ukraine-us-hilfe-geld-militaer-kaempfe-charkiw-russland-offensive102.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video
Protest auf den Straßen von Tiflis wegen des "Agentengesetzes" 1 min
Protest auf den Straßen von Tiflis wegen des "Agentengesetzes" Bildrechte: Reuters
Russischer Raketenwerfer feuert auf einer Wiese Raketen ab 1 min
Russischer Raketenwerfer feuert Raketen ab Bildrechte: AP
1 min 14.05.2024 | 12:43 Uhr

Im Osten der Ukraine ist die russische Armee weiter auf dem Vormarsch. Ihre Truppen eroberten Gebiete 40 Kilometer vor Charkiw. Unterdessen ist US-Außenminister Antony Blinken zu einem Besuch in Kiew eingetroffen.

Di 14.05.2024 11:45Uhr 00:38 min

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/video-russsisch-truppen-blinken-vormarsch100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video