Gewässer Tambach-Dietharz: Wie Trockenheit dem Wildwasserrafting das Wasser abgräbt

14. Juni 2023, 13:35 Uhr

20 Jahre Wildwasserrafting im nördlichen Thüringer Wald sind Geschichte. Wassermangel aufgrund von Trockenheit zwingen die größte Veranstaltung von Tambach-Dietharz in die Knie. Das dafür verwendete Wasser wird gebraucht, um die Apfelstädt besser zu versorgen.

An dem Aus für das Wildwasserrafting in Tambach-Dietharz ist offenbar nicht mehr zu rütteln. "Die Thüringer Fernwasserversorgung hat die Verträge mit uns gekündigt", sagte Bürgermeister Marko Schütz. Wie das öffentliche Unternehmen mitteilte, ist ein Ablassen der Schmalwassertalsperre aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen nicht mehr vertretbar.

Die Talsperre bei sonnigem Wetter von oben
Die Schmalwassertalsperre bei Tambach-Dietharz Bildrechte: Mayk Hirschfeld

Streitthema Apfelstädt spielt eine Rolle

Dass der Fluss, die Apfelstädt, in den vergangenen Jahren immer wieder trocken blieb, spielt dabei die entscheidende Rolle. Die Apfelstädt bekommt ihr Wasser aus der Talsperre Tambach-Dietharz und einen kleinen Teil auch aus der Schmalwassertalsperre. Teils heftigen Streit gab es deshalb in den vergangenen Jahren zwischen den Gemeinden an der Apfelstädt, dem Landkreis und der Bürgerinitiative "Lebensraum Apfelstädt" einerseits und der Thüringer Fernwasserversorgung und dem Umweltministerium andererseits. Nach langem Hin und Her hatten sich das Land, die Thüringer Fernwasserversorgung (TFW) und der Landkreis auf eine Veränderung des Talsperren-Managements auf Probe und ein paralleles Monitoring geeinigt.

Die Thüringer Fernwasserversorgung erklärt: "Die Wassermengen der Tiefenabgabe sind Bestandteil der 1,6 Millionen Kubikmeter Wasser, welches im Rahmen des fünfjährigen Probebetriebs zusätzlich zur Stützung der Apfelstädt zufließen soll."

Apfelstädt könnte profitieren - Rafter verlieren

Bisher wurde die Talsperre einmal im Jahr in der Tiefe abgelassen. 6.000 Liter Wasser pro Sekunde verwandelten die Flüsse Schmalwasser und Apfelstädt in Sturzbäche. Das ist etwa ein Fünftel der 1,6 Millionen Kubikmeter Wasser, die die TFW der Apfelstädt pro Jahr zusätzlich zufließen lassen will.

Das nutzte Tambach-Dietharz für das Wildwasserrafting. Mehrere Tausend Gäste konnten immer am ersten Augustwochenende in der Stadt begrüßt werden. Dass diese Großflutung der Flussbetten jetzt ausbleiben und das Wasser konstanter entlassen wird, ist ein Versuch, die Pegelstände in der Apfelstädt mit Hilfe der Talsperren anzuheben. Und damit auch den Konflikt mit den Anwohnern in den Gemeinden im Kreis zu befrieden. Denn die Talsperre Tambach-Dietharz, über die der Pegel der Apfelstädt überwiegend reguliert wird, ist mit der Schmalwassertalsperre verbunden.

Menschen in einem Rafting-Boot.
Alle Jahre wieder: So sah es aus, nachdem die Talsperre für das Rafting geflutet wurde. Bildrechte: Stadt Tambach-Dietharz

Stimmung im Ort gespalten

Wer in Tambach-Dietharz Passanten befragt, hört geteilte Meinungen: "Es ist sehr schade, dass das Rafting nicht mehr stattfindet", sagen manche. Sandra Marchioretto und Stefan Weber beispielsweise meinen, dass jetzt nichts mehr in der Stadt los sei. Bürgermeister Schütz merkt an, dass die actiongeladene Sportveranstaltung auch viele Weggezogene einmal jährlich zurück in die Heimat gelockt habe. "Es war immer ein großes Familientreffen", sagt er.

Gerd Rommeiß wiederum meint: "Wegen der Witterung der letzten paar Jahre finde ich es richtig, dass das Wasser in der Talsperre bleibt."

Talsperren nicht mehr primär für Trinkwasserversorgung

Mit dem jährlichen Ablassen der Schmalwassertalsperre wurde sauerstoffarmes und nährstoffreiches Tiefenwasser abgelassen. Das ist laut Thüringer Fernwasserversorgung nun aber nicht mehr nötig, da sich die Wasserqualität verbessert habe. Die Talsperre diene aktuell nicht der Trinkwasserversorgung. Auch die Talsperre Tambach-Dietharz liefert nur noch zu einem geringen Teil Trinkwasser, überwiegend aber Brauchwasser vor allem zur Stromerzeugung.

Stadt auf der Suche nach neuen Ideen

In diesem Jahr wird es laut Bürgermeister Schütz nun statt des Raftings ein Familienfest mit After-Rafting-Party geben. Auf Dauer ist die Stadt auf der Suche nach einer neuen Großveranstaltung, wie Bürgermeister Marco Schütz sagte: "Außer Seifenkistenrennen ist uns noch nicht viel eingefallen. Wir sind für alle Ideen offen."

MDR (dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 14. Juni 2023 | 08:13 Uhr

1 Kommentar

Maria A. vor 47 Wochen

Das geschilderte Austrocknen macht besonders betroffen, wenn man dazu das Foto der wasserlosen Apfelstädt betrachtet. Wenn aber abgewogen werden muss zwischen Nutzen und Freizeitvergnügen, dann hat in wasserarmen Perioden eindeutig die Grundversorgung Vorrang.

Mehr aus der Region Gotha - Arnstadt - Ilmenau

Mehr aus Thüringen

Menschen braten Rühreier auf riesigem Feuer 3 min
Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk