Daniel Knopf, steht neben einem Baum auf einem großen Platz.
Jenas Klimaanpassungsmanager Daniel Knopf Bildrechte: MDR/David Straub

Porträt Kampf gegen Hitze und Dürre in Jena: Was kann Thüringens erster Klimaanpassungsmanager leisten?

13. Juli 2023, 17:21 Uhr

Mit Daniel Knopf hat die Stadt Jena Thüringens ersten Klimaanpassungsmanager. Knopfs Job: Er soll das Leben in Jenas teils zubetonierter Innenstadt erträglicher machen. Wie kann das klappen?

Der Mann mit dem roten Fahrrad-T-Shirt steht im Schatten. Angenehmer für das Interview. Er ist Jenas Klimaanpassungsmanager. "Das hier ist einer absoluten Hitze-Hotspots der Stadt und damit im ganzen Freistaat", beschreibt Daniel Knopf den Ernst-Abbe-Platz, Jenas zentralen Platz, von Uni-Gebäuden umgeben. Es ist ein Mittwoch, ein Tag nach einem erneuten langen Hitze-Wochenende, an dem viele Menschen geschwitzt und gelitten haben.

Die Kombination ist aus gesundheitlicher Perspektive ein großes Problem.

Daniel Knopf Jenas Klimaanpassungsmanager

"Wir sehen hier einen stark versiegelten Platz, auf dem sich sehr viele Menschen tagsüber aufhalten, umgeben von hohen Gebäuden mit Glasfassaden entsprechend hohem Rückstrahlungsvermögen. Und diese Kombination aus Hitze-Hotspot und vielen Menschen ist natürlich aus gesundheitlicher Perspektive ein großes Problem." Daniel Knopf hat seinen neuen Job seit Ende vergangenen Jahres. Er kennt sich aus mit Klimaschutz und Klimaanpassung, früher war er Geschäftsleiter des Thüringer Instituts für Nachhaltigkeit und Klimaschutz, kurz Think.

Der Ernst-Abbe-Platz in Jena, Viel Beton, dahinter das Uni-Gebäude. 2 min
Bildrechte: MDR/David Straub

Mit den Folgen der Erderwärmung umgehen

Jetzt soll er der Stadt helfen, das Leben für ihre Bürgerinnen und Bürger angesichts der Folgen des Klimawandels erträglicher zu machen. Mit dem Klimaschutzmanager teilt er sich ein Büro, doch der kümmere sich eben eher darum, wie die Kommune CO2 einsparen könne. Doch ähnlich wie bei seinem Kollegen beinhaltet sein Job ein Querschnittsthema. Sprich, Knopf versucht zum Beispiel, bei verschiedenen Bauvorhaben involviert und mit unterschiedlichen Ämtern oder Auftragnehmern in Kontakt zu sein.

Die Fragen, die sich Knopf stellt: "Wie können wir vulnerable Gruppen besser vor Hitze schützen? Wie schaffen wir es, dass es mit intensiveren Starkregenereignissen nicht zu Überflutungen im Stadtgebiet kommt?" Daneben, so sagt er, spielt aber auch die Anpassung im Stadtforst oder in der Landwirtschaft eine wichtige Rolle im Berufsalltag.

Hügellandschaft statt Beton

Und wie löst man das Problem am Ernst-Abbe-Platz? "Ja, es ist angedacht", erklärt Daniel Knopf, "dass hier vor der Mensa eine Hügellandschaft entsteht, und in diese Hügellandschaft werden Bäume mit richtig langem Wurzelwerk gepflanzt." Darum sollen zudem vier Meter hohe Pylonen, also Stahlmasten kommen, aus denen an heißen Tagen feiner Wassernebel kommt und zusammen mit den Bäumen für eine "Verdunstungskühlung" sorgt.

Eine Visualisierung zeigt Bäume und Sprühnebel inmitten des Ernst-Abbe-Platzes in Jena.
So in etwa könnte der Ernst-Abbe-Platz aussehen. Hier die Entwurfsidee des Wettbewerbssiegers Mettler Landschaftsarchitektur aus dem Jahr 2012. Bildrechte: Stadt Jena

Jenas Vorreiterrolle nicht selbstverständlich in Thüringen

Verschiedene ARD-Redaktionen haben zusammen mit Correctiv eine große Umfrage unter allen deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten gestartet, wie gut sie Klimaanpassungen umsetzen. Das Ergebnis: Thüringen hinkt vergleichsweise hinterher.

Jena ist seit Jahren als kreisfreie Stadt dabei eine der Vorreiterregionen - sogar in ganz Deutschland. Jena entsiegelt Flächen oder wendet das sogenannte Schwammstadtprinzip an. Damit können Städte an bestimmten Orten Regenwasser leiten und speichern und in Trockenperioden an die Umgebung abgeben. Außerdem hat Jena mit der Klimaanpassungsstrategie sein eigenes Konzept - und mit Daniel Knopf seinen Manager.

Generell sind die Optionen für Maßnahmen vielfältig: Kommunen können einzelne konkrete Projekte, wieeben die Umgestaltung großer Betonflächen, aber auch umfassende Konzepte für Anpassungen entwickeln. Das Thüringer Umweltministerium hält in diesem Zusammenhang aber insbesondere die Arbeit von Managern wie Daniel Knopf für "notwendig, um die Kompetenz der Querschnittsaufgabe Klimaanpassung vor Ort zu bündeln".

Meine Schaffenskraft ist natürlich auch nur begrenzt. Und die Möglichkeiten sowieso.

Daniel Knopf Jenas Klimaanpassungsmanager

Knopf selbst versucht dabei, die Erwartungen auch nicht zu hoch zu hängen. "Meine Schaffenskraft ist natürlich auch nur begrenzt. Und die Möglichkeiten sowieso." Denn natürlich müsse er mit dem arbeiten, wie die Stadt früher gebaut worden ist. Auch beim Ernst-Abbe-Platz zeigt sich das. Direkt darunter befindet sich nämlich eine Tiefgarage.

Die Idee des Planungsbüros mit den Hügeln umgeht dabei quasi dieses Problem. Und Knopf betont: "Man kann generell natürlich auch mit kleineren Maßnahmen darauf abzielen, dass an diesen Orten in der Stadt ein Stück weit Klimaanpassung umgesetzt wird."

Herausforderungen für kleine Kommunen

So aktiv Jena beim Thema Klimaanpassung ist, so wenig sind es oftmals die dünner besiedelten Gebiete Thüringens. Daniel Knopf hat dafür vollstes Verständnis. Gerade in kleineren Kommunen könne es schwierig werden. Es gebe zwar Möglichkeiten, Vorhaben haushaltsneutral zu finanzieren.

"Das Land stellt da durch Förderprogramme und durch Sonderzuweisungen einiges bereit. Aber allein diese Anträge brauchen Zeit und brauchen jemanden, der sich dahinterklemmt, der das bearbeitet und der sich dann auch entsprechend um Stellenausschreibungen, Stadtratsbeschlüsse kümmert."

Sobald eine Kommune erst einmal einen Manager hat, erscheint die Aufgabe machbarer, aber, so drückt es Knopf aus: "Ich kann mir vorstellen, dass das in kleineren Kommunen einfach neben der alltäglichen Arbeit, die die Sachbearbeiter dort zu verrichten haben, schlichtweg häufig nur schwer möglich ist."

Savannenartige Bäume in der Innenstadt

Noch einmal Ortswechsel, ein paar Hundert Meter vom Ernst-Abbe-Platz entfernt. Daniel Knopf schlendert durch die Fußgängerzone. "Das hier zum Beispiel sind amerikanische Gleditschien." Die savannenartigen Bäume, so der Manager, kämen mit der Hitze aufgrund der hohen Vollversiegelung an den Fassaden und im Bodenbereich wunderbar zurecht. "Sie sind gut geeignet, um mit den Klimawandel-Folgen in den nächsten Jahrzehnten klarzukommen."

Die Jenaer Innenstadt, rechts eine Reihe von Bäumen.
Die Fußgängerzone in der Jenaer Innenstadt, rechts die Gleditschien. Bildrechte: MDR/David Straub

Die Bäume, so Knopf, stünden bereits seit einigen Jahren. Mittlerweile hat die Stadt Jena zudem ein Stadtbaumkonzept, das immer dann aus der Schublade gezogen werden kann, wenn irgendwo gebaut werden soll. "Es zeigt räumlich eben ziemlich detailliert, wo welche Bäume zurechtkommen. Bis ins Detail, auch zum Beispiel, ob das im Winter mit dem Streusalz passt."

Zunächst steht aber erst einmal die Umgestaltung des Ernst-Abbe-Platzes in Jena im Fokus. Das Vorhaben wird zum Großteil aller Voraussicht nach über das Bundesprogramm "Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel" gefördert - kommt die finale Zusage, könnte bestenfalls ab 2025 gebaut werden. Und Daniel Knopf könnte auch inmitten des Platzes ein Interview geben.

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MDR (dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | THÜRINGEN JOURNAL | 13. Juli 2023 | 19:00 Uhr

4 Kommentare

Mighty Mustard vor 41 Wochen

Da wird überall darüber nachgedacht wie man die wertvolle Ressource Wasser schützen kann und auf dem Eichplatz werden damit Studenten gekühlt... Warum nicht ein paar Solarpanele als Schattenspender nutzen und mit der gewonnenen Energie Ventilatoren betreiben? Die Idee ist doch mindestens genau so gut. Falls das als Qulifikationsnachweis ausreicht (vermutlich tut es das bei der aktuellen Personalfindung), dann bin ich zu Gesprächen bereit, liebe Stadt Jena.

Steffen-Das Original vor 41 Wochen

Äußerst scheinheilig diese Stadt. Einerseits immer der Vorreiter (Maskenpflicht, jeztz Hitzeschutz), aber man baut in dieser "zubetonierten" Stadt weiter wie bekloppt. Siehe das Baugebiet am ehemaligen Horten Kaufhaus. Wenn man die hohen Gebäude sieht, kann ich nur mit dem Kopf schütteln.

Ilse vor 41 Wochen

Tpass

Ein Posten für überzeugte Demokraten.

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