Zwischen zwei Gebäuden klafft ein Loch im Boden.
Die Gebäude neben dem Erdloch in Nordhausen können nicht mehr genutzt werden. Bildrechte: MDR/Armin Kung

Expertenbericht Erdloch in Nordhausen: Geologen rechnen mit weiterer Ausdehnung

13. November 2023, 08:32 Uhr

Ein 15 Meter tiefes Loch tat sich 2010 plötzlich im Nordhäuser Ortsteil Salza auf. 2021 brach die Böschung erneut ab. Geologen untersuchen weiterhin den Untergrund der Region.

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Zum großen Erdloch in Nordhausen hat der Geologische Landesdienst einen Zwischenbericht vorgestellt. Nach Angaben der Experten handelt es sich sehr wahrscheinlich um ein einmaliges Ereignis.

Bei einer Informationsveranstaltung am Wochenende sprachen sie von einer auffälligen geologischen Formation. Der Südharzer Zechstein liege an dieser Stelle auffällig weit oben. Das typisch weiche Gestein der Nordhäuser Karstlandschaft sei durch Grundwasser ausgespült worden. Begünstigt wurde der Erdfall zudem offenbar durch tektonische Störungen im Nordhäuser Untergrund. Das bedeutet, dass die Geologie keine einheitliche Gesteinsformation aufweist.

Gefahren für Grundstücke werden im Einzelfall geprüft

Die Experten gehen davon aus, dass sich das Erdloch weiter ausdehnt, bis es eine Trichterform angenommen hat. Das Loch befindet sich auf einem Betriebsgelände des Landkreises Nordhausen. Zwei Gebäude sind mittlerweile Ruinen. Große Teile der Mauern sind in das Erdloch abgesackt.

An das Gelände grenzt auch ein Wohngebiet. Ob Gefahr für konkrete Grundstücke besteht, könne nur eine Einzelprüfung herausfinden. Der Geologische Landesdienst beim Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz bittet Anwohner, sich mit Anfragen direkt zu melden.

Kernbohrung bis in 470 Meter Tiefe

Bei den Ergebnissen handelt es sich um einen vorläufigen Zwischenbericht. Im Frühjahr 2024 soll ein Abschlussbericht vorliegen. Der Landesdienst hatte bis zum Frühjahr 2023 den Nordhäuser Untergrund untersucht. In der Nähe des Erdlochs wurde eine Kernbohrung bis in eine Tiefe von gut 470 Meter durchgeführt.

Außerdem wurde der Untergrund mit seismischen Sensoren untersucht. Erste Messungen im Jahr 2016 hatten keine ausreichenden Antworten geliefert.

Erdloch hatte sich Anfang 2010 in Salza aufgetan

Im März 2010 hatte sich im Stadtteil Salza ein sechs Meter breites und 15 Meter tiefes Loch aufgetan. Ein Schneeräumfahrzeug rutschte damals in den Abgrund, der Fahrer konnte sich knapp retten.

Im Februar 2016 erweiterte sich das Loch auf 20 Meter Durchmesser. Damals mussten der Landkreis Gebäude auf dem betroffenen Gelände aufgeben. Im März 2021 brach die Böschung erneut ab, wobei Teile der Gebäude einsackten.

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MDR (aku/mm)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 11. November 2023 | 19:00 Uhr

1 Kommentar

augu vor 25 Wochen

"Das typisch weiche Gestein der Nordhäuser Karstlandschaft sei durch Grundwasser ausgespült worden."
Es ist wohl mehr ein Auflösen des Gipsgesteins im Untergrund als ein Wegspülen von losen Material, wie z.B.am Hang durch Niederschlagswasser.
Die mechanische Zerstörung des Gesteins durch die (lokal begrenzten) tektonischen Störungen im Untergrund begünstigt wohl diese Löseprozess, den Rest besorgt der "Zahn der Zeit"

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