Stadtentwicklung Bauausstellung IBA feiert Abschluss mit Ausstellung in Apolda

04. Mai 2023, 16:25 Uhr

Die Raststätte Leubinger Fürstenhügel, der Bahnhof Rottenbach als Hofladen oder der Eiermann-Bau in Apolda als Veranstaltungshalle: Unter dem Dach der IBA sind in den vergangenen zehn Jahren viele Bauprojekte umgesetzt worden. Zu sehen sind sie jetzt bei der Abschlussschau in Apolda.

Nach über zehn Jahren geht die Internationale Bauausstellung (IBA) Thüringen zu Ende. Am Donnerstag wird im Eiermann-Bau in Apolda die Abschlussausstellung eröffnet. Damit zieht die IBA Bilanz.

Die IBA gibt es in Deutschland schon seit Jahrzehnten. Sie dient der Städte- und Regionalentwicklung und widmet sich somit der Frage, wie die Zukunft von Stadt und Land aussieht. In Thüringen reichen die Anfänge der IBA bis 2009 zurück, denn da entschied die Landesregierung, die Möglichkeiten einer IBA im Freistaat zu prüfen. 2012 wurde dann die Gesellschaft gegründet.

Holzbau als Schwerpunktthema

Unter dem Namen "Stadtland - Der Freistaat als Zukunftslabor" hat die IBA Thüringen mit Partnern wie Vereinen, Kommunen und Kirchengemeinden 41 Projekte entwickelt. Davon sind 30 Projekte fertig oder im Bau. In Apolda wurde eine Kirche zur Kunstkapelle umgewandelt. In Erfurt entsteht mit der Gartenstadt neuer Wohnraum, im Kloster am Thüringer Meer ein Seesport- und Erlebnispädagogisches Zentrum (SEZ), um nur einige zu nennen.

Rund 117 Millionen Euro wurden investiert. Davon tragen über 52 Millionen Euro die Akteure, der Rest stammt aus Förderprogrammen der EU, des Bundes und des Landes. "Wir ziehen ein positives Fazit. Wir sind an vielen Stellen über uns hinausgewachsen und konnten viele Akteure dabei unterstützen, um die Ecke zu denken", sagte die IBA-Geschäftsführerin Marta Doehler-Behzadi.

Die IBA Thüringen verfolgte verschiedene Ziele und Themen. Dazu gehören Landflucht, bezahlbares Wohnen, Zusammenarbeit von Stadt und Land sowie der Klimawandel. Das spiegelt sich in den Projekten wider. So wurde vielerorts der Holzbau als Bauweise vorangetrieben, wie beispielsweise beim SEZ, beim Studentenwohnhaus "Das 100" in Weimar und bei der neuen Remise auf Schloss Bedheim als "Sch(l)afstall.

Schloss Bedheim
Schloss Bedheim in Römhild Bildrechte: Karl Friedrich Gruender

Im Norden Thüringens spielte zusätzlich die medizinische Versorgung im ländlichen Raum eine Rolle. Blankenburg, Kirchheilingen, Urleben, Bruchstedt, Sundhausen und Tottleben haben die Dorfgemeinde Seltenrain gebildet. Gemeinsam bauten sie bereits zwei Gesundheitskioske und zwei weitere sollen im Frühjahr fertig werden. Die Holzbauten sind zentral im Ortskern gelegen. Sie sollen als Anlaufstelle für Pflege, Altenhilfe sowie Wohlfahrtswesen dienen und außerdem soziale Isolation vermeiden. Fahrten zu Arztpraxen werden ebenfalls angeboten.

Bodo Ramelow Linke, Thüringens Ministerpräsident spricht bei der Eröffnung des ersten Thüringer Gesundheitskiosks.
Ministerpräsident Bodo Ramelow bei der Eröffnung des ersten Thüringer Gesundheitskiosks. Bildrechte: IMAGO/ari

Leerstand nachhaltig beseitigen

Das Thema Leerstand beseitigen spielte bei der IBA ebenfalls eine zentrale Rolle. Der Bahnhof in Rottenbach am Rande des Schwarzatals dient jetzt beispielsweise auch als Hofladen, das Schloss Schwarzburg als "Denkort der Demokratie" und der Leubinger Fürstenhügel als Raststätte. Auch der ehemaligen Textilfabrik, der sogenannte Eiermann-Bau, wurde neues Leben eingehaucht.

Es ist allerdings das einzige Projekt, das die IBA Thüringen selbst umgesetzt hat. In dem Industriedenkmal wurden früher Feuerlöscher hergestellt. 1994 wurde die Produktion eingestellt. Und so stand die Fabrik viele Jahre leer - bis die IBA Veranstaltungsräume und Arbeitsplätze geschaffen hat.

Bei dem Umbau hat die Gesellschaft auf neue Ressourcen und Nachhaltigkeit gesetzt. "Wir haben zum Beispiel zwei Dinge getan. Einmal den Trockenbau nicht aus Gipskarton und Aluprofilen zu realisieren, sondern aus Konstruktionsvollholz als Skelett und darauf Strohholzplatten. Also gepresstes Stroh, was hier im Umfeld von Apolda wachsen könnte und einfach zu 40 Millimetern starken Platten verpresst werden kann", sagte die Projektleiterin Katja Fischer. Zudem habe die Gesellschaft Raumvorhänge hergestellt, die aus Abfallresten bestehen. "Die haben wir von einer Thüringer Strickerei geschenkt bekommen."

Arbeiten in "Klimakapseln"

Für die Arbeitsplätze wurden sogenannte Klimakapseln aufgestellt, die wie Gewächshäuser aussehen. "Die ehemalige Fabrik besteht aus großen Hallen, so viel Platz benötigt man heutzutage aber nicht mehr. Da es auch schwierig ist, hier das Raumklima optimal und klimaschonend zu erhalten, haben wir die Klimakapseln aufgestellt", so Fischer.

Während in dem Hauptraum Temperaturen um die zwölf Grad herrschen, können in den Klimakapseln die Temperaturen je nach Bedarf auch auf über 20 Grad eingestellt werden. Außerdem sollen die kleinen Gewächshäuser einfach abzubauen sein, falls die Räume eine andere Verwendung finden sollten. Spezielle Vorhänge sorgen unter anderem dafür, dass die Räume über Nacht nicht zu sehr auskühlen.

Seit Dezember 2022 werden die Räume vermietet. Es müssen aber noch einige Mieter gefunden werden. Aktuell nutzen noch die IBA selbst, die Lebenshilfe, ein Privatmieter und das Bürgerradio die Räumlichkeiten. Im Saal finden verschiedene Veranstaltungen statt.

Nachahmen erwünscht

Die IBA-Projekte sollen nicht nur für die jeweilige Region oder Gemeinde einen Nutzen bringen, sondern auch für andere. "Nun kommt es darauf an, dass die Projektträger und Projektträgerinnen natürlich ihre Vorhaben in eigener Regie weiterführen. Dass wir auch das, was man Modellbeispiel nennt, an andere weitergeben können", so IBA-Geschäftsführerin Marta Doehler-Behzadi.

Einige Projekte wie beispielsweise die "StadtLandSchule" in Weimar sind meist als Open Source angelegt. Das bedeutet, sie sind frei zugänglich und so kann sich jeder über alle Details der Bauprojekte informieren. Es gilt also das Motto: nachahmen erwünscht.

Die Erkenntnisse der IBA Thüringen sollen auch anderweitig weitergenutzt werden. "Wir nehmen die Ergebnisse und Erkenntnisse der IBA mit in die Stiftung Baukultur auf und führen sie weiter. Ab 2024 soll die Stiftung das Erbe weitertragen und als Ansprechpartner dienen. Natürlich ist das nicht in dem Ausmaß möglich, wie es die IBA getan hat. Aber die Stiftung Baukultur soll Wissen weitergeben und Fragen beantworten, wenn Akteure ähnliche Projekte planen", sagte die Staatssekretärin im Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft Barbara Schönig.

Bis zum 29. Oktober kann die Abschlussausstellung besucht werden. Dann ist die IBA Thüringen offiziell vorbei. Für das IBA-Team steht aber fest, dass es auch ohne die Gesellschaft weitergeht. "Der Ertrag der IBA wird sich sicherlich über viele Jahre erst richtig zeigen", so Marta Doehler-Behzadi.

Mehr zur IBA und den Projekten

MDR (sar)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 03. Mai 2023 | 19:00 Uhr

1 Kommentar

mikemohring am 04.05.2023

Es ist schön, wenn der MDR zum Finale der IBA berichtet. Aber gute Recherche ist die halbe Miete. Das in der „ehemaligen Textilfabrik“ „Feuerlöscher hergestellt“ wurden, dürfte eigentlich selbst auffallen, dass das nicht stimmen mag.
Die IBA zu machen war richtig, ein Kampf war es schon, den Sitz nach Apolda zu holen. Jahre verschenkt am Anfang, weil der damalige Geschäftsführer lieber in Weimar residieren wollte. Den Eiermannbau eine nachhaltige Nutzung zu geben, ist gescheitert, aber genau das war eine der Erwartungen an die Sitzvergabe. Das dem IBA-Projekt „Soziokulturelles Zentrum“ Martinskirche in Apolda offenbar nun plötzlich die „IBA-Ergänzungsmittel fehlen und das Projekt genau am IBA-Sitz zu scheitern droht, wäre dem Bericht nicht abträglich gewesen.

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