Frau zeigt auf Rohre in Baustelle in Haus
Im Wohnhaus von Franziska W. und ihrer Familie funktionieren derzeit weder Wasser noch Strom. Bildrechte: MDR/Conny Mauroner

Unwetter Nach Schlammlawine im Sommer: Familie in Buttelstedt noch immer mit Haus-Wiederaufbau beschäftigt

04. Januar 2024, 06:00 Uhr

Nach einem schweren Unwetter im August ist eine Familie in Buttelstedt im Weimarer Land noch immer mit dem Wiederaufbau ihres Wohnhauses beschäftigt. Schlamm- und Wassermassen hatten das Haus unbewohnbar gemacht.

Vier Monate nach den schweren Unwettern über dem Weimarer Land ist der erste Schock überwunden. Verdaut ist er noch lange nicht. Die Familie von Franziska M. aus Buttelstedt hat ihr Haus verloren. Der Schlamm vom angrenzenden Feld schwappte ungebremst durch sämtliche Zimmer.

Wohnhaus ist derzeit ein Rohbau

"Das Dreckwasser kam aus den Steckdosen und in den Küchenschränken stand der Schlamm", erinnert sich Franziska. Davon sieht man heute gar nichts mehr. Die Schränke sind weg. Das Haus gleicht einem hohlen Vogel. Nichts ist mehr so, wie es war. "Wir haben alles rausgerissen und entkernt. Selbst die Decke musste weg. Das Holz darunter ist feucht geworden."

Das Dreckwasser kam aus den Steckdosen und in den Küchenschränken stand der Schlamm.

Franziska M., Hausbesitzerin

Das ehemalige Wohnhaus ist ein Rohbau. Der Blick zum Dach ist auch von der unteren Etage frei. Der geflieste Küchenboden von einst ist nun pure Erde. Ein paar abgeschnittene Leitungen schauen aus dem Boden heraus. "Wir haben hier gar nichts mehr. Noch nicht mal Wasser oder Strom."

Innenraum eines Hauses, in dem Rohre und Boden offenliegen
Das Haus in Buttelstedt ist auch vier Monate nach der Unwetterkatastrophe noch ein Rohbau und unbewohnbar. Bildrechte: MDR/Conny Mauroner

Zweimal kamen die Schlamm- und Wasserwellen angerollt und haben Schäden vom ersten Stock bis in den Keller angerichtet. Das Haus steht an einem Hang und das Wasser hatte damit freie Bahn. Auch viel Hausrat ging Franziska M. verloren. "Ich konnte Spielsachen retten und ein paar Sachen aus der Küche." Doch Schuhe zum Beispiel hatte ihr Mann danach keine mehr. "Die waren alle verkrustet und hinüber. Aber das ist alles ersetzbar und ich bin froh, dass es nicht gebrannt hat. Manche Menschen verlieren durch ein Feuer noch viel mehr."

Bekannte stellten Ersatzwohnung zur Verfügung

Es ist bewundernswert, wie positiv Franziska M. noch denken kann. Sie berichtet auch vom großen Zuspruch aus dem Umfeld und das, so sagt sie, gibt ihr viel Kraft. Freunde und Kollegen waren im August sofort zur Stelle und haben geholfen. Innerhalb von Stunden wurde für die Familie mit kleinem Kind eine Ersatzwohnung besorgt. Dort leben die Drei nun in etwas engeren Verhältnissen.

Doch jeden Tag schaut Franziska auf der Baustelle vorbei. "Das muss ich, denn mein Pferd steht im Stall auf dem Grundstück und auch die Katze lebt noch hier." Jeden Tag wird Franziska M. mit den Schäden konfrontiert.

Vor einem Wohnhaus steht ein Baucontainer
Täglich kehrt Franziska W. zur Baustelle zurück, um ihre Katze und ihr Pferd zu versorgen. Bildrechte: MDR/Conny Mauroner

Handwerkermangel verlangsamt Wiederaufbau

Auf dem Schreibtisch häufen sich die Papiere der Versicherungen. "Bislang spielen alle gut mit. Es ist viel Bürokratie, doch bislang haben sie gezahlt." Jeden einzelnen Verlust musste Franziska M. dokumentieren, immer wieder stehen Sachverständige vor der Tür. Doch damit weiß Franziska umzugehen.

Noch lieber wäre es ihr, die Handwerker stünden Schlange. "Denn jetzt, wo die Böden raus sind, könnte es weitergehen. Der Estrich müsste gegossen und Fliesen verlegt werden." Doch die Arbeiten kommen immer wieder ins Stocken, weil Handwerker rar sind.

Wann sie wieder einziehen kann, weiß Franziska noch nicht. "Vielleicht Weihnachten 2024, aber bis dahin ist ja noch so viel Zeit." Die Familie denkt in kleinen Schritten und ist erst einmal froh, eine schöne Ersatzwohnung gefunden zu haben.

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Bildrechte: IMAGO/teamwork

MDR (ost)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 04. Januar 2024 | 08:20 Uhr

2 Kommentare

kleinerfrontkaempfer vor 19 Wochen

Ist zwar nicht explizit beschrieben wie die Schlammwelle vom Acker daher kam nur ist es immer öfter in der Vergangenheit so gewesen:
Die Ackerfurchen werden nicht quer zur Hanglage gezogen beim Bearbeiten. Schon die Vor/vor/vorfahren achteten darauf ja nicht längs zur Hanglage zu ackern und Furchen zu ziehen. Man war bemüht das Wasser auf dem Feld zu halten. Da hat sich das Wasser erstmal in den Furchen gesammelt und ist allenfalls von Furche zu Furche weitergeschwappt.
Bei der anderen Bearbeitungsweise sind nämlich hangabwärts rasende Sturzbäche vorprogrammiert.

MAENNLEiN-VON-DiESER-WELT vor 19 Wochen


Auch wenn's viel Aufbauarbeit kostet: schön, wem ein Haus geblieben ist !

Wem alles weggespült worden ist und wenn auch
die Versicherung nicht zahlt, dem bleibt all das
"erspart" ...


Von mangelnder Solidarität können wir Lieder singen ,
die laute Klageoden und gar keine Lobeshymnen sind !

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