Gegen Mediziner-Mangel Ärzte-Nachwuchs für Thüringen: Mehr als 300 Stipendien vergeben

15. Juli 2023, 15:27 Uhr

Wer sich nach der Facharztweiterbildung verpflichtet, in Thüringen als Ärztin oder Arzt zu arbeiten, kann für die Weiterbildung ein Thüringen-Stipendium beantragen. Über 330 Stipendien hat die Stiftung Ambulante Ärztliche Versorgung Thüringen in der Vergangenheit finanziert. Ziel war und ist weiterhin, auf diese Weise dem Ärztemangel besonders im ländlichen Raum zu begegnen.

Die Stiftung Ambulante Ärztliche Versorgung Thüringen hat bislang rund 3,5 Millionen Euro in Stipendien investiert, um Medizin-Absolventen für die spätere Arzttätigkeit im Freistaat zu gewinnen. Seit Stiftungsgründung im Jahr 2009 seien insgesamt 335 sogenannte Thüringen-Stipendien für Ärzte in der Facharztausbildung vergeben worden, sagte Stiftungsgeschäftsführer Jörg Mertz auf Anfrage. Der Großteil davon ging an angehende Hausärzte, gefördert wurden bisher aber auch 19 Augenärzte, sieben Kinder- und Jugendmediziner sowie einzelne Ärzte anderer Fachgebiete.

Medizinstudentin Rebekka Götz (8.Sem.) erklärt Carlotta das Röntgenbild ihres Teddys.
Medizinstudentinnen und -studenten erhalten durch das Stipendium eine Perspektive - das Land gewinnt dringend benötigte Ärzte. Bildrechte: imago/epd

Mindestens vier Jahre lang in Thüringen arbeiten

Das Stipendium richtet sich an Nachwuchsmediziner, die nach dem Facharzt-Abschluss mindestens vier Jahre in Praxen oder medizinischen Versorgungszentren in Thüringen arbeiten. Sie erhalten für die Dauer ihrer fünfjährigen Facharztausbildung monatlich 250 Euro. Auch Teilzeitförderungen sind möglich: dann minimiert sich der Stipendiumsbeitrag pro Monat, kann aber über einen längeren Zeitaum gezahlt werden.

Mertz zufolge ist es bislang nur relativ selten vorgekommen, dass die Geförderten das Geld zurückzahlen mussten, weil sie sich letztlich doch für eine Arbeit außerhalb Thüringens entschieden hatten. Diesen Anteil bezifferte Mertz auf etwa zehn Prozent der Stipendiaten.

Weiterbildung sogar in anderem Bundesland möglich

Die von Kassenärztlicher Vereinigung und Land gegründete Stiftung hatte das Stipendium eingeführt, um einem drohenden Ärztemangel vor allem auf dem Land zu begegnen. Zunächst war es ausschließlich angehenden Hausärzten vorbehalten. Inzwischen gilt es auch für andere Fachgebiete.

Stethoskope hängen im Behandlungszimmer einer Hausarztpraxis über einer Trennwand.
Keine leeren Praxen mehr: Sowohl angehende Haus- als auch Fachärzte können sich für das Stipendium bewerben. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

Der Antrag kann sowohl vor Beginn der Weiterbildung als auch währenddessen gestellt werden, wie die Website der Stiftung informiert. Der Förderzeitraum beginnt stets im auf die Antragstellung folgenden Monat und endet mit Abschluss der Weiterbildung. Was oft übersehen werde: Medizinstudierende können die Weiterbildung auch in einem anderen Bundesland machen. Entscheidend ist, dass sie sich verpflichten, anschließend in Thüringen in Anstellung oder in eigener Niederlassung zu arbeiten.

Landkreis Schmalkalden-Meiningen mit eigenem Stipendium

Unabhängig von der Stiftung hat der Landkreis Schmalkalden-Meiningen ein eigenes Stipendienprogramm für Medizinstudierende aufgelegt, um Ärztenachwuchs in die Region zu bekommen. Der Landkreis in Südthüringen unterstützt Studierende, die nach ihrem Abschluss eine Hausarztpraxis im Kreis gründen, zumindest aber fünf Jahre als Allgemeinmediziner oder auch im Gesundheitsamt des Kreises tätig sind. Sie erhalten über fünf Studienjahre monatlich jeweils 500 Euro. In Thüringen ist nach früheren Zahlen des Gesundheitsministeriums ein Drittel der Hausärzte 60 Jahre und älter.

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MDR (dpa/fra)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 15. Juli 2023 | 13:00 Uhr

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