Ein mit Schilf zugewachsener Teich, an dessen Ufer Menschen stehen.
In diesem Teich der Dresdner Naturschutzstation Dachsenberg fühlen sich Insekten wohl. Bildrechte: MDR/Stephan Hönigschmid

Artenschutz So will Sachsen Insekten retten

26. Mai 2023, 12:18 Uhr

Das sachsenweite Mitmach-Projekt "iNUVERSUMM" verfolgt das Ziel, dass es wieder mehr Insekten in Sachsen gibt. Hauseigentümer, Kleingärtner, Kommunen, aber auch Kirchen und Vereine sollen dazu motiviert werden, in ihren Gärten und Gebäuden Lebensräume für die Tierchen zu schaffen.

Ohne Insekten stirbt das Leben. Deutlich wird das unter anderem an den Wildbienen, die gemeinsam mit den Honigbienen Pflanzen bestäuben und damit für Nahrungsmittel und Erträge in der Landwirtschaft erst ermöglichen. Weil es jedoch seit einigen Jahren immer weniger Insekten gibt, hat Sachsen jetzt das Mitmachprojekt "iNUVERSUMM" gestartet.

Ziel des Projekts ist es, in Siedlungen vielfältige Lebensräume für Insekten zu schaffen: "Wenn man sich die Nahrungspyramide anschaut, sind die Insekten das Fundament. Daran hängen ganz viele andere. Und der Mensch steht an der Spitze der Nahrungspyramide", machte Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) bei der Auftaktveranstaltung auf die bedrohliche Situation aufmerksam.

Je mehr Menschen mitmachen, desto dichter wird das Netzwerk aus Lebensräumen in Städten und Gemeinden.

Wolfram Günther sächsischer Umweltminister (Grüne)
Hand mit Köcherkäfer 2 min
Bildrechte: MDR / Stephan Hönigschmidt
2 min

Fr 26.05.2023 11:56Uhr 01:41 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/dresden/dresden-radebeul/video-insektenprogramm-inuversumm-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Insektenprojekt als Fortsetzung von Schmetterlingswiesenprojekt

Das Vorhaben ist laut Umweltministerium eine Weiterentwicklung des langjährigen Projekts "Puppenstuben gesucht - Blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge" und ein Teil der sogenannten sächsischen Biodiversitätsstrategie 2030, mit der das Land die Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten fördern will.

"Im sächsischen Schmetterlingswiesenprojekt haben Bürgerinnen und Bürger mehr als 1.000 Wiesen in Lebensräume für Pflanzen und Insekten verwandelt. Daran wollen wir anknüpfen. Je mehr Menschen mitmachen, desto dichter wird das Netzwerk aus Lebensräumen in Städten und Gemeinden", sagte Umweltminister Günther.

Ein jüngerer Mann erklärt anderen Menschen etwas auf einer Wiese.
Während seines Besuches in der Naturschutzstation hat sich Umweltminister Günther auch die Schmetterlingswiese zeigen lassen - ebenfalls ein wichtiger Lebensort für Insekten. Bildrechte: MDR/Stephan Hönigschmid

Insekten fördern: Von der Wiese bis zur Hecke

Matthias Nuß von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen wünscht sich, dass möglichst viele Menschen über Schmetterlingswiesen hinaus auch neue Insektenlebensräume in ihren Gärten, an und auf Häusern oder an und in Gewässern schaffen. "Im Grunde genommen kann ich fast überall etwas für Insekten tun." Notwendig sei ein Bereich, in dem sie sich über das gesamte Jahr entwickeln können. Eine Wiese, die nur in bestimmten Bereichen gemäht werde und dort auch nicht zu oft, sei dafür beispielsweise geeignet.

"In Frage kommt aber auch eine Hecke, die ich nicht zu intensiv schneide, vor allem während der Vegetationsperiode", sagte Nuß und fügte an: "Ich kann die Insekten auch fördern, indem ich im Garten vor allem einheimische Baumarten pflanze und besonders solche Blumen pflege, die offene Blüten haben und Pollen und Nektar bereitstellen."

Ein Mann mit Brille und Vollbart lächelt in die Kamera.
Der Insektenforscher Dr. Matthias Nuß wünscht sich, dass sich möglichst viele Menschen beim Insektenschutz engagieren. Bildrechte: MDR/Stephan Hönigschmid

Ich kann die Insekten fördern, indem ich im Garten vor allem einheimische Baumarten pflanze.

Matthias Nuß Insektenforscher Senckenberg Naturhistorische Sammlungen

Ministerium fördert Projekt mit 300.000 Euro

Für individuelle Beratungen stehen allen Interessierten den Angaben zufolge zwölf regionale Projektpartner in den Landkreisen und kreisfreien Städten zur Verfügung. Weitere Informationen gibt es auf der Projekthomepage. Die Verantwortlichen betonen, dass das Projekt "iNUVERSUMM" vom Mitmachen lebt und sich sowohl an Privatleute mit ihren Haus- oder Kleingärten, als auch an Kommunen, Friedhofsmeistereien, Unternehmen, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen, an Kirchen, Genossenschaften und Vereine im Land richtet.

Mehrere Personen stehen vor einem Insektenhotel.
Obwohl auch die Naturschutzstation ein Insektenhotel hat, sehen Wissenschaftler sie kritisch. Nicht immer seien die im Handel erhältlichen Modelle gut für die Tiere. Bildrechte: MDR/Stephan Hönigschmid

Kooperationspartner sind neben dem Umweltministerium, das das Projekt nach eigenen Angaben jährlich mit 300.000 Euro aus Landesmitteln unterstützt, der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) - Landesverband Sachsen e.V. und die Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden.

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MDR (sth)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 24. Mai 2023 | 17:30 Uhr

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