Der Stallmeister steht mit einer Schaufel im Kuhstall
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Ohne Weihnachtsruhe Im Kuhstall gibt es keine Feiertage

23. Dezember 2023, 06:00 Uhr

Viele Menschen gönnen sich über die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel eine Auszeit mit der Familie. Ärzte, Pflegepersonal, Mitarbeitende bei Verkehrsbetrieben und an Tankstellen, Polizei, Feuerwehr, Sicherheitsdienste oder Landwirte gehören zu den Berufsgruppen, wo immer Dienst geschoben wird. Auf dem Hof Mahlitzsch bei Nossen müssen beispielsweise jeden Tag die Milchkühe gemolken werden.

Praktikant im Kuhstall
Pascal Neumann ist Praktikant auf dem Hof Mahlitzsch und kümmert sich auch ums Futter für die Kühe. Bildrechte: MDR/L. Müller

Im Hof Mahlitzsch bei Nossen fressen die Milchkühe augenscheinlich ganz entspannt ihr Futter. Einige Tiere haben sich zum Wiederkäuen abgelegt, in einem abgegrenzten Gatter steht ein Zuchtbulle und flehmt. Mit vorgezogenen Lippen prüft er, ob deckungsbereite Kühe im Stall sind.

Zwei Mal am Tag - morgens und abends - werden die Milchkühe gemolken, erzählt Stallleiter Friedrich Matthes. Ob Weihnachten, Ostern, Urlaubszeit oder Wochenende interessiert die Rinder nicht - für die Bauern sind das demzufolge ganz normale Arbeitstage. Und so werden zwei Mitarbeitende auf dem Bio-Hof auch zu Weihnachten im Kuhstall sein, zwei andere versorgen über den Jahreswechsel die Tiere. Auch ausschlafen fällt aus: Ab 5 Uhr wird zum ersten Mal gemolken.

80 Milchkühe werden jeden Tag zwei Mal gemolken

Die etwa 80 Milchkühe sind an diese Zeiten gewöhnt, kommen dann schon von selbst zum Melkstand. Dort gibt es Platz für jeweils sechs Kühe. "Wir haben die Tiere immer genau im Blick und schauen, ob es ihnen gut geht", sagt Auszubildende Clara Baumgart. Die Mitarbeiter kennen ihre Kühe so gut, dass sie auch an deren Verhalten genau zu deuten wissen. Nach dem Melken geht für die Kühe die Routine weiter, dann können sie sich aufs Futter freuen.

Eine Auszubildende steht lächeln an der Melkmaschine
Auszubildene Clara Baumgart ist unter anderem am Melkstand eingesetzt. Bildrechte: MDR/L. Müller

Alle Rinder dürfen Hörner tragen

Knapp 20 Liter Milch gibt eine Kuh auf dem biodynamischen Hof in Malitzsch durchschnittlich pro Tag, etwa 6.500 Liter im Jahr. In der konventionellen Landwirtschaft schaffen auf Hochleistung gezüchtete Milchkühe die doppelte Menge.

Auf dem Hof Mahlitzsch sollen die Kühe so naturnah wie möglich gehalten werden. Sie dürfen ihre Hörner behalten, die unter anderem der Temperaturregulierung dienen. Dennoch unterliegt auch ein Bio-Betrieb wirtschaftlichen Erfordernissen. So kommen die Kälber der Mutterkühe üblicherweise nach drei Tagen zu sogenannten Ammenkühen. Die Mutterkühe sind dann gleich wieder Milchkühe. In den sieben Jahren, die eine Kuh hier durchschnittlich bleibt, kann sie etwa fünfmal kalben.

Ziel: Möglichst keine Geburten zu den Feiertagen

Zurück zu Weihnachten: Die Routinearbeiten wie füttern, melken und Einstreu erneuern müssen an jedem Tag ohne Einschränkungen erledigt werden, sagte Stallleiter Matthes. Geplant sei zudem, dass über die Feiertage keine Kälber geboren werden. Das kann ziemlich genau mit dem Deckdatum der Kühe - sie tragen rund 280 Tage - geregelt werden. Das entlastet die Mitarbeitenden, da bei Geburten von Kühen mitunter Menschen unterstützen müssen, wenn beispielsweise die falsche Lage des Kalbes eine reibungslose Geburt verhindert. Andere Arbeiten wie Routineuntersuchungen von Tieren, Klauen schneiden, Pflege der Stalltechnik oder Putzarbeiten im Stall werden außerhalb der Feiertage erledigt.

Die Auszubildende streichelt ein Kalb
Die ersten Kälber sind schon da. Über die Feiertage werden aber keine Geburten erwartet. Bildrechte: MDR/L. Müller

Tradition: Weihnachtssingen im Stall

Besondere Leckerli bekommen die Kühe über die Festtage übrigens nicht. Friedrich Matthes verrät aber, dass die Tiere jeden Tag ab Herbst und im Winter zusätzlich Möhren bekommen. Das sind meist solche Möhren, die der Bio-Hof nicht verkauft. Sie werden aussortiert, weil sie zu klein oder zu krumm sind. Übrigens hängt auch immer ein Weihnachtsstern im Kuhstall.

Der Stallmeister steht mit einer Schaufel im Kuhstall
Für Stallmeister Friedrich Matthes ist das Arbeiten an Feiertagen nichts Besonderes. Der Betrieb sei aber personell so aufgestellt, dass jeder Mitarbeitende auch freie Feiertage hat. Bildrechte: MDR/L. Müller

Tradition: Gemeinsames Singen der Belegschaft im Kuhstall

Und eine ganze besondere Tradition pflegt die Belegschaft des Bio-Betriebs. Immer am Heiligen Abend treffen sich die Mitarbeitenden und die Chefs im Kuhstall, halten inne und singen gemeinsam Weihnachtslieder. Dieses Zusammentreffen ist Stallleiter Matthes besonders wichtig, wie er sagt. Er lebt auch in Mahlitzsch. Trotz der Feiertagsdienste bleibe aber Zeit, um Familie und Freude zu sehen.

Mit Kälbern, Ammenkühen, einigen Mastochsen, Fersen und Zuchtbullen werden zeitweise bis zu 150 Rinder auf dem Hof Mahlitzsch gehalten.

Kalb in einer Box
Das ganze Jahr über ist der Bio-Betrieb bestrebt, dass es ruhig im Stall zugeht und die Rinder entspannt bleiben. Bildrechte: MDR/L. Müller

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