An einer Futterstelle auf einer Wiese steht ein schottisches Highlandrind und mampft in aller Ruhe frisches Heu in der Morgensonne.
Der schottische Hochlandbulle Djego (re.) futtert in aller Ruhe Heu im Notquartier des "Circus Magic" nahe der Elbe in Meißen. Bildrechte: MDR/Kathrin König

Weihnachtscircus Magic Zirkusfamilie in Meißen dankbar über Flut-Rettung: "Das war der Geist von Weihnachten"

27. Dezember 2023, 19:18 Uhr

Der Circus Magic hatte für Weihnachten und den Jahreswechsel am Elbufer in Meißen große Pläne. Er wollte sich als 1. Weihnachtscircus der Stadt etablieren und plante 17 Vorstellungen bis Januar. Das Zelt stand, viele Tickets waren verkauft worden. Doch dann rief erst das Ordnungsamt an und danach schaffte das Elbehochwasser Tatsachen.

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Auf dem Gelände der DLRG in Meißen stehen zehn große Zirkuslastwagen und zehn kleinere Campinganhänger. Nebenan auf einem Stück Wiese knabbern Kamele an einem knorrigen Obstbaum. Ein Hochlandrind und Minischafe mümmeln ihr Heu und lassen sich von der Bundesstraße 6 und der übervollen Elbe in Sichtweite nicht stören. Der Circus Magic hat Weihnachten an der Stelle ein Notquartier bezogen und hofft nun, dass das Hochwasser schnell vorbei ist. 17 Vorstellungen hatte die Zirkusfamilie Endres in Meißen geplant. Nach der Premiere am 23. Dezember kam aber alles anders.

Ich bin nicht so gelassen wie mein Mann. Ich habe erst einmal geweint. Wir hatten so viel Arbeit mit den Vorbereitungen, hatten alles dekoriert, 30 Bäumchen geschmückt.

Isabell Endres Circus-Leiterin

Ein Ehepaar steht an einer Straße nahe der übervollen Elbe. Es sind die Zirkusbetreiber Isabel und Samuel Endres. Sie stehen an der Bundesstraße 6 in Meißen vor ihrem Notquartier, das sie zu Heiligabend beziehen mussten wegen des Elbehochwassers.
Während der Zirkuschef Samuel Endres (re.) optimistisch sagt: "Wir können weitermachen. Uns ist nichts kaputtgegangen", musste seine Frau Isabell den Schreck erst einmal verdauen. Bildrechte: MDR/Kathrin König

Nach langem zögern der Entschluss: Abbau

Drei Tage nach der Beinahe-Katastrophe kann Isabell Endres schon etwas lächeln und Pläne schmieden. Heiliggabend sah es bei der Zirkusfamilie in Meißen ganz anders aus. "Wir saßen am 23. gemütlich beim Frühstück, als eine Ordnungsamtsmitarbeiterin anrief und sagte, sie befürchte, dass wir räumen müssen", erzählt der Chef des Circus Magic MDR SACHSEN, Samuel Endres. Seine Mannschaft entschied sich für einen Teilabbau, sicherte Elektrik und Kabel.

Und das Team hoffte, dass es nicht so schlimm kommt und sie auf dem Festplatz am Elbufer stehen bleiben könnten. Isabell Endres bereitete noch Kartoffelsalat für Heiligabend für die achtköpfige Familien vor. In der Nacht zum 24. stieg das Elbewasser weiter. "Ich habe nachts stündlich draußen alles abgeleuchtet und kontrolliert, damit wir nicht absaufen", erzählt Isabell Endres. Um 5:30 Uhr dann der Entschluss: "Wir bauen komplett ab."

Viele Helfer und gute Angebote in Meißen

Innerhalb weniger Stunden musste beräumt werden, was sie sieben Tage lang zuvor aufgebaut hatten. Da seien bei den Frauen der Zirkusfamilie auch Tränen geflossen. All die Mühe und Arbeit im Zirkuszelt. Zudem ist eine Schwiegertochter hochschwanger. Sie soll im Januar entbinden. Was, wenn wegen der Aufregung ihr oder dem Baby etwas passiert? Daran wollte Isabell Endres gar nicht denken.

Zum Glück gehe es auch allen gut, sagt sie nach der Rettung. "Wir haben viel Hilfe bekommen. 15, 20 Leute aus Coswig, Meißen, von der Feuerwehr, haben Heiligabend zu Hause alles stehen gelassen, um unsere Tiere und unsere Existenz zu retten", sagt Samuel Endres. Sein Telefon habe ständig geklingelt. "Das war der Geist von Weihnachten, dass Menschen einer Familie in Not helfen. Wir sind dafür sehr, sehr dankbar."

Am überschwemmten Ufer der Elbe liegt ein Weihnachtsbaum, stehen ein paar zusammengeklappte Bierbänke und Pappbündel. Mehr ist vom Weihnachtscircus und der Festweise in Meißen nach Weihnachten 2023 nicht zu sehen. Das Hochwasser hat alles verdrängt.
Ein Weihnachtsbaum, gestapelte Bierbänke und ein paar Spanplatten ist alles, was vom Weihnachtscircus und dem Festplatz am Meißner Elbufer derzeit zu sehen ist. Bildrechte: MDR/Kathrin König

Weihnachten war Retten angesagt

Die Stadt Meißen hat den Zirkusleuten den Stellplatz auf dem DLRG-Gelände ermöglicht. Ein Nachbar habe den 25 Tieren eine große umzäunte Wiese angeboten. "Er sagte uns: 'Bitte, nutzt den Platz für Eure Tiere', wo sonst Schafe grasen. Das ist super." Samuel Endres blickt auf seine Ponys, Pferde, Kamele, den Ochsen und Dromedare und freut sich, dass es ihnen gut geht. So viel Entgegenkommen wie in Meißen sei nicht überall selbstverständlich. Seine 85 Jahre alter Mutter Ingeborg, die ihr Leben lang im Familienbetrieb gearbeitet hat, sagt über diese Festtage: "Das habe ich in all den Jahren noch nie erlebt."

Das war der Geist von Weihnachten, dass Menschen einer Familie in Not helfen. Wir sind darüber sehr, sehr dankbar.

Samuel Endres

Auf einer Wiese unter alten knorrigen Obstbäumen stehen zwei Kamele. Sie gehören zum Circus Magic, der ein Notquartier in Meißen nahe der Elbe bezogen hat.
Zwei der fünf Zirkus-Kamele stehen in der Morgensonne auf der Wiese nahe des Meißner Elbufers. Bildrechte: MDR/Kathrin König

Nun hofft die Zirkusfamilie, dass der Festplatz an den Meißner Elbwiesen in zwei Wochen getrocknet ist und die Vorstellungen nachgeholt werden können. Dann will sich die Familie auch bei allen Helfern bedanken. Die bereits verkauften Eintrittskarten seien weiterhin gültig. Konkrete Nachholtermine stehen noch nicht fest.

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 27. Dezember 2023 | 19:00 Uhr

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