Heimat entdecken Entlang des Oberlausitzer Bergweges: Wegewart gibt Tipps

20. September 2023, 19:30 Uhr

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? Monika Werner war in der Oberlausitz mit Wegewart Dietmar Eichhorn unterwegs, der sich seit fast 50 Jahren um die Beschilderung und Pflege der Wanderwege im Oberlausitzer Bergland kümmert. Mit ihm ist sie vom Großen Stein über Eibau nach Zittau gewandert und hat dabei allerhand erfahren.

Der 107 Kilometer lange Oberlausitzer Bergweg führt von den Granitkuppen des Oberlausitzer Berglandes über die Vulkanberge am tschechischen Grenzkamm bis hin zu den Sandsteinformationen im Zittauer Gebirge.

Reporterin beim Wandern. Im Vordergrund Wanderwegweiser 3 min
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MDR SACHSENSPIEGEL Mi 20.09.2023 19:00Uhr 02:33 min

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Eine Station entlang des Weges ist der "Große Stein", auch Spitzkunnersdorfer Spitzberg genannt. Er ist 471 Meter hoch und liegt in der östlichen Oberlausitz und ist von den Orten Spitzkunnersdorf und Seifhennersdorf umgeben.

Vom Großen Stein aus hat man einen fantastischen Ausblick auf die herrliche Landschaft der Oberlausitz. Gegenüber, auf der anderen Seite, zeigt sich der mit 792 Metern höchste Berg: die Lausche.

Die Lausche bei Walterdorf.
Die Lausche ist der höchste Berg im Zittauer Gebirge. Bildrechte: Senckenberg-Museum für Naturkunde Görlitz

Der "Große Stein" besitzt zwei Felsgipfel, von denen der kleinere als Goethe-Kopf bekannt ist. Warum?

Dieses Felsprofil ähnelt dem Kopf von Goethe. Wurde übrigens gerettet in den 1920er-Jahren. Hier wollte man einen großen Steinbruch errichten. Da konnte aber die Gemeinde Spitzkunnersdorf diese Fläche kaufen.

Dietmar Eichhorn | Wegewart

Wirklich, der Goethe-Kopf liegt mit der Nase nach oben und blickt in den Himmel. Man sieht die spitze Nase, Kinn, Mund, Augen. Auch das steht auf der Informationstafel am Großen Stein.

Ausgefeiltes Wegesystem

Der, der sich um all diese Informationen, Beschilderungen und Wege kümmert, ist Wegewart Dietmar Eichhorn. Dank seines Wegesystems ist nichts zu verfehlen.

In den 1970er-Jahren hat sich unser Kreis-Wegewart aus Zittau in jedem Ort einen Ortswegewart gesucht. Und da habe ich hier in Leutersdorf […] kaum noch ein Schild gefunden, keine Markierungszeichen - obwohl ich wusste, dass hier viele Wanderwege durchführen.

Dietmar Eichhorn | Wegewart

Besonders am Oberlausitzer Bergweg ist, dass er nicht betoniert ist. Wegewart Dietmar Eichhorn sagt, dass dieser zertifizierte Wanderweg keine längeren Abschnitte auf Beton oder auf Bitumen haben darf. Daher geht man hier auf sehr weichem Untergrund.

Region der Umgebindehäuser

Der Oberlausitzer Bergweg führt auch durch Eibau. Dort hat die Touristinformation "Spreequellland" ihr Heim in einer berühmten, sehenswerten rustikalen Blockstube im "Faktorenhof" erhalten. Hier gibt es eine Besonderheit: das sogenannte Ritschel. Das meint das Oberlausitzer Fenster-Ritschel. Die Fensterläden sind hier innen angebracht und lassen sich auf- und zuschieben.

Stationen am Oberlausitzer Bergweg

Eibau ist auch bekannt für seine Umgebindehäuser. Die müssen allerdings auch erhalten werden. Das ist für viele Eibauer eine Herzensangelegenheit. Viele Hausbesitzer, die so ein Haus erworben haben, machen daraus Ferienhäuser, Wohnungen oder entwickeln aktive Angebote in der Region, die sich genau in diesen Häusern abspielen.

Umgebindehaus im Leutersdorfer Ortsteil Spitzkunnersdorf.
Ein Umgebindehaus in Spitzkunnersdorf. Bildrechte: IMAGO / Volker Preußer

Reiche Region durch Granit

Eibau war ein besonders reiches Zittauer Ratsdorf. Auch Zittau hat etwas mit Reichtum zu tun. Es heißt "Die Reiche". Warum das so ist? Auch das weiß Dietmar Eichhorn. Er ist nicht nur Wegewart, sondern auch Stadtführer. Er weiß, dass der echte Lausitzer Granitstein eine Besonderheit der Region ist, die sie reich machte.

Das ist so etwas Typisches für die Oberlausitz. […] Wir hatten die größten Granitsteinbrüche Europas in Demitz-Thumitz. Bis zur Wende wurde da abgebaut, heute nur noch im kleinen Maße. Aber der Granit liegt hier reichlich.

Dietmar Eichhorn | Wegewart

Auch Zwiebeln und Fastentücher machen Zittau weltweit berühmt

Nun geht es nach Zittau. Der Marktplatz und das Rathaus von Zittau verbreiten italienisches Flair. Es gleicht einem italienischen Palazzo. Das sei die Handschrift von Karl Friedrich Schinkel, sagt Dietmar Eichhorn. "Sein Schüler Karl-August Schramm hat dieses Rathaus neu aufgebaut, nachdem es im Siebenjährigen Krieg zerstört war. Die gesamte Altstadt hat es damals betroffen", erklärt der Stadtführer.

Markt Zittau
Der Marktplatz in Zittau verbreitet italienisches Flair. Bildrechte: MDR/Viola Simank

Der älteste Brunnen der Stadt auf dem Marktplatz symbolisiert, womit Zittau "Die Reiche" geworden ist. Und dabei stehen Zwiebeln im Mittelpunkt.

Ja, die Zittauer Gelbe ist damals so weit verschickt worden, dass in Dänemark heute noch gesagt wird, 'Hol mir mal ne Zittauer!'

Dietmar Eichhorn | Wegewart

In Dietmar Eichhorns Stadtführung ist auch das Stadtmuseum eine Station. Hier, im Kulturhistorischen Museum Franziskanerkloster ist das Kleine Fastentuch (1573) in einem eigenen Raum ausgestellt. Diese Besonderheit aus dem 16. Jahrhundert nimmt hier eine ganze Wand ein.

Ausschnitt aus dem Kleinen Fastentuch im Kulturhistorischen Museum Franziskanerkloster im saechsischen Zittau
Ausschnitt aus dem Kleinen Fastentuch Bildrechte: imago/epd

 "Von Aschermittwoch bis zum Sonnabend der Karwoche wurden die Altäre und andere heilige Relikte mit diesen Fastentüchern abgedeckt. Man wollte nicht nur ein körperliches, sondern auch ein geistiges Fasten durchführen. Das Besondere ist in Zittau, dass man diesen katholischen Brauch nach der Reformation in einer evangelischen Kirche weitergeführt", erklärt Thomas Breitzke vom Städtischen Museum.

Das Grosse Zittauer Fastentuch in der Kirche zum Heiligen Kreuz im saechsischen Zittau
Hier das Große Fastentuch (1472) in der Kirche zum Heiligen Kreuz: Bildrechte: imago/epd

MDR (mw/clw)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Der Tag | 21. Oktober 2022 | 10:20 Uhr

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