"Wir arbeiten in Symbiose": Anne Marie ist von Lehrer Michi Müller in der Forscher-AG am Gymnasium Osterburg gefördert worden. Mittlerweile ist er Mentor, Begleiter zu Wettbewerben und Sponsorengesprächen und Vertrauter.
"Wir arbeiten in Symbiose": Anne Marie Bobes ist von Lehrer Michi Müller in der Forscher-AG am Gymnasium Osterburg gefördert worden. Mittlerweile ist er Mentor, Begleiter zu Wettbewerben und Sponsorengesprächen. Bildrechte: MDR/Katharina Häckl

Sponsoren gefunden "Jugend forscht"-Gewinnerin aus Osterburg kommt ihrem Traum einen Schritt näher

08. Juli 2023, 16:15 Uhr

Die Osterburger Gymnasiastin Anne Marie Bobes ist der Erfüllung ihres Traums einen großen Schritt nähergekommen. Die 17-Jährige forscht seit vier Jahren an Rotoren für hocheffektive Kleinst-Windräder, die zum Beispiel eine Straßenlaterne autark mit Strom versorgen können. Mit ihrer Entwicklung gewann Anne Marie unlängst Gold beim Bundeswettbewerb "Jugend forscht". Jetzt haben sich die ersten Sponsoren gefunden.

Bislang konnte Anne Marie Bobes ihre Forschungen noch aus eigenen Mitteln bezahlen und von den Preisgeldern, die sie in mehreren Wettbewerben erhalten hatte – darunter mehrfach Gold beim Landesfinale von "Jugend forscht" und jüngst in Bremen Gold beim Bundesfinale. Doch jetzt muss die praktische Phase kommen.

Vom 3D-Modell zum Profi-Rotor

Bald ist Schluss mit leichten Plaste-Modellen aus dem 3D-Drucker. Demnächst werden die ersten professionellen vertikalen Rotoren bei "Formbau Magdeburg" hergestellt. Finanziert wird das von regionalen Sponsoren: vom Unternehmernetzwerk Altmark, UNA, von den Stadtwerken Stendal, dem dortigen Industrie- und Handelsclub und – vielleicht am bedeutendsten – von der innovativen Stendaler Windenergiefirma Fefa.

Mehr über das Unternehmen Fefa

Fefa macht seit Jahren selbst Furore, unter anderem mit dem im eigenen Haus entwickelten Bird Scan für Windräder. Das Radar erfasst Greifvögel, die sich den Windrädern nähern, und schaltet die Anlagen temporär ab. Die Gefahr für Rotmilan und Co. wird nachweislich extrem gemildert. Noch in diesem Sommer soll nach langem Praxistest die Zertifizierung erfolgen.

Und in einem Jahr, vielleicht anderthalb Jahren stehe ich dann hoffentlich hier und darf Ihnen sagen, dass Sie ein Projekt unterstützt haben, das sämtliche Kleinstwindräder, die momentan auf dem Markt sind, um einiges schlägt.

Anne Marie Bobes, Forscherin aus Osterburg

Fefa-Chef Thomas Schwarzlose ist begeistert von Anne Maries Bobes Elan, Verstand, ja Besessenheit. Er stellt sein Betriebsgelände zur Verfügung, damit die Gymnasiastin die Rotoren dort für den mindestens zwölf Monate währenden Testlauf aufstellen kann.

Der vertikale Rotor, den Anne Marie entwickelt hat, ist laut aktueller Berechnungen besser als alles, was sonst auf dem Markt ist. Nun muss er sich in Praxistests bewähren.
Diesen vertikalen Rotor hat die Osterburgerin entwickelt hat. Nun muss er sich in Praxistests bewähren. Bildrechte: MDR/Katharina Häckl

"Und in einem Jahr, vielleicht anderthalb Jahren stehe ich dann hoffentlich hier und darf Ihnen sagen, dass Sie ein Projekt unterstützt haben, das sämtliche Kleinstwindräder, die momentan auf dem Markt sind, um einiges schlägt", sagt Bobes.

Für ihren Traum, das effektivste Kleinstwindrad bis zur Produktionsreife zu bringen, nimmt Anne Marie seit Jahren einiges auf sich. Aus drei bis vier Stunden sind mittlerweile bis zu sechs Stunden pro Tag geworden, in denen sich die heute 17-Jährige mit ihrer Rotoren-Forschung auseinandersetzt. Nach dem anstrengenden Schultag im Osterburger Gymnasium wohlgemerkt. Und obwohl sie es nach eigenem Bekunden eher mit Naturwissenschaften denn mit Sprachen hat: Selbst in den Fremdsprachen hat sie sich im zu Ende gegangenen elften Schuljahr auf Note Eins verbessert.

In der Freizeit "etwas zurückgesteckt"

Gerade in der Vorbereitungsphase auf das Bundesfinale von "Jugend forscht" habe sie gern ein bisschen zurückgesteckt in ihrer Freizeit, um möglichst viel Zeit ins Projekt zu stecken, sagte die Forscherin MDR SACHSEN-ANHALT. In den Ferien sei sie zum Beispiel morgens um acht Uhr aufgestanden und nachts um eins ins Bett gegangen: "Ich hab gearbeitet und gegessen."

Auch in diesen Sommerferien will sie sich weiter auf die Praxistests für ihre Rotoren vorbereiten. Außerdem ist sie wegen ihrer Leistungen bei "Jugend forscht" in die britische Hauptstadt London eingeladen worden. Nicht zum Sightseeing, sondern um sich Fachvorträge am Imperial College anzuhören. Anne Marie Bobes hat unter anderem das Thema Aerodynamik gewählt.

MDR (Katharina Häckl, Johanna Daher)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 08. Juli 2023 | 17:00 Uhr

5 Kommentare

DanielSBK vor 43 Wochen

Ja - wir werden dann bestimmt in den nächsten 5 Jahren wieder was von der
Anne Marie Bobes hören oder mitkriegen!

Wahrscheinlich direkt der Nobel-Preis für diese Wahnsinns Erfindung mit einem Biolehrer zusammen in Phsysik oder mind. eine Albert-Einstein-Medaille oder der Helmholtz Preis muss ja wohl drin sein!!!

Denkschnecke vor 43 Wochen

Damit der vorige Kommentar nicht der einzige bleibt: Herzlichen Glückwunsch, mich beeindruckt, wie praxistauglich dieses Projekt ist. Ich bin guter Dinge, dass "Jugend forscht" immer noch eine richtig sinnvolle Aktion ist. Nicht unterkriegen lassen wenn manche Mitbürger gerade bei Klimathemen nur Häme für die Wissenschaft übrig haben!

DanielSBK vor 43 Wochen

Liegt wohl daran, dass Sie selber außer dummbräsigen Gewäsch nix auf die Kette kriegen @der Beobachter...

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