Ein Feld, im Hintergrund eine Industrieanlage
Im Salzlandkreis gibt es viele Industrieanlagen mit einem hohen Energiebedarf. Bildrechte: MDR/Tom Gräbe

Klimabilanz vorgestellt Klimaneutralität als Ziel: Diese Probleme muss der Salzlandkreis lösen

13. Juli 2023, 15:01 Uhr

Der Salzlandkreis hat seinen aktuellen Energiebedarf ermittelt, um sich einen Überblick zu verschaffen, wo am meisten verbraucht wird. Durch die vielen Industrieanlagen ist die bundesweit zum Ziel gesetzte Klimaneutralität bis 2045 für den Landkreis schwer umzusetzen. Gelingen kann das nur, wenn Industrie und Kreis zusammenarbeiten.

Tom Gräbe
Bildrechte: MDR/Fabian Frenzel

Vor-Ort-Termin am Dr. Carl-Hermann-Gymnasium in Schönebeck: Ein Vorzeigeobjekt in Sachen Schularchitektur und Klimaschutz. Davon, dass das Gebäude mal eine typische DDR-Plattenbau-Schule war, ist nichts mehr zu sehen. Gedämmte Fassade, begrüntes Dach, Fenster – energiesparend, modern.

"An Energie lässt sich vielleicht 40 Prozent einsparen", sagt Wilfried Stammwitz, Klimaschutzmanager des Salzlandkreises. Wichtig sei, dass die Energie, die benutzt wird, dann auch noch klimaneutral sei. Das Gebäude wurde aufwändig saniert. Schulen, die Häuser der Kreisverwaltung, die Objekte des Salzlandkreises machen aber nur einen Bruchteil des Energieverbrauchs im Landkreis aus.

Ein großes, weißes Schulgebäde
Das Dr. Carl-Hermann-Gymnasium in Schönebeck. Bildrechte: MDR/Tom Gräbe

Salzlandkreis zieht Klimabilanz

Die Kreisverwaltung hat untersuchen lassen, wer wie viel verbraucht – insgesamt im Kreisgebiet. Eingeteilt in vier Sektoren – Verkehr, Industrie, Haushalte und Gewerbe/Handel/Dienstleistung – haben Landkreis und Energie-Experten Verbräuche hochgerechnet, um einen Überblick zu bekommen. Das Ergebnis: Der Verkehr sorgt für einen ordentlichen Anteil. Private Haushalte verursachen rund elf Prozent des Energieverbrauchs. Ein Großteil entfällt allerdings auf die Industrie.

Und das liegt an den besonderen Bedingungen im Salzlandkreis. Der Landkreis ist ein Industriestandort. Es gibt Chemieindustrie, Zementproduktion – energiehungrige Betriebe. Außerdem führen mit der A14 und der A36 auch zwei Autobahnen durch den Landkreis. Der ist obendrein im Vergleich zu anderen Landkreisen nicht so dicht besiedelt. So lässt sich das Verhältnis der Verbräuche in der Energiebilanz erklären.

Bundesweites Ziel: Klimaneutralität bis 2045

Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein. Also auch der Salzlandkreis. Eine Herausforderung, auch im Vergleich zu anderen Landkreisen. Denn: Was Firmen im Salzlandkreis produzieren, fällt dort in die Statistik. Auch, wenn die Produkte anderswo verbraucht werden.

Landrat Markus Bauer (SPD), sagte im Gespräch mit MDR-SACHSEN-ANHALT: "Wenn man sagt: Klimaneutralität in allen Regionen, halte ich das für zu einfach dargestellt." Der Salzlandkreis sei stark industriell geprägt. Den Ausgleich, den kriege der Landkreis nicht allein hin. "Denn, wir bedienen mit unseren Produkten die hier hergestellt werden, andere Regionen." Der Landrat hofft, dass der Bund genau hinschaut – und es künftig vielleicht mehr Geld für Maßnahmen geben könnte.

Energiewende geht nicht ohne Industrie

Die direkten Einflussmöglichkeiten des Landkreises auf die Industrie-Unternehmen, die dort produzieren, sind äußerst begrenzt. Feststehen dürfte aber mit Blick auf die Zahlen: Ohne die Industrie wird die Energiewende im Salzlandkreis nicht funktionieren. Zwei Drittel der Energie, die insgesamt im Landkreis verbraucht wird, stammt übrigens aus fossilen Energieträgern. Nur ein kleiner Teil aus erneuerbaren Energien. Ein Drittel ist laut Landkreis ein Energie-Mix.

Der Landkreis hat auch untersuchen lassen, wo sich mehr erneuerbare Energie erzeugen lässt. Auch in Wohngebieten. Und wie viel die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude bringen kann. Und auch, wenn öffentliche Gebäude oder private Haushalte nur einen kleineren Teil der Verbräuche ausmachen: Jeder Beitrag zählt. Und da lässt sich noch einiges bewegen. Und: ein wichtiger Schritt ist getan: eine Bestandsaufnahme.

Ein älterer Mann mit Hemd lächelt, im Hintergrund ein Raum mit Stühlen und Flaggen
Wilfried Stammwitz ist Klimaschutzmanager des Salzlandkreises. Bildrechte: MDR/Tom Gräbe

Das Ziel verlange von jedem etwas ab, sagt Klimaschutzmanager Wilfried Stammwitz. "Da muss vielleicht auch jeder mal den eigenen Gürtel ein bisschen enger schnallen und nicht nur am Gürtel vom anderen versuchen zu ziehen." Jeder sei aufgefordert, etwas zu tun. Unabhängig davon betrachtet, ob das jetzt wenig sei. "Wenn alle mitmachen, wird´s auch zum Guten führen. Zumindest in die richtige Richtung gehen."

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MDR (Tom Gräbe, Annekathrin Queck)

Dieses Thema im Programm: SACHSEN-ANHALT HEUTE | 12. Juli 2023 | 19:00 Uhr

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