Wernigerode Verunglückte Schlossbahn: Bremsen nicht defekt, Polizei ermittelt gegen Fahrer

01. Mai 2024, 11:36 Uhr

Bei einem Unfall der Schlossbahn in Wernigerode mit elf Verletzten waren defekte Bremsen als Ursache vermutet worden. Ein Gutachten sagt anderes. Jetzt ermittelt die Polizei gegen den Fahrer wegen Fehlverhaltens. Er hatte zuvor von einem Not-Manöver gesprochen. Das Fahrzeug war am Sonntag mit einem Baum zusammengeprallt und nur knapp nicht einen Abhang heruntergerutscht.

von MDR SACHSEN-ANHALT

• Beim Unfall der Schlossbahn Wernigerode wird inzwischen gegen den Fahrer ermittelt, weil ein Gutachten zeigt, dass die Bremsen funktioniert haben sollen.
• Bei dem Zusammenprall mit einem Baum sind elf Menschen verletzt worden.
• In Wernigerode war die Straße zum Schloss nach dem Unfall für mehrere Stunden gesperrt.

Nach dem schweren Unfall der Schlossbahn in Wernigerode im Landkreis Harz mit elf Verletzten am Sonntag ist nun klar, dass die Bremsen der Bahn offenbar doch in Ordnung waren. Das ist das Ergebnis eines Gutachtens vom Dienstag, wie der Sprecher des Polizeireviers Harz, Sebastian Fabich, MDR SACHSEN-ANHALT, mitteilte. Nun werde gegen den 67 Jahre alten Fahrer der Schlossbahn wegen Fehlverhaltens ermittelt.

Noch am Montag hatte die Polizei einen technischen Defekt vermutet. Der Fahrer hatte demnach erklärt, dass er beim Bremsen keine Bremswirkung gespürt habe. Laut Fabich hat sich diese Vermutung nun nicht bestätigt. Das Gutachten habe gesicherte Fakten geliefert und sei jetzt auch die Grundlage für die weiteren Ermittlungen.

Fahrer berichtet von Not-Manöver

Der Unfall ereignete sich am Sonntagnachmittag auf einer leicht abschüssigen Straße am Schlossberg, auf deren rechter Seite es einen Abhang hinunter geht. Der Fahrer hatte der Polizei zufolge angegeben, das Fahrzeug wegen fehlender Bremswirkung erst links gegen eine Böschung gelenkt zu haben, um langsamer zu werden und es dann rechts an einem Baum zum Stehen zu bringen. Das Gutachten wirft nun Zweifel an dieser Geschichte auf.

Elf Menschen verletzt

Die zehn leicht verletzten Fahrgäste zwischen vier und 57 Jahren sowie der ebenfalls leicht verletzte Fahrer (67 Jahre) der Schlossbahn wurden nach Angaben der Polizei ambulant behandelt und konnten die Klinik bereits wieder verlassen.

Die anderen 17 Insassen kamen mit dem Schrecken davon. Zunächst war von einer schwerverletzten Person die Rede. Diese Angabe wurde später korrigiert.

Schlossbahn in Wernigerode gegen Baum geprallt

Wie Stadtwehrleiter Söchting dem MDR sagte, ist die Bahn einem Hangrutsch nur knapp entkommen. Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie das Fahrzeug frontal an einem Baum steht, mindestens einer der Vorderreifen ist geplatzt. Die Waggons stehen in einem Zickzack hintereinander auf der Fahrbahn, das Ende des letzten Wagens ragt mehrere Zentimeter in die Luft.

Polizei: Schaden von rund 500.000 Euro

Ein Kriseninterventionsteam sei vor Ort gewesen. Insgesamt entstand ein Gesamtschaden von circa 500.000 Euro, teilte die Polizei mit.

Für die Unfall-Aufnahme blieb die Straße "Am Schloß" für circa viereinhalb Stunden voll gesperrt. Die Schlossbahn Wernigerode bietet Fahrten unter anderem durch die Stadt und zum Schloss an.

MDR (Dennis Blatt, Luca Deutschländer, Sarah-Maria Köpf, Susanne Liermann, André Plaul, Leonard Schubert, Engin Haupt, Michel Holzberger) | Erstmals veröffentlicht am 28.04.2024