Modelltarifvertrag DRK testet Vier-Tage-Woche in Sangerhausen

30. Mai 2023, 18:21 Uhr

Weniger Arbeit, mehr Geld: Die Beschäftigten des Deutschen Roten Kreuzes in Sangerhausen freuen sich über die Einführung der Vier-Tage-Woche. Der "Modell-Tarifvertrag" sieht außerdem eine Lohnerhöhung vor.

Ab kommenden Jahr wird beim Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Sangerhausen die Vier-Tage-Woche erprobt. Nach Angaben des DRK wird die Wochenarbeitszeit bis Dezember 2025 von 40 auf 36 Stunden reduziert. Das sei in dieser Form bundesweit einmalig in der Sozialwirtschaft.

Mehr Work-Life-Balance

Carlhans Uhle, Landesgeschäftsführer des DRK Sachsen-Anhalt, hofft, durch die Umstellung auch für andere Zielgruppen attraktiver zu werden. Zudem würden Studien zeigen, dass die Vier-Tage-Woche die Gesundheit der Mitarbeitenden verbessere, sagte er im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT.

Sorgen, dass Arbeit liegen bleibt, hat Andreas Klaus nicht. Der Vorstandsvorsitzende des DRK Kreisverbandes Sangerhausen ist der Meinung, dass die neue Verteilung der Arbeitszeit eine bessere Balance zwischen Arbeit und Privatleben schaffe. Das hätten Modellprojekte in Island, England und den USA gezeigt.

Wissenschaftliche Begleitung

Der Prozess werde zudem wissenschaftlich begleitet. Gespräche mit möglichen Partnern laufen laut DRK derzeit. Im April hatten sich die Gewerkschaft Verdi und die Landestarifgemeinschaft des DRK Sachsen-Anhalt auf den Tarifvertrag geeinigt.

Elf Prozent mehr Lohn

Die Arbeitszeit soll regelmäßig auf vier Tage in der Woche verteilt werden, teilte das DRK mit. Durch die Stundenreduzierung würden die Tarifentgelte im Jahr 2024 rechnerisch um mehr als elf Prozent steigen. Im Jahr 2025 werde das Entgelt um weitere 5,5 Prozent angehoben. Außerdem steigen den Angaben zufolge die Jahressonderzahlung von 70 auf 90 Prozent und die Schichtzulage von 105 auf 150 Euro monatlich.

MDR (Kevin Poweska, Moritz Arand)

Dieses Thema im Programm: MDR UM ZWEI | 30. Mai 2023 | 14:00 Uhr

3 Kommentare

Mustermann vor 49 Wochen

Interessant wäre ja mal zu wissen, wieviel Mitarbeiter davon betroffen sind? Sprich, wieviel tatsächlich bereits Vollzeit (40 Stunden!!!) arbeiten und es zur Anwendung der Regelung kommt. Ich meine hier natürlich nicht die kaufmännischen Angestellten! Wie wird die Arbeitszeit genau erfasst? 9 Stunden plus Pause pro Tag...und das in der Pflege.... arbeiten?! Wau...

Oder ist dass alles in der Praxis am Ende nur eine Milchmädchenrechnung und der Patient und Pfleger ist der Leidtragende?

Vielleicht sollte man hier noch Mal einen erfahrenen Journalisten zur Klärung der Fragen betrauen.

DanielSBK vor 49 Wochen

Super. Muss ich mal meinem Chef in der Härterei/Fertigung sagen - der zeigt mir ne' Vogel, alleine schon wegen den Öfen die 24/7 laufen müssen und nicht einfach so aus Jux abgestellt werden können. Wobei ich meinen Chef auch noch nie gesehen habe, außer im Fernsehen, weil der in Hannover lebt......

Maria A. vor 49 Wochen

Betrifft das eventuell nur die Verwaltung? Falls nicht, würde mich die Realisierung in der Praxis interessieren. Die zu Betreuenden oder Versorgenden verursachen ja weiterhin den gleichen Aufwand. Logischerweise muss jemand die entfallenden Stunden überbrücken. Wenn aber alle vorhandenen Pflegekräfte weniger Stunden tätig sind, und vorher schon am Limit, müsste zusätzlich eingestellt werden. Pflegekräfte sind jedoch rar, wie man weiß. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass dafür das Budget gegeben ist, da das DRK in Sangerhausen kaum anders agieren wird, wie sein Bundesverein. Man ahnt somit, dass das DRK Sangerhausen auch nichts zu verschenken hat. Vorstellbar ist also das, was in unserem Land beinahe Selbstverständlichkeitsstatus hat - es wird Heimbewohnern und sonstigen Klienten bald Post über eine Kostenveränderung zugehen...

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