Ausblick Kunst mit kolonialem Kontext: Kunstmuseum Moritzburg Halle kündigt selbstkritische Ausstellung an
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11. Januar 2024, 05:00 Uhr
Das Kunstmuseum Moritzburg in Halle will neue Wege im Umgang mit Kunst aus kolonialem Kontext gehen. Das hat Direktor Thomas Bauer-Friedrich angekündigt. Viele Museen gingen das Thema mit einer belehrenden Haltung an, sagte er im Gespräch mit MDR KULTUR. Auch das Kunstmuseum Moritzburg wolle sich 2024 der Geschichte seiner Sammlung widmen – dabei aber weniger Antworten geben, als Fragen stellen. Sie sollen Grundlage für eine Ausstellung zum Thema Expressionismus und Kolonialismus sein.
- Das Kunstmuseum Moritzburg in Halle plant, neue Wege im Umgang mit Kunstwerken aus kolonialen Kontexten zu gehen.
- Museumsdirektor Thomas Bauer-Friedrich kündigte eine kritische Ausstellung zum Thema Expressionismus und Kolonialismus an.
- Ausstellung soll mehr Fragen stellen als Antworten geben.
Das Kunstmuseum Moritzburg in Halle will sich in diesem Jahr der Geschichte seiner Sammlung widmen. Direktor Thomas Bauer-Friedrich kündigt an, dabei neue Wege gehen zu wollen.
Kunst aus kolonialem Kontext erzeugt Unsicherheit
Viele Museen zeigten sich unsicher im Umgang mit Kunstwerken aus der Zeit des Kolonialismus, sagte er im Gespräch mit MDR KULTUR. Aus Angst vor Fehlern gingen sie das Thema deshalb relativ belehrend an. Das führe dazu, dass dem Publikum häufig vorgeschrieben werde, wie es das Thema zu betrachten habe.
Das möchte Thomas Bauer-Friedrich ändern. "Ich glaube, wir müssen viel verantwortungsvoller, sensibler vorgehen und weniger vermeintlich Vorgesetztes präsentieren, sondern das Publikum auf eine Reise offener Gedanken, auf eine Entdeckungsreise mitnehmen."
Museum in Halle lädt zur Entdeckungsreise ein
Wie eine solche Reise aussehen kann, ist ab März in einer Sonderausstellung des Kunstmuseums Moritzburg zu sehen: "It’s all about collecting … Expressionismus | Museum | Kolonialismus. Die Sammlung Horn zu Gast in Halle" thematisiert das Verhältnis zwischen Expressionismus und Kolonialismus.
Neben Werken von Brücke-Künstlern wie Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde oder Ernst Barlach wird auch indigenes Kunsthandwerk präsentiert. Ende des 19. Jahrhunderts wurden dem Kunstmuseum zwei Sammlungen geschenkt: die Melanesien-Sammlung von Franz Emil Hellwig und die Asien-Sammlung Emil Riebecks. Beide bereisten damalige Kolonien und brachten Kultobjekte, Schmuck und Werkzeuge nach Deutschland. Die Sammlungen sind nicht mehr vollständig erhalten. Die Überreste werden zum ersten Mal vor dem Hintergrund aktueller und postkolonialer Forschung gezeigt.
Ausstellung soll mehr Fragen stellen
Die Ausstellung wird von den Fragen geleitet, die das Thema mit sich bringt – Fragen, sagte Thomas Bauer-Friedrich MDR KULTUR, "die uns selbst gekommen sind in diesem Prozess des Arbeitens an der Ausstellung und die wir quasi unserem Publikum mitgeben wollen, um sie weiter zu denken, weil wir selber nicht die abschließenden finalen Antworten haben."
Hinzukommen interaktive Ausstellungselemente, die das Publikum einladen, eigene Sichtweisen auf das Thema zu teilen. Auch Rückmeldungen zur Präsentation der Ausstellung seien erwünscht, so der Museumsdirektor weiter. "Also, wir versuchen selber auch Neues auszuprobieren, ohne zu wissen, wo die Reise hingehen wird."
Informationen zur Ausstellung
"It’s all about collecting … Expressionismus | Museum | Kolonialismus. Die Sammlung Horn zu Gast in Halle"
17. März bis 23. Juni 2024
Adresse:
Kunstmuseum Moritzburg Halle
Friedemann-Bach-Platz 5
06108 Halle (Saale)
Öffnungszeiten:
Donnerstag bis Dienstag, von 10 bis 18 Uhr
Mittwochs geschlossen
Quelle: MDR KULTUR (Ole Steffen), Kunstmuseum Moritzburg Halle / Redaktionelle Bearbeitung: tmk
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 10. Januar 2024 | 06:30 Uhr
