Aktfotografie auf Särgen Polen: Wie sexy kann Tod sein?

01. Januar 2020, 11:31 Uhr

Nackte Menschen, die sich auf Särgen rekeln: Der größte Sarghersteller in Polen hat für manche eine vielleicht bizarre Einstellung zu seiner Ware. Jedes Jahr inszeniert er Aktmodels auf Holzsärgen. Künstlerisch wertvoll oder geschmacklos?

Frau isst Obst vor Sarg 2016
Aus dem Kalender 2016: der letzte Schmaus? Bildrechte: Lindner Särge

Sex und Nacktheit nutzen, um den Tod besser zu vermarkten: Der polnische Sarghersteller Lindner fährt seit Jahren ein sehr erfolgreiches Konzept, um seine Holzsärge "sexy" zu machen. Seit 2010 inszeniert die Firma aus dem westpolnischen Wągrowiec in einem Kalender Aktmodels auf Särgen.

Auf die Idee kam der Geschäftsführer Zbigniew Lindner: Sein Sohn war Fan des berühmten Kalenders des Reifenherstellers Pirelli und meinte, das könnte die Firma seines Vaters noch besser. Unter dem Motto: "Passen normale Särge zu nackten Frauen? Nein, aber unsere Särge schon", preist die polnische Firma ihre Särge an. Männer wurden zwar auch schon abgelichtet, allerdings befinden sich in der aktuellen Ausgabe 2020 wieder nur Frauen.

Über die Auflage wird nicht gesprochen, doch der Kalender ist limitiert. Die Abnehmer waren früher vor allem Bestattungsunternehmen, die die Aktkalender an die Mitarbeiter verteilt haben. Mittlerweile, so das Unternehmen, hätten die Kalender auch eine große internationale Fangemeinde aus ganz unterschiedlichen Kreisen.

Einnahmen werden gespendet

Der Kalender kostet 45 Polnische Złoty, knapp 11 Euro. Das Geld behält die Firma jedoch nicht, sondern spendet es. Finanziert wird ein Bildungsprogramm "Ptaszarnia" für 200 Kinder aus ärmeren Familien.

Frau in Blumen in Sarg.
Der Sargunternehmer Lindner fragt sich: "Warum haben Menschen Angst vor Särgen, aber nicht vor Anzügen, Kosmetika oder Schmuck?" Bildrechte: Lindner Särge

Alle Jahre wieder: Kritik kommt von der Katholischen Kirche

Die Katholische Kirche hat den Kalender in den vergangenen Jahren schon mehrfach kritisiert. Doch Lindner hält trotzdem an seinem Projekt fest. Der Geschäftsführer sagte in einem Interview mit einer englischen Zeitung, dass Särge kein religiöses Symbol sind, sondern nur ein Produkt. Ein Sarg sollte nicht zu einem heiligen Objekt gemacht werden.

Auf die Absatzzahl der Särge soll der Kalender laut Lindner keinen Einfluss haben. Der Markt mit Särgen ist schließlich auch ein ziemlich konstanter - gestorben wird schließlich immer. Und auch das ist eine makabere Erkenntnis.

(bb/adg)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL FERNSEHEN | 05. Januar 2019 | 19:30 Uhr

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