Klimaschutz Bund will Städte besser vor Hitze schützen

20. Juli 2022, 16:24 Uhr

Um künftig Städte vor einer starken Erhitzung zu schützen, plant das Bundesbauministerium noch für das laufende Jahr ein Förderprogramm in Höhe von 790 Millionen Euro. Dabei habe man Klimaschutz wie auch Hitzeschutz von Menschen im Blick. Unter anderem geht es um mehr Begrünung von Flächen und Fassaden.

Die Bundesregierung will die Lebensräume in den Städten besser gegen die Folgen der Klimaerwärmung wappnen. Der Bund werde dieses Jahr 790 Millionen Euro bereitstellen, um neben der sozialen Entwicklung der Städte gezielt auch ihre Klimaresilienz zu fördern, teilte Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) in der Nacht zu Dienstag auf Twitter mit.

"Wenn Quartiere saniert oder neu errichtet werden, gehören Frischluftschneisen, Parks und Flüsse dazu", schrieb Geywitz. "Mit der Städtebauförderung machen wir unsere Städte für die Herausforderungen des Klimawandels fit."

Weniger Parkplätze möglich

Am Nachmittag will Geywitz in Potsdam das neue Bundesprogramm "Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel" vorstellen. Die angestrebte Stadt-Begrünung könne dazu führen, dass künftig weniger Parkplätze zur Verfügung stünden, sagte Geywitz am Morgen den Sendern RTL und n-tv. "So ein Auto nimmt eigentlich sehr viel Platz weg, was dann anderen fehlt. Demzufolge müssen wir auch unsere Mobilitätskonzepte überdenken."

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Geywitz fügte hinzu: "Wenn wir Bäume pflanzen wollen, dann brauchen die natürlich auch Platz." Es gehe darum, "dass man nicht Flächen verschwendet einfach nur zum Parken, sondern dass man eine Kombinationsmöglichkeit hat". Städte bräuchten mehr Grünflächen und bei Betrachtung der Starkregen-Ereignisse auch mehr Wasserspeichermöglichkeiten, sagte Geywitz.

Der Bund wolle Projekte für Straßen- und Fassadenbegrünung fördern und auch die Errichtung von innerstädtischen Flüssen und Bächen – dies "kühlt natürlich auch die Umgebung und ist auch noch wunderschön".

Gesundheitsbranche: besonders Ältere und Kranke berücksichtigen

Geywitz kündigte an, dass ihr Ministerium gezielt auch ältere Menschen vor extremer Hitze in Wohnungen schützen will. "Gerade Ältere leiden sehr unter der Hitze, sind sehr oft in ihren Wohnungen", sagte sie. "Da müssen wir natürlich mit einer guten Sanierungsförderung auch dafür Sorge tragen, dass die Wohnungen gut gedämmt sind." 

Aus dem Gesundheitssektor wurden bereits Forderungen zu mehr Hitzeschutz von Älteren und Pflegebedürftigen laut. Die Vorsitzende des Ärzteverbands Marburger Bund sagte dem Redaktionsnetzwek Deutschland (RND), die Politik müsse Schutzmaßnahmen in Hitzephasen deutlich ausbauen. "Städte und Kommunen brauchen Hitzeschutzpläne, damit sich Senioreneinrichtungen, Krankenhäuser und andere Einrichtungen des Gesundheitswesens besser auf Hitzewellen vorbereiten können, am besten geregelt durch einen nationalen Hitzeschutzplan", betonte sie.

Auch der Sozialverband VdK sieht die Notwendigkeit von umfassenden Vorgaben für Pflegeheime. "Wir brauchen dringend ein Krisenkonzept für Hitzeereignisse, die gerade Menschen in Pflegeheimen und Krankenhäusern besonders belasten", sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele dem RND.

Geywitz nannte auch den Schutz von Obdachlosen bei extremen Temperaturen im Sommer als Ziel. Hier erarbeite die Regierung einen "nationalen Aktionsplan" zur Bekämpfung der Obdachlosigkeit.

Kassenärzteverband befürchtet zahlreiche Hitzetote

Der Verband der Kassenärzte befürchtet hierzulande zahlreiche Hitzetote. Man müsse davon ausgehen, dass nicht nur in Südeuropa, sondern auch in Deutschland in diesem Sommer wieder sehr viele Menschen der Hitze erliegen, sagte der Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" am Donnerstag. Er forderte Kampagnen mit konkreten Tipps etwa vor Nachrichtensendungen zur Aufklärung besonders hitzegefährdeter Menschen.

AFP, KNA (amu)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 19. Juli 2022 | 10:00 Uhr

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