Mehr als 4.000 Dynamofans feuern die Spieler während der Trainingseinheit am Abend mit Pyro und Gesängen an
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Pyrotechnik Bengalos im Fußballstadion: Was der DFB mit Pyro-Strafgeldern macht

07. Mai 2024, 05:00 Uhr

Es vergeht kaum ein Wochenende in deutschen Fußballstadien, an dem nicht wenigstens eine handvoll bengalische Feuer abgebrannt werden und das Spielfeld im Rauch verschwindet. Die Vereine müssen oft hohe Strafgelder dafür bezahlen. Ein MDR-AKTUELL-Hörer möchte wissen, wie viel Geld der Deutsche Fußball-Bund (DFB) damit einnimmt und was damit am Ende passiert.

Ein Meer aus roten Fackeln, die Zuschauer kurz in Nebel gehüllt – wer Fußball des Öfteren live im Stadion verfolgt, kommt an Pyrotechnik kaum vorbei. Und dass mal ein Böller fliegt, ist auch keine Seltenheit.

So wird das Abbrennen von Pyrotechnik im Stadion bestraft

Der Kassenwart des Vereins kann dann immer direkt mitrechnen, denn der Strafkatalog des DFB ist klar definiert. Er sieht für das Entzünden von pyrotechnischen Gegenständen grundsätzlich eine Geldstrafe vor: 1.000 Euro je Gegenstand in der 1. Bundesliga, 600 Euro in der 2. Liga und 350 Euro in der 3. Liga. Böller zählen dabei ebenso zu Pyrotechnik. Abgeschossene Pyro ist zudem teurer als einfach abgebrannte.

Großteil des Geldes geht an DFB-Stiftungen

Ein Großteil der Geldstrafen landet am Ende bei den Stiftungen des DFB, erklärt Tobias Wrzesinski von den Stiftungen Egidius Braun und Sepp Herberger. "Tatsächlich ist es richtig, dass die Strafen, die das DFB-Sportgericht verhängt, in einem Topf zusammenlaufen. Am Ende des Jahres entscheidet das DFB-Präsidium, was mit dem Inhalt dieses Topfes passiert. Es ist gute Praxis, dass die DFB-Stiftungen – genauso übrigens wie die DFL-Stiftung und andere fußballnahe Stiftungen – daran partizipieren. Für uns bedeutet das, dass wir damit unsere Arbeit finanzieren, nicht komplett, aber zu wesentlichen Teilen."

Der DFB selbst möchte zum Thema Pyrotechnik im Stadion nur schriftlich antworten, bestätigt aber die Aussagen der Stiftungen – und nennt Summen: "Der DFB lässt jedes Jahr eine Summe, die mindestens der Höhe der angefallenen Geldstrafen entspricht, fußballnahen Stiftungen zukommen. Hier sind alle Geldstrafen gemeint, nicht nur jene, die für das illegale Abbrennen von Pyrotechnik anfallen. Im Jahr 2023 spendete der DFB exakt 4,915 Millionen Euro."

Stiftungen nutzen Geld unter anderem für soziale Projekte

Eine große Summe für die Stiftungen des DFB, die laut Tobias Wrzesinski allesamt in soziale Projekte fließen. "Mit dem Geld ermöglichen wir – beispielsweise in der Sepp-Herberger-Stiftung – blinden und sehbehinderten Menschen ihren Fußballsport in der Blindenfußball-Bundesliga. Wir ermöglichen Menschen mit geistiger Beeinträchtigung ihren Fußballsport in der Deutschen Meisterschaft der Werkstätten für behinderte Menschen. Wir finanzieren damit unsere Projekte in Haftanstalten. Und in der DFB-Stiftung Egidius Braun nutzen wir das Geld unter anderem dazu, um unsere Fußball-Ferienfreizeiten durchzuführen."

Das Angebot gibt es seit mehr als 20 Jahren und aktuell werden dazu 75 Fußballvereine aus ganz Deutschland eingeladen – jeweils zwölf Jugendliche plus zwei Betreuer. "Die Jugendlichen zwischen 13 und 15 Jahren sind unsere Gäste für diese Woche, werden zu Hause abgeholt mit einem Bus, werden untergebracht, verpflegt, bekommen das Rahmenprogramm und reisen dann zurück. Das kostet natürlich auch eine ganze Menge Geld – und die Finanzierung darüber ist gesichert, unter anderem durch die besagten Strafgelder", sagt Wrzesinski.

Und so festgefahren, wie die Diskussion zwischen dem DFB und verschiedenen Fangruppen derzeit scheint, wird diese Geldquelle auch so schnell nicht versiegen. Denn der DFB verweist durchweg auf die Gefahren im Stadion durch das Abbrennen und ist strikt dagegen, den Fans bei Pyrotechnik im Block entgegenzukommen. Fan-Initiativen "Pro Pyro", von denen es einige gibt, wollen die Legalisierung wiederum nur nach ihren Spielregeln. Auf Anfragen von MDR AKTUELL hat jedoch keine der Fan-Initiativen reagiert. Ein legales bengalisches Licht am Ende des Spielertunnels scheint noch weit.

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 07. Mai 2024 | 06:25 Uhr

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