Eine Mutter tröstet ihre tochter
Es wird für Menschen leichter zuzugeben, wenn sie psychisch belastet sind. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Mentale Gesundheit Studie: Viele Frauen bezeichnen sich als psychisch krank

02. März 2023, 11:32 Uhr

In einer Studie haben sich vier von zehn Frauen zwischen 18 und 34 Jahren als psychisch krank beschrieben. Die Zahlen sind alarmierend, weil viele Betroffene keine psychologische Unterstützung erhalten. Andere Studienteilnehmerinnen haben vermutlich keine Krankheit, aber stecken in akuten Krisen. Das Ergebnis der Studie zeigt aber auch: Betroffenen fällt es immer leichter, über mentale Gesundheit zu sprechen.

Juliane Neubauer
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

In einer Studie zur psychischen Gesundheit gaben 40 Prozent der Frauen und 30 Prozent der Männer an, psychisch erkrankt zu sein. Eine tatsächliche Diagnose haben aber nur knapp zwei Drittel von ihnen.

Trotzdem sollte das Ergebnis uns zu denken geben, findet Daniela Behrens von der AXA Versicherung, die die Studie zum dritten Mal in Auftrag gegeben hat: "Das ist eine Selbsteinschätzung, die aber trotzdem ernst zu nehmen ist. Hier wird zum Ausdruck gebracht, dass es ihnen offensichtlich nicht gut geht. Das sind erstmal alarmierende Zahlen. Wenn wir uns anschauen, dass von diesen Leuten, die sagen, dass sie erkrankt sind, ungefähr jeder Dritte keinerlei Unterstützung und Behandlung erhält, kann das schnell nach hinten losgehen."

Wenn eine psychische Erkrankung unbehandelt bleibt, kann sie, wie auch physische Leiden, chronisch werden. Die Therapie werde umfangreicher und die Heilungschancen sänken, erklärt Behrens.

Stigma um psychische Erkrankungen sinkt

Psychotherapeutin Juliane Sim aus Leipzig erkennt in dem Ergebnis der Studie durchaus auch etwas Positives: "Das Stigma, das psychische Störungen begleitet, sinkt in der Bevölkerung. Es wird für Menschen einfacher zuzugeben, darüber zu sprechen, dass man psychisch belastet ist und dass Krisen einen auch erschüttern und zu Symptomen führen." Das sei auch etwas Gutes, weil dadurch mehr sozialer Rückhalt unter Freundinnen und Freunden möglich sei.

Psychotherapeutin Sim kann sich vorstellen, dass die Diagnose einer Freundin vielleicht auch zu dem Schluss führen kann, dass ähnliche Symptome, die man bei sich beobachtet, auch eine ähnliche Diagnose bedeuten könnte: "Selbstverständlich ist es dann für die einzelne Betroffene nicht ganz klar, ob tatsächlich eine psychische Störung vorliegt oder ob das im Rahmen einer Krise relativ normale Befindlichkeiten sind, die manchmal tabuisiert werden wie zum Beispiel Trauer."

In dem Fall rät Sim, seine Bedenken immer mit einer Psychotherapeutin oder einem Therapeuten abzuklären. In der Regel seien die Erstgespräche, in denen wesentliche Sorgen besprochen werden können, recht schnell vereinbart. Dass hier die Frauen zahlenmäßig hervorstechen, könnte, so Juliane Sim, damit zusammenhängen, dass Frauen sich mehr mit ihrem psychischen Zustand auseinandersetzten, aber auch in unserer Gesellschaft gegenüber nach wie vor Männern benachteiligt seien.

Jede dritte Berufsunfähigkeit aufgrund von psychischen Erkrankungen

Daniela Behrens von der AXA Versicherung erklärt, wie die Studienergebnisse sich im Unternehmensalltag wiederfinden: "Was für uns als Versicherer natürlich auch wichtig ist, ist zu schauen, wie sich solche Krankheiten in der Gesellschaft weiterentwickeln." Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung sei es bei der AXA so, dass jeder dritte Fall auf eine psychische Erkrankung zurückzuführen sei. Deswegen müsse sich auch die AXA zwangsläufig mit dem Thema auseinandersetzen, findet Behrens.

Wie die psychische Gesundheit der Bundesbürger sich entwickelt, werden die zukünftigen jährlichen Mental Health Studien im Auftrag der AXA Versicherungen zeigen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 02. März 2023 | 07:17 Uhr

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