Eingang des Uniklinikums Leipzig mit Flyern: Warnstreik!
Auch am Uniklinikum Leipzig gab es Warnstreiks. Bildrechte: IMAGO / Christian Grube

Notversorgung Nicht nur Streiks an Kliniken für Verschieben von OPs verantwortlich

08. Dezember 2023, 05:00 Uhr

Durch die aktuellen Streiks an Kliniken im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes wird in vielen Krankenhäusern nur eine Notversorgung angeboten. Deswegen müssen auch Operationen verschoben werden. Aber nicht nur die Streiks sind dafür verantwortlich.

Ein schlimmes Beispiel: Bei einem Patienten wird eine Herzkatheteruntersuchung immer wieder verschoben, solange, bis er als Notfall mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus gebracht werden muss.

Dass Operationen immer wieder verlegt würden, liege nicht nur an kurzfristigen Streiks, sagt Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung Patientenschutz. Laut ihm gibt es keine Maßstäbe oder objektiven Kriterien, nach welchen Operationen verschoben werden. In der Praxis könne das dann alle möglichen Behandlungen der Operationen betreffen: "Das kann eine Herzoperation sein, das kann eine Krebsoperation sein, eine beginnende Chemotherapie. All das erleben Patientinnen und Patienten und das hat nix mit Streik zu tun, sondern das ist Alltag."

Ähnlich äußert sich auch Johanna Bemberg. Sie arbeitet als Pflegerin im Uniklinikum Leipzig und kennt das Thema Notversorgung. Das sei keine Versorgung, die sie sich wünsche, aber die Notdienstversorgung sei häufig Alltag der Pflegerin: "Die ist angelehnt an eine Sonn- und Feiertagsbesetzung und wir wollen damit auch zum Ausdruck bringen, dass es im Endeffekt unser Alltag ist. Wir sind der Meinung, dass wenn es keine Verbesserung gibt, dann wird es so zum Standard und noch schlimmer."

Belastung für Patientinnen und Patienten

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft sieht erhebliche Belastungen für Betroffene: zum einen körperlich, aber auch psychisch – etwa, weil Patientinnen und Patienten eine Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes befürchten.

Vorstand Gerald Gaß glaubt, dass es wichtig sei, einen engen Kontakt zum einweisenden Arzt zu halten: "Wenn der Termin dann verschoben werden muss, empfehlen wir, dem Krankenhaus zu verdeutlichen, ob sich möglicherweise die Dringlichkeit erhöht hat, weil Schmerzen stärker geworden sind."

Pfleger wünschen sich bessere Arbeitsbedingungen

Für die Krankenhausgesellschaft fehlt es unter anderem an einer fairen Vergütung für die Kliniken. Zudem herrsche – wie in vielen Branchen – Personalmangel.

Vorstand Gaß fordert unter anderem, dass die Abläufe entbürokratisiert werden müssten: "Es gibt aktuelle Untersuchungen, die sagen, dass sowohl die Ärzteschaft, als auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege im Schnitt etwa drei Stunden am Tag mit Bürokratie, mit Dokumentation, mit Kontrollaufgaben beschäftigt sind."

Logo MDR 13 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
13 min

Nicole Abendroth ist seit 44 Jahren Krankenpflegerin. Hier erzählt sie, warum sie unzufrieden ist, mit den Arbeitsbedingungen am Helios-Klinikum Erfurt und wie ihr Arbeitsalltag aussieht.

MDR THÜRINGEN - Das Radio Mo 05.12.2022 11:02Uhr 13:27 min

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/erfurt/audio-pflege-arbeitsbedingungen-helios-erfurt-nicole-abendroth-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Außerdem gibt es laut Gaß strikte Personalvorgaben, die es den Krankenhäusern oftmals nicht ermöglichen Personal flexibel einzusetzen: "Da bräuchten wir mehr Handlungsspielraum für die Krankenhäuser, um dann auch tatsächlich Prioritäten setzen zu können."

Pflegerin Johanna aus Leipzig wünscht sich mehr Personal und kürzere Arbeitszeiten in den Krankenhäusern. Sie betont, dass es im laufenden Tarifkonflikt zwar auch um mehr Geld gehe, dass viele Kolleginnen und Kollegen aber lieber über bessere Arbeitsbedingungen sprechen würden.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 08. Dezember 2023 | 06:55 Uhr

Mehr aus Deutschland

Eine Grafik 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 08.05.2024 | 21:46 Uhr

Während des zweiten Weltkriegs zwangen die Nazis etwa 20 Millionen Menschen zur Arbeit. Mehr als zehn Prozent davon starben dabei. Ein Überblick.

Mi 08.05.2024 21:36Uhr 01:12 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/video-grafik-zwangsarbeit-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Nachrichten

Ursula von der Leyen am Rednerpult. 1 min
Ursula von der Leyen zu den Europaplänen der AfD Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Mehr aus Deutschland

Katja Diehl 1 min
Mobilitätsexpertin Katja Diehl zu Gast in der Talkshow Anne Will. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 08.05.2024 | 18:41 Uhr

In der Talkshow Anne Will vom 5.2.2023 diskutieren u.a. Mobilitätsberaterin Katja Diehl und der parlamentarischen Geschäftsführer der CDU, Thorsten Frei.

Das Erste So 05.02.2023 21:45Uhr 00:32 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/video-822490.html

Rechte: ARD.de

Video
Fußballspiel 3 min
Bildrechte: Colourbox.de
3 min 08.05.2024 | 17:40 Uhr

Seit Sonntag wird in Leipzig die Fußball-EM der Bürgermeister ausgetragen. 500 Stadt- bzw. Gemeindeoberhäupter aus 12 Ländern sind dabei. Unter ihnen auch zwei Sachsen. Roland Kühnke hat sich unter sie gemischt.

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Mi 08.05.2024 17:40Uhr 03:10 min

https://www.mdr.de/sachsenradio/audio-fussball-em-buergermeister-leipzig-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio
"Geschlossen! Insolvenz" steht auf einem Schild. 3 min
Bildrechte: IMAGO / Bihlmayerfotografie
Polizisten stehen vor dem besetzten Audimax der Universität Leipzig. 4 min
Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan Woitas
Christian Lindner und Hubertus Heil geben ein Pressestatement. 5 min
Bildrechte: picture alliance/dpa | Michael Kappeler