GRIMBERG am 7. Mai 2019 Fotografieren im Museum

07. Mai 2019, 13:59 Uhr

70 Jahre nach dem Tod ihrer SchöpferInnen verlieren dessen/deren Werke wie zum Beispiel Fotos oder Gemälde den Schutz durch das Urheberrecht. Sie werden damit „gemeinfrei“. Zumindest theoretisch kann sie nun jeder ohne Genehmigung nutzen. Was aber passiert, wenn jemand zum Beispiel in einem Museum Fotos von Bildern und Gemälden macht, und diese dann im Internet publiziert - zum Beispiel als Teil eines Wikipedia-Eintrags?

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Nach 70 Jahren erlischt normalerweise das Copyright. Trotzdem muss man aufpassen, wenn man beispielsweise im Museum alte Schinken fotografiert und im Internet hochlädt.

Di 07.05.2019 13:27Uhr 02:15 min

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Mit einem solchen Fall hatte sich im vergangenen Jahr der Bundesgerichtshof (BGH) beschäftigt. Konkret ging es um eine Auseinandersetzung zwischen einem Wikipedia-Autor und dem Verein Wikimedia Deutschland mit einem Museum im Mannheim.

Fotos von Bildern, Vasen und Münzen

Der Wikipedia-Autor hatte nach einem Besuch des Reiss-Engelhorn-Museums in Mannheim zum einen Fotografien von Gemälden, die im Auftrag des Museum aufgenommen worden waren, auf Wikipedia hochgeladen. Außerdem hatte er Fotos von Ausstellungsobjekten wie antiken Vasen oder Münzen, die nicht unter den Urheberschutz fallen, gemacht und ebenfalls bei Wikipedia hochgeladen.

Auch ein Foto eines Gemäldes ist ein Kunstwerk

Das Museum hatte den Besucher dann wegen Verletzung des Urheberrechts und Verstoßes gegen die Spielregeln - im Museum ist Fotografieren laut der Hausordnung verboten - verklagt.

Das Gericht hat in seinem Urteil aber nicht nur mit dem Verstoß gegen das Fotografier-Verbot argumentiert, sondern Entscheidungen getroffen, die darüber hinaus gehen. Zwar waren alle zur Debatte stehenden Kunstwerke und Ausstellungsstücke gemeinfrei. Allerdings genieße auch das Foto eines Gemäldes - um das es unter anderem ging - „Lichtbildschutz nach §72 Absatz 1" des Urheberrechtsgesetzes, denn ein Fotograf schaffe mit der Aufnahme eine eigene geistige Leistung, für die dann wieder der Urheberrechtsschutz gelte.

Museum hat eigentlich Sympathie für Wikipedia

Bei den Vasen und Münzen wiederum argumentierte das Gericht mit der Hausordnung, die nun mal ein Fotografier-Verbot enthalte. Das Reiss-Engelhorn-Museum wehrte sich in diesem Zusammenhang gegen Vorwürfe, es wolle Exponate unter Verschluss halten bzw. eine breite Veröffentlichung unnötig erschweren. „Das ist falsch, ein bewusst gestreutes Missverständnis“, so Museumsdirektor Prof. Dr. Alfried Wieczorek. Natürlich sei die Weitervermittlung von Wissen an die Allgemeinheit eine der Hauptaufgaben von Museen. „Dazu gehört natürlich auch das Internet und deshalb begegnen wir Projekten wie Wikipedia mit Sympathie“, so Wieczorek in einer Pressemeldung.

Bei eingeholter Genehmigung sei es auch Museumsbesuchern der Reiss-Engelhorn-Museen möglich, in den Sammlungsbereichen für private Zwecke zu fotografieren. Der Wikipedia-Autor hätte auf Anfrage fotografieren können und hätte auch für bestimmte kommerzielle Zwecke die Fotografie-Erlaubnis erhalten können, so das Museum nach dem Urteil. „Wir möchten selbst über das Ob und das Wie der öffentlichen Zugänglichmachung unserer Bestände entscheiden“, begründete Wieczorek das Vorgehen des Museums.

Stiftung Weimarer Klassik warnt bei Nutzung auf Social Media

Die Stiftung Weimarer Klassik, die neben den Goethe- und Schillergedenkstätten in Weimar auch für das Anfang April neu eröffnete Bauhaus-Museum zuständig ist, hat in ihren Geschäftsbedingungen entsprechende Regelungen und Hinweise zur Nutzung von Fotos in den sozialen Medien. Dort heißt es: „Die Klassik Stiftung Weimar erlaubt das Fotografieren im Rahmen des regulären Museumsbesuches in ihren musealen Einrichtungen zu privaten Zwecken und nur in den frei zugänglichen Bereichen. Wir weisen darauf hin, dass die Veröffentlichung im Internet und in den Sozialen Medien auch über private Profile nicht generell eine private Nutzung darstellt und unter Umständen Urheberrechte verletzt werden.“ Dies betreffe insbesondere das Bauhaus-Museum Weimar, informiert die Stiftung auf ihrer Website.