Der Innenraum der Kloster Kirche Sankt Wigbert
Täglich um 6:20 und 9:20 Uhr gibt es bei MDR THÜRINGEN - Das Radio "Augenblick mal", das Wort zum Tag. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Wort zum Tag Augenblick mal

02. Mai 2024, 06:20 Uhr

Täglich 6:20 und 9:20 Uhr hören Sie bei MDR THÜRINGEN - Das Radio das Wort zum Tag. In dieser Woche spricht es Gregor Heidbrink von der evangelischen Kirche in Apolda.

Donnerstag, 2. Mai: Die ständige Vertretung

Vor 50 Jahren eröffneten in Bonn und Ost-Berlin die "Ständigen Vertretungen". Damit hatte die DDR eine Adresse am Rhein und die BRD eine Anschrift hinter dem Eisernen Vorhang.

Gregor Heidbrink, Superintendent in Apolda 2 min
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MDR THÜRINGEN - Das Radio Do 02.05.2024 06:20Uhr 01:53 min

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Im Prinzip waren es Botschaften. Aber heißen durften die so nicht. Denn für die BRD war zwar klar, es gibt eine Menge, über das man reden muss, vom Transit bis zum Salzgehalt der Elbe. Und dann die Probleme der Bürgerinnen und Bürger: Erbsachen zum Beispiel. Aber die DDR galt nicht als ein normaler Nachbar, denn sie galt ja noch nicht einmal als Ausland. Und Botschaften hat man nur im Ausland. Also jetzt: Ständige Vertretung. Als Kompromiss.

Egon Bahr, Bundesminister von der SPD sagte: "Bisher hatten wir keine Beziehungen, jetzt werden wir schlechte haben, und das ist der Fortschritt." Mit dem anderen reden, selbst wenn man ihn rundweg ablehnt. Besser eine schlechte Beziehung als gar keine. Aber im Wissen, wir müssen an die offenen Fragen ran. Es ist ein Eiertanz für den Frieden. In Tippelschritten Vertrauen aufbauen - und zugleich mit dem Misstrauen spielen, indem man am Telefon Dinge sagt, von denen man weiß, dass sie mitgehört werden.

Und dass wir tatsächlich einmal in Frieden zusammengehen würden, wer hätte das so für möglich gehalten? Der Anteil daran, den die ständigen Vertretungen trugen, er mag klein sein oder groß. Das Vorbild bleibt: miteinander reden, ohne die eigene Überzeugung zu verbergen. Weil: Jeder Frieden beginnt mit dem ersten Schritt.
Meint Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda.

Mittwoch, 1. Mai: Juttas Maibaum

Im Rheinland gibt es in der Osterzeit diesen schönen Brauch: In der Nacht zum 1. Mai ziehen junge Männer durch die Straßen und stellen Bäumchen vor die Häuser ihrer Verehrten. Junge Birken, geschmückt mit buntem Krepp. Dazu ein rotes Herz. Darauf steht: Jana, Lisa oder Eva.

Gregor Heidbrink, Superintendent in Apolda 2 min
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Gregor Heidbrink spricht am Mittwoch über einen besonderen Liebsbrauch aus dem Rheinland- der sogar das Leben überdauert. Dort stellen Verliebte junge Birken mit Herzen auf.

MDR THÜRINGEN - Das Radio Mi 01.05.2024 06:20Uhr 01:51 min

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Manche ist die Freundin, manche aber erwacht morgens und fragt sich, wie der Baum da vor die Tür kommt. Eine fragt sich mit klopfendem Herzen, wer den Baum gestellt hat, einer anderen schwant Böses. Zum Schmunzeln ist es, wenn man sieht, dass vor manchen Türen mehrere Bäume stehen.

Ein kleiner Maibaum hat mich besonders beeindruckt auf meinem Gang am Feiertag. Nicht so groß wie die anderen, mehr ein Birkenzweig, dafür besonders liebevoll geschmückt. Auf dem roten Herzen steht Jutta. Ich halte inne und stelle mir vor, was Jutta dazu sagen würde. Ihr Birkenzweig steckt tief in lockerer schwarzer Erde. Und kurz dahinter ein großer, hellgrauer Stein. Auch darauf steht ihr Name. Jutta ist seit zwanzig Jahren tot. Und es ist immer noch jemand verliebt.

Juttas Maibaum geht mir nach und erinnert mich an ein Liebesgedicht aus der Bibel. Dort heißt es: Die Liebe ist stark wie der Tod. Der Tod bringt Schmerzen über die Liebenden in dieser Welt. Aber in der Ewigkeit wird die Liebe den Tod überwinden. Und alle Liebe, die hier unerfüllt blieb, wird wachsen und blühen und Früchte tragen. Das hofft Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda.

Dienstag, 30. April: Die schwebende Königin aus Großrudestedt

Arbeiter tragen Gerüstteile und Maschinen in die Kirche. Daraus entsteht ein großer Kran. Für die entscheidende Operation: Vorsichtig wird der Spieltisch der alten Orgel von der Empore gehoben. Das kostbare Stück soll keinen Schaden erleiden! Und so schwebt "die Königin der Instrumente" sanft herab, bevor sie nach organischer und kosmetischer Runderneuerung ihren Thron wieder einnimmt. Ein majestätischer Anblick!

Gregor Heidbrink, Superintendent in Apolda 2 min
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MDR THÜRINGEN - Das Radio Di 30.04.2024 06:20Uhr 01:49 min

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Für die Mitglieder des Fördervereins ist es der Erfolg eines jahrelangen Engagements. Vor zehn Jahren hat man diskutiert, ob man die Kirche in Großrudestedt nicht abreißen müsste. "Doch", so sagt Johanna Ahrenhövel, "mir hat das Herz geblutet. Gerade weil ich selbst gerne in Chören singe und die Kirchenmusik schätze. Es tat mir leid um das Instrument." 2017 gründet sie mit anderen einen Förderverein. Unermüdlich schreibt sie Anträge, organisiert Benefiz. Auch in diesem Jahr gibt es wieder acht Veranstaltungen, Lesungen, Vorträge und Konzerte. Die Landeskirche gibt Geld und auch das Denkmalamt.

Eine Orgel zu sanieren, dazu gehört meistens, die ganze Kirche zu sanieren. Denn es nützt nix, wenn die Orgel gemacht ist - und hinterher kommen Maurer und Maler in die Kirche und der Staub setzt sich in das Instrument. So war es auch in Großrudestedt. Die Kirche ist herausgeputzt wie die Fassung für ein Juwel, wie es die Walcker-Orgel bald schon wieder sein wird. Dann in einen frohen Choral einzustimmen, wird nicht schwerfallen, meint Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda.

Montag, 29. April: Bayer Leverkusen ist deutscher Meister

Sogar Bayer 04 Leverkusen hat eine Vereinshymne! Habe ich aus aktuellem Anlass mal recherchiert.
"Mit dem Kreuz auf der Brust, mit Herz und Gefühl
Stehen wir zu dir, Bayer 04"

Wobei kein christliches Kreuz gemeint ist, sondern das Logo einer Fabrik für Kopfschmerztabletten.
Sie singen es mit der ganzen Fankurve im tausendfachen Chor. Die Reime holpern, Klischees werden gedroschen. Das musikalische Material ist schmerzhaft dünn. Da verkaufen sich die Tabletten gleich noch mal so gut. So denke ich es mir, von ferne betrachtet.

Andererseits muss man es erlebt haben, mal nach Kräften mitgesungen haben. Keiner beschwert sich, wenn du den Ton nicht triffst. Diese Gänsehaut, wenn sich alle eins machen. Da weiß man, wofür eine Hymne da ist. Lieder von Hoffnung und schönen Erinnerungen - und verarbeiteten Niederlagen. Und völlig neu singt sich der alte Text als deutscher Meister.

Gregor Heidbrink, Superintendent in Apolda 2 min
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MDR THÜRINGEN - Das Radio Mo 29.04.2024 06:20Uhr 01:49 min

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Wer weiß, ob nicht die Kinder einmal dieselbe Hymne mitsingen. Und die Begeisterung fliegt von Generation zu Generation. Denn im Stadion geht es nicht nur um Fußball - so wenig es in der Kirche nur um Gott geht. Sondern es geht immer auch darum, was das mit uns macht, und wie wir es gemeinsam feiern.

Ich denke, jeder von uns hat etwas verdient, zu dem sich singen lässt. Oder jemanden. Da muss es etwas Größeres geben als einen selbst. Sich mit vielen tausend Kehlen vereinen und singen, weil man endlich am Ziel ist. Genießt das Gefühl! So wird der Himmel sein. Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda.

Sonntag, 28. April: Der Hauptmann von Köpenick

Gregor Heidbrink, Superintendent in Apolda 2 min
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MDR THÜRINGEN - Das Radio So 28.04.2024 06:20Uhr 01:53 min

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Die Kapelle im Zuchthaus in der preußischen Strafanstalt. Sie gleicht einem nüchternen Vortragssaal mit erhöhtem Podium. Vergitterte Fenster. Wachen rechts und links am Ausgang. Die Aufseher sitzen abgesondert von den Häftlingen auf Stühlen.

Auf dem Podium steht der Anstaltspfarrer und dirigiert. Der Gefangenenchor singt:
"Bis hierher hat mich Gott gebracht durch seine große Güte…" So ist es im Theaterstück von Carl Zuckmayer "Der Hauptmann von Köpenick" - eine Komödie natürlich. Denn wohl kaum würden die Gefangenen wirklich so singen: "bis hierher hat er mich geleit', bis hierher hat er mich erfreut …"

Das hieße ja, die Gefangenen sind froh, dass man sie geschnappt und verurteilt hat. Andererseits weiß man nicht, wie die Wege des Herrn noch so gehen, denn unter den Gefangenen sitzt auch der Schuster Voigt. Der lernt von seinem militaristischen Anstaltsdirektor alles, was er braucht, um sich als Hauptmann ausgeben zu können. Mit seinem Raubzug nach Köpenick macht er sich unsterblich. Er wird zum "Hauptmann von Köpenick".

Auch wenn es komödiantisch gemeint ist, Lieder von Glauben und Gotteslob im Gefängnis - es gehört durchaus dazu: Dass man diese Lieder singt, selbst wenn die Gegenwart noch nichts davon einlöst. Sich entscheiden, vom Himmel zu singen, von Leben und von Gottes Führung, selbst wenn es noch Wasser und Brot gibt. Im Gesang wächst das Vertrauen auf die Möglichkeiten. Lob und Hoffnung bereiten die Komödie vor. Damit am Ende gelacht werden kann.

Das meint Gregor Heidbrink, evangelisch aus Apolda.

Gregor Heidbrink Der evangelische Theologe Dr. Gregor Heidbrink (Jahrgang 1979) ist Superintendent im Kirchenkreis Apolda-Buttstädt und lebt in Apolda. Zuvor war er zehn Jahre lang Pfarrer in Finsterbergen im Kirchenkreis Waltershausen-Ohrdruf. Das Theologiestudium hat er in Greifswald und Halle absolviert. Bis zu seiner Entsendung nach Thüringen war der gebürtige Bonner Vikar in Wettin an der Saale.

MDR THÜRINGEN

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 02. Mai 2024 | 06:20 Uhr