Die Medienschau

Kommentare Freizeitpark/Tag der Arbeit

02. Mai 2024, 06:36 Uhr


Die Stuttgarter Nachrichten schreiben: "Bundeskanzler Olaf Scholz hat eine weitere Verschiebung des Renteneintrittsalters zu Recht abgelehnt. Er stemmt sich damit gegen eine von interessierter Seite in Wirtschaft und Politik losgetretene Kampagne, die ein Zerrbild Deutschlands zeichnet. Da wird suggeriert, die Deutschen seien nicht mehr fleißig genug, arbeiteten zu wenig, müssten zu mehr Überstunden animiert werden und scheuten vor Mehrarbeit zurück. Das Schlagwort vom 'Freizeitpark Deutschland' hat wieder Konjunktur. Das alles ist empörendes Gerede, das weit an der Realität vorbeigeht."

Die Frankenpost aus Hof bemerkt: "Ohne Frage, irgendwann ist das Alter erreicht, in dem einen die Entwicklungen der Arbeitswelt überrollen, in dem die Taktung zu schnell ist, in dem die Anforderungen zu hoch sind. (...) Dennoch ist es von Bundeskanzler Olaf Scholz grob fahrlässig, eine weitere Erhöhung des Rentenalters über die bislang beschlossene Anhebung auf 67 Jahre hinaus derart kategorisch auszuschließen. Wie sehr ein Politiker damit auf die Nase fallen kann, zeigt das Beispiel des einstigen Bundesarbeitsminister Norbert Blüm mit seinem markigen Spruch 'Denn eines ist sicher: die Rente'. Pah, nichts ist sicher."

Focus.de meint dazu: "Der Drang zur "Selbstverwirklichung" mit Hilfe einer angeblich besseren Work-Life-Balance ist eine Tatsache. Den vielen fleißigen Männern und Frauen in Werkshallen, Büros und Serviceeinrichtungen Respekt zu zollen, ist am Tag der Arbeit zweifellos angebracht. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass immer mehr – keineswegs alle – Deutsche mehr Freizeit höher schätzen als mehr Lohn. Die Wirtschaft leidet unter dem dadurch verstärkten Fachkräftemangel. Da sind Jubelbotschaften über angeblich so fleißige Deutsche fehl am Platz."

Die Badische Zeitung aus Freiburg findet: "Es stimmt, dass mehr Flexibilität dem Arbeitsmarkt gut tut, aber anders als es sich die Vertreter vorstellen, die mit dem dummen Pauschalvorwurf der Faulheit so schnell bei der Hand sind: Gegen eine freiwillige Verlängerung der Lebensarbeitszeit für die, die dazu noch in der Lage sind, spricht nichts. Lebensarbeitskonten würden Arbeitnehmern mehr Autonomie und die Chance geben, auf die Anforderungen verschiedener Lebensphasen angemessener zu reagieren. Diejenigen, die ihre Klientelpolitik lieber hinter zugespitzter Rhetorik verstecken, entblößen mit dem Vorwurf der Faulheit nur eines – ihre eigene Denkfaulheit."