Eine Stadt im Trend Der Medien-Hype um Leipzig

11. Dezember 2014, 15:59 Uhr

Leipzig ist jetzt "Hypezig". Wer den Begriff geprägt hat, lässt sich nicht mehr genau sagen. Aber die Stadt an der Pleiße liegt momentan einfach voll im Trend. Und genau diesen Trend haben wir unter die Lupe genommen.

"Hypezig" setzt sich aus den Wörtern "Hype" und "(Leip)zig" zusammen und beschreibt die mediale Vermarktung und künstliche Aufwertung der Stadt. In allen großen Medien wird Leipzig derzeit als "hipste" Großstadt der Republik beschrieben. Alles begann damit, dass die "New York Times" Leipzig im Jahr 2010 in seine Liste der zehn angesagtesten Städte aufnahm und die Stadt in Sachsen schließlich als "Better Berlin" betitelte. Leipzig gilt als jung, modern und günstig. Seit 2011 bekommt die Stadt jährlich rund 10.000 neue Einwohner hinzu. Damit zählt die Sachsenmetropole mittlerweile zu den am stärksten wachsenden Städten Deutschlands. Und so wurde Leipzig "wie Berlin, nur besser", befand etwa "Spiegel Online".

Preiswerter Wohnraum, viele Radwege, eine vielfältige Kneipenszene und jede Menge Kultur in Theatern, Opern und Konzerthäusern - das ist es, was Leipzig ausmacht. Die Universitäten der Stadt ziehen außerdem jedes Jahr zahlreiche Studenten an. Es gelinge hier noch, "ein bisschen zu arbeiten, um viel zu leben", schwärmen Hipster in der "Stuttgarter Zeitung". Es sei der "unfertige", auch etwas "rotzige" Charme, der hier noch zu finden sei (…), behaupten Leipzig-Fans. Tolerant und offen sei die Stadt zudem, auch ein "Biotop der Schwulenszene", wie die ZEIT berichtete.

Doch bei all dem Medienrummel um die ach so hippe Stadt gehen viele Probleme einfach unter oder werden gar nicht erst angesprochen. Dass öffentliches Geld im City-Tunnel versenkt werde, viele Leipziger die Inszenierung des Völkerschlachtdenkmals als Top-Sehenswürdigkeit durchaus fragwürdig fänden und die Förderung der freien Kunstszene noch immer auf sich warten ließe, würde schlicht verschwiegen, meint der Leipziger Publizist André Hermann. Auch das Drogenproblem, vor allem in der Eisenbahnstraße, wird kaum erwähnt. Und selbst der Hype hat seine Schattenseiten, die sich vor allem bei den steigenden Mietpreise und überfüllten Hörsälen zeigen. Es ist eben nicht alles Gold, was glänzt. Und doch würden viele Leipziger niemals woanders leben wollen.